Hauptpfählen der Galerie hingen und durch den Rauch des Herdfeuers,
das ständig unter ihnen brannte, geschwärzt worden waren. Rund um
dieses Feuer, hinter dem wir sassen, befand sich der Platz für den
Häuptling und die vornehmsten Ältesten, wenigstens Hess sich Bui
D ja l o n g mit einigen ehrwürdigen Greisen dort nieder. T a m a n U low
und die Kajan hatten uns schon am Boh auf die Neugier der Kfinja-
frauen und -Kinder vorbereitet und auch Bui D ja l o n g hatte uns bereits
dringend gebeten, • nicht böse zu werden, wenn man uns lästig
falle, denn der ersten Neugier müsse durchaus genügt werden. Da sie > o 0 0
hinzugefügt hatten, dass die Könj’a viel freier als die Bahau seien und sogar
handgreiflich werden, bereiteten D e m m e n i und ich üns auf unseren
Gongen, auf denen wir zur Schau dasassen, auf einige schwierige Augenblicke
vor. Anfangs wurde es jedoch nicht so schlimm. Die den Schädeln
gegenüber versammelte Menge wuchs 0 0 o zwar sehr an und das
Gedränge war weit stärker, als ich es bei den Bahau je erlebt hatte,
aber anfangs drückte sich das Erstaunen nur in den Gesichtern aus
und äusserte sich nur in zahlreichen eh-eh-Rufen, die nicht aufhörten
und bei jeder Bewegung, die wir machten, an Zahl und Stärke Zunahmen.
Augenscheinlich befriedigten wir noch nicht ganz die Neugier
der Menge, obgleich wir bereits auf Verlangen einen Ärmel und ein
Hosenbein hinaufgestreift hatten zifm Beweis, dass unsere Haut auch
unter der Kleidung weiss war. Eine freundliche, lebhafte Frau, des
Häuptlings Gattin, konnte ihre Wissbegierde schliesslich nicht mehr
bezwingen, packte meinen Arm, streifte den Ärmel auf und strich sacht
über meine Haut, wobei sie in viele bewundernde eh-Rufe ausbrach.
Von ihren, in der Könjasprache gestellten Fragen verstanden wir kein
Wort, aber wie Bui D ja l o n g schmunzelnd verdolmetschte, bat sie uns,
alle Kleider abzulegen. Auch die Menge rief laut „sow (ausziehen)
mang (alles),” und begann sich um meine Person zu drängen-, aber
ich setzte meinerseits dieser Schaustellung einigen Widerstand entgegen,
so dass ich die Zuschauer unbefriedigt liess. Unterdessen hatte der
Häuptling den Umstehenden, hauptsächlich den alten Männern, über
seine Erlebnisse mit uns ausführlich berichtet, wenigstens schloss ich
das aus den immer wieder auf uns gerichteten Blicken der Zuhörer.
Zum Glück empfand man vor unserer Erscheinung noch zu viel
Scheu, um zudringlich zu werden, und nur wenige Frauen wagten
dem Beispiel von Bui D ja l o n g s Gattin zu folgen und sich von
der Echtheit unserer weissen Haut selbst zu überzeugen.
So sassen wir denn etwa eine halbe Stunde da und Hessen uns betrachten
l; &glücklicherweise fanden wir unsererseits an den Menschen
um uns herum ebenfalls viel Sehenswertes. Am meisten fiel uns das
kräftige und gesunde Aussehen der Leute auf und das- seltene Vorkommen
der beiden Hautkrankheiten k i län (Tinea imbricata) und bak
(Syphilis) v welche den Anblick einer Menge von Bahau-Dajak für
Europäer anfangs so abstossend macht. Dagegen waren Kröpfe hier
viel allgemeiner verbreitet als am Mahakam und waren die Ohrlappen,
besonders bei den Frauen, viel stärker ausgereckt, als ich es bei
den Bahau je gesehen hatte. Die Ohrringe waren denn auch besonders
zahlreich und schwer. Die Kleidung stimmte mit der der Bahau
überein, nur bestand sie sehr einförmig aus weissem oder hellbraunem
Kattun oder Baumbast, weil wegen der Trauer des Häuptlings um
seine Tochter alle Bewohner der Niederlassung zum Ablegen ihrer
schönen Kleider gezwungen waren.
Nach Verlauf der halben Stunde, als Bui D ja l o n g glaubte, unsere erste
Begrüssung habe lang genug gedauert, forderte er uns auf, nach unserer
Wohnung zu gehen, und führte uns über eine Treppe und einen Holzsteg,
die mit hübschen Geländern und Bambuszweigen sorgfältig verziert waren,
an das Ufer des Djömhäng. Dort erhob sich eine ebenfalls verzierte Plattform
und daneben ein langes,'scheunenartiges Gebäude, das aus neuen
Brettern und Schindeln verfertigt und 1 m über;dem Boden gebaut
war. Ich kam zuerst nicht auf den Gedanken, dass die Verzierungen
am Wege unserem Empfange galten, weil.’ ich eine solche Ehrung
bei den Dajak noch nicht erfahren hatte, ich hielt den Schmuck vielmehr
für den Überrest von irgend einem Fest. Meine Malaien erzählten
jedoch, dass nicht nur die ganze Festverzierung zu unserer
Ehre angebracht worden war, sondern dass man auch das Haus für
unseren Empfang neu errichtet hatte. Die Höhe dieses Gebäudes schien
zwar für lange Europäer nicht berechnet zü sein, aber die Grundfläche
war sehr og ross,' so dass ich die eine Hälfte des Raumes meinem inländischen
Personal, d. h. den Malaien, zum Wohnen anweisen, die
andere für D e m m e n i und mich einrichten konnte. Wir hatten bereits
eine Stelle zum Auf hängen unserer Moskitonetze ausgesucht und eine
Tür erhalten, um-sie als Tischbrett zu gebrauchen, als man uns aus
einem unverständlichen Grunde wieder zur Häuptlingswohnung rufen
kam. Bei unsere'r Ankunft fanden wir dort eine noch stärker ange-
wachsene Menge und Bui D ja l o n g erklärte, die Leute: regten sich