den Kapuas und die Rücken, die sich von ihr aus zum Mahakam
erstrecken, benommen, so hatten wir nach Nord-Osten einem prachtvollen
Blick ins Mahakamtal, das vier Rücken durchbricht. In der
Regenzeit, wo die Luft klarer ist, hätten wir eine bessere Fernsicht
genossen. Jetzt befanden wir uns leider auch am zweiten Morgen
nicht über den Nebelmassen.
Der Berggeist, der sich nachts sehr ruhig verhielt, liess tagsüber,
besonders wenn die Sonne schien, ein Heer von stechenden und saugenden
Insekten auf uns los, vor denen ich mich, wenn ich nicht das
Fällen der Bäume zu beaufsichtigen hatte, sogleich in mein Klambu
rettete, da B ie r alles Kajuputi-Öl nötig hatte, um sich während der
Arbeit zu schützen.
Am Morgen des 24. Oct. fand nach beendeter topographischer Arbeit
der Abstieg statt, der uns zwar leichter fiel o ' als der Aufstieog ,• der
Steilheit des Abhanges wegen aber immerhin sehr ermüdend war.
Ausserdem wurden wir ständig durch die Kuli aufgehalten, die unterwegs
Früchte sammelten oder tuba p a rei und tengang zur Herstellung
von Schnüren hackten, wogegen ich nichts einwenden konnte, da unsere
Netze einer Reparatur dringend bedurften. Unten angelängt griff
ich zum sichersten Mittel, die Leute zur Eile anzuspornen, nämlich zum
Abfeuern einiger Schüsse, die ihnen in einer derartig einsamen Umgebung
immer Schreck einflössen. Sie eilten denn auch schleunigst
herbei, so dass wir über den Fluss zu unserem Lager setzen konnten^
wo wir alles in guter Ordnung wiederfanden und die zurückgebliebenen
Männer sich inzwischen etwas erholt hatten.
Leider begann das Wasser, das uns bisher so günstig gewesen war,
des Morgens so schnell zu steigen, dass B ier bereits früh aufzubrechen
beschloss, um noch die Fälle des Matandow passieren zu können. Ich
o-ab ihm noch einige meiner Kuli mit, die längs des Uferpfades zu
mir zurückkehren sollten, doch sandte mir B ie r mit diesen auch noch
drei seiner eigenen Leute, weil das Wasser in kurzer Zeit zwei Meter
gestiegen war und das Gepäck desshalb beim Hinunterfahren über
den Kiham Matandow nicht im Boote bleiben konnte, sondern zu Lande
bis unterhalb der Wasserfälle getragen werden musste.
Während die Männer ihre Mahlzeit einnahmen, fiel das Wasser wieder
so weit, dass das leere Boot ohne Anstrengung über die Fälle
geschafft werden konnte. Unser Hab und Gut wurde inzwischen auf
dem früher entdeckten guten Pfade hinab befördert.
Bis wir unterhalb des Matandow angelangt waren und alles Gepäck
sich wieder im Boote befand, war es Mittag geworden, doch wurde
mit dem angenehmen Bewusstsein, die schwierigste Stelle hinter dem
Rücken zu haben, die topographische Arbeit begonnen.
Mit Rücksicht auf die heftige Strömung vereinbarten wir, dass ich
nur i x/2 Stunden weiter fahren sollte, damit B i e r uns leichter einholen
konnte. In meinem Boote befand sich beinahe die ganze Zeltausrüstung,
doch trugen besonders die schweren Kisten mit der Gesteinsund
’ Fischsammlung dazu bei, dass das nicht sehr grosse Boot tief
ins Wasser eintauchte. Da das Wasser unterhalb der Fälle ausserdem
sehr bewegt war, strengten sich 6 unserer Kajan an, das Boot
längs des Ufers, ausserhalb des hohen Wellenganges in der Flussmitte,
zu halten.
Wir gelangten auch glücklich über diese Stelle und eine weiter
unten gelegene Stromschnelle; übrigens beunruhigte ich mich nicht
sonderlich, weil drei der tüchtigsten Männer die Führung übernommen
hatten: A n j a n g N j a h u und M a r i n g K w a i sassen am vorderen, S a -
w a n g H n g in am hinteren Bootsende. Plötzlich, hinter einer Flussbiegung,
geriet das Fahrzeug in heftig bewegte Wassermassen und wurde
von einer Welle auf die andere geschleudert. Zwar versuchten die
Männer, das Boot mit Anspannung aller Kräfte und Anwendung ihrer
ganzen Steuerkunst zum Ufer hinzulenken, aber die Spitze eihob sich
nicht schnell genug, das ohnehin überladene Fahrzeug sank und die
Wellen schlugen von allen Seiten hinein. Ich erinnere mich nur noch,
dass A n j a n g 1 N j a h u mir etwas zurief. Vielleicht verlor ich für kurze Zeit
die Besinnung, jedenfalls weiss ich nur, dass ich mich unter Wasser
treiben fühlte, ohne von Boot oder Mannschaft etwas wahrzunehmen.
Bei der rasenden Strömung blieb mir nichts übrig, als so schnell
als möglich an die Oberfläche zu gelangen; so schlug ich denn mit
Armen und Beinen kräftig aus und bekam, bevor ich noch zu sehr
betäubt war, erst mit der linken, dann mit der rechten Hand etwas
Festes zu packen, augenscheinlich die Ränder des umgekippten Bootes,
unter dem ich trieb. Ein kräftiger Ruck half mir heraus und
einige Schläge brachten mich nach oben. Meine Augen standen noch
voll Wasser und ich hatte noch kaum Luft schöpfen können, als ich
erst am Kopf, dann an den Schultern gepackt und auf die runde
Bootsunterseite hinaufgezogen wurde. Fünf Kajan und A b d u l sassen
bereits oben, daher schwamm das Boot tief in dem durchwühlten Wasser,