Was die Bevölkerung am mittleren Mahakam betrifft, so bilden am
Hauptfluss selbst Mujub und Udju Tépu, wo der Stamm der Tring-
Dajak lebt, ihre ersten Siedelungen; weiter aufwärts, in Ana, wohnen
die Hwang-Ana, in Long Iram die Hwang-Däli, in Udju Halang die
Uma-Luhat, in Lirung Kédawang die Uma-Méhak, in Sirau die Hwang-
Sirau, in Long Way und Long Howong die Long-Way, in Boh die
Long-Boh, in Laham die Uma-Laham, in Uma-Wak und Long Asa
die gleichnamigen Stämme, in Uma-Méhak ein anderer Teil der Uma-
Méhak und ein Teil der Uma-Tuwan. Die jetzt in Long Dého ange-
siedelten Stämme: die Long-Glat, ein Teil der Uma-Tuwan, Batu-Pála
und Uma-Wak lebten bis vor kurzem unterhalb der Wasserfälle in
Lirung Tika. In Long Bagung wohnten früher Malaien, die durch den
Bunut mit dem Flussgebiet des oberen Murung (im Baritogebiet) Handelsbeziehungen
unterhielten, aber gegenwärtig ist diese Niederlassung
verlassen.
An den Nebenflüssen des Mahakam finden sich die Bewohner folgen-
dermassen verteilt: am Rata haben sich die Stämme der Uma-Témha,
Mahakam und Djinawang beieinander niedergelassen, am Pari die Uma-
Lutan und Uma-Téliba; am Médang leben verschiedene Stämme im
gleichen Dorfe vereinigt, was auch in den meisten anderen Niederlassungen
der Fall ist. Der Grund für dieses Zusammenleben liegt
hier, wie auch oberhalb der Wasserfälle, in dem Streben der stärkeren
Stämme, ihre Seelenzahl und somit ihre Macht durch Einverleibung
kleinerer, unterworfener Stämme zu vergrössern. Die Gesamtseelenzahl
aller dieser Bahaustämme ist auf etwa 5000 Personen zu schätzen.
Neben diesen sesshaften Stämmen der ackerbautreibenden Bahau
nomadisieren in den Quellgebieten der Nebenflüsse noch die Jägerstämme
der Punan. An den linken Nebenflüssen sind es die Punan-
stämme der Lisum, Kohi, Lugat und Haput; die Namen der Stämme
an den rechten Nebenflüssen sind mir unbekannt.
Die Bahaustämme bilden bereits seit Jahrhunderten die Bevölkerung
des Mahakamgebiets, in welches sie, wie schon gesagt, ihren Traditionen
zufolge, aus dem Apu Kajan eingewandert sind. Einige derselben
tragen übrigens auch jetzt noch die Namen von Flüssen oder
Bergen im Bohgebiet, das sie während ihrer Auswanderung passierten
und in dem sie sich, ebenso wie die Urna-Timé bei ihrem Durchzug ' o
zum Tawang, zeitweise an verschiedenen Orten niederliessen. Die Uma-
Boh, Long-Glat, Long-W’ay und Témha führen ihre Namen nach dem
Boh und seinen Nebenflüssen Glat, Way und Tömha, während die
Tring nach dem Berg Tring oberhalb der Ogamündung genannt
wurden. Die Long-Glat scheinen als die letzten am Ende des 18.
Jahrhunderts im Mahakamgebiet angelangt zu sein, wonach ein Teil
von ihnen sich, nach einem vorübergehenden Aufenthalt oberhalb der
Wasserfälle unter dem berühmten Häuptling Bo L e d jü A j a , zu Anfang
des vorigen Jahrhunderts unterhalb derselben niederliess.
Diese Stämme hat das Schicksal aller ihrer Verwandten getroffen,
die aus dem hohen Gebirge in die Tiefländer ausgewandert sind; sie
wurden hier mehr als in ihrem hohen, isolierten Bergland von der
Malaria und von Infektionskrankheiten, wie Cholera und Pocken, die
von der Küste bei ihnen eingeschleppt wurden, heimgesucht, so dass
ihre Anzahl und Wohlfahrt abnahm. Unter den vielen Stämmen am
Mittel-Mahakam ist dieser Degenerationsprozess bereits weit vorgeschritten,
denn ihre Kopfzahl ist sehr gering und ihre Dörfer machen
einen viel verfalleneren Eindruck als diejenigen im höher gelegenen
Lande oberhalb der Wasserfälle oder in Apu Kajan. Während
die Bewohner in den Gebirgsgegenden dank ihrer Arbeitsamkeit nur
selten Hunger leiden, ist dies unterhalb des Kiham Halo häufig der
Fall, so dass gegenwärtig viel fremder Reis auf dem Mahakam angeführt
werden muss.
Die Anwesenheit der vielen Fremden in diesen Gegenden trägt, O O '
wie aus der Reisebeschreibung selbst schon hervorging, das ihrige
zum Rückgang der Bevölkerung bei. Vom unteren Mahakam aus
drangen, nachdem die Buschprodukte dort erschöpft w'aren, Buginesen
und Kuteinesen, vom Barito aus Bakumpai, Ot-Dänum und Liäng in
die noch unberührten Wälder am mittleren Mahakam, um diese aüs-
zubeuten. Diese Einwanderung der Fremden fand erst statt, nachdem
die Häuptlinge der Bahau mehr und mehr unter fBen Einfluss
des Kuteischen Sultanats geraten waren und die Händler, die diese
Stämme besuchten, nicht mehr so grosse Gefahr wie in früheren Zeiten
bei ihnen liefen. Etwa um 1892 oder 93 zogen die ersten Truppen von
Buschproduktensüchern vom Barito unter Anführung des Maleien R a d e n
D j a j a K u s ü m a in dieses Mahakamgebiet und gleichzeitig liess sich eine
ähnliche Kolonie aus Kutei unter einem Abkömmling des Kuteischen Fürstenhauses
an der Mündung des Pari nieder. Durch den grossen Einfluss,
den die Lebensweise dieser Fremden auf die ursprüngliche Bevölkerung
ausübte,.-haben deren Verhältnisse wesentliche Änderungen erfahren.