lerlei schlechten Arzneien, welche Dajak, Malaien und Chinesen sie
der Reihe nach hatten schlucken lassen, gestorben war. Die Boten waren
nur mit der Verkündigung der Todesnachricht beauftragt und versuchten
nur sehr schüchtern, K w in g I r a n g zurückzuhalten; sie fuhren
auch sehr bald weiter nach Long Deho. Von diesem Dorfe aus hatte
man mir sagen lassen, dass man mir 2—3 Tage später ein Boot mit
vollständiger Bemannung nachsenden wolle, aber M id a n , der Überbringer
dieses Berichtes, erklärte, die vornehmsten Long-Glat hätten
sich so sehr dem Spiel ergeben und jeder litte so stark an Nahrungsmangel,
dass an eine Ausführung des Planes in nächster Zeit nicht
zu denken sei.
Durch plötzlich eingetretenes Hochwasser äufgehalten kam die eigentliche
Gesandtschaft erst 2 Tage darauf, um K w in g I r a n g offiziell nach
Long Töpai zurückzurufen. Zum Glück hatte ich bereits morgens, laut unserer
Vereinbarung, die Könja in Gesellschaft von 6 Kajan in 2 Böten
endlich den Boh hinauffahren lassen, um unsere Ankunft in Apu Kajan
zu melden. Vorher hatte T a m a n 'U lo w nochmals in K w in g I r a n g s Gegenwart
deutlich von mir hören wollen, was er Bui D ja l o n g als
Begründung meiner Reise angeben solle, wobei ich kurz «das „nem'e
(Verbesserung) urib" (des Bestehens) der Bevölkerung am Mahakam
und Kajan betonte, augenscheinlich zu beider Zufriedenheit. Zum Abschied
musste ich U l o w noch ein Kopftuch und seinen Gefährten ein
Stück rotes, golddurchwirktes Zeug schenken, wie er sagte: „nhne
kenap deha njäm" „zur Verbesserung der Stimmung seiner jungen
Mitgesellen.” T a m a n U l o w selbst war übrigens über sein Extrageschenk
ebenso glücklich wie seine Genossen.
Der Gesandte von Long Töpai war niemand Geringeres als Bo T i ju n g ,
der vornehmste Dorfälteste, der mit seinen Begleitern in Kleidung,
Haltung und Stimme die tiefste Trauer ausdrückend über die letzten
Ereignisse in Long Töpai ausführlich berichtete und sich dann in eingehende
Betrachtungen über das, was „man” von K w in g erwartete,
was die adat verlangte und dergleichen mehr vertiefte. Alles lief darauf
hinaus,' dass K w in g I r a n g zurückkehren und das Begräbnis seiner
Schwester mit besorgen helfen müsse, wobei man mir das glänzende
Vorbild von Bo L e d jü A j a vorhielt, der auf die Nachricht vom Tode
seiner Schwester hin von seiner angetretenen Kopfjagd nach dem Barito
ebenfalls heimgekehrt war. Obgleich -ich in den letzten Tagen bereits
gehört hatte, dass zwischen K w in g I r a n g und Bo T i ju n g im Lager
von Long Kawat bereits alle Massregeln für einen eventuellen Tod
der alten Bo U n ia n g getroffen worden waren, ging ich auf die Komödie
doch ernsthaft ein. Seitens der Long-Glat waren die Vorstellungen
vielleicht doch wirklich ernst gemeint, weil sie selbst jedenfalls
nicht mitdurften, was für sie eine grosse Enttäuschung bedeutete, und
sie K w in g I r a n g überdies nicht die Ehre gönnten, als erster und mit
mir die Reise zu den Könja zu unternehmen. Sie zeigten sich denn
auch nicht zufriedengestellt mit meiner Bemerkung, ein so grösser
Häuptling, wie K w in g I r a n g , dürfe nicht wie ein gewöhnlicher Mensch
dem Zug seines Herzens folgen, sondern müsse sich überwinden, wenn
es wie hier im Interesse aller Mahakambewohner eine wichtige Reise
zu unternehmen gelte. Wohl gab Bo T i ju n g dies alles zu und bestätigte
die Notwendigkeit unseres Unternehmens, doch wiederholte er
auf die verschiedenste Weise, was die adat bei solchen Gelegenheiten
verlangte und wie man ihr früher gefolgt sei. Ich musste ihm denn
auch deutlich machen, dass ich es ihnen allen sehr übel nehmen würde,
falls K w in g zurück ginge, nachdem ich so viele Monate auf ihre adat
und alle ihre Hindernisse Rücksicht genommen hatte, auch äusserte
ich meine Verwunderung über die geringe Einsicht, die er an den
Tag legte. Gegen diesen Vorwurf hielt Bo T i ju n g nicht stand und
behauptete, dass er die Verhältnisse selbst sehr gut einsehe, dass es
aber seine Pflicht sei, mir die Ansicht der Leute auseinanderzusetzen.
Während unserer ganzen Unterhaltung sagte K w in g nur sehr wenig,
doch erklärte er sich zum Schluss, falls ich so fest auf seinem Bleiben
bestehe, geneigt, mit den Boten von Long Töpai über das Begräbnis
seiner Schwester zu beratschlagen. Mit dieser Erklärung zufriedengestellt
eilte ich nach meinem Zelt zurück. Als ich abends, nach der
Abreise der Long-Glat, den braven, alten K w in g nochmals besuchte,
äusserte er sich über seinen Beschluss, am Reiseplan festhalten zu
wollen, sehr befriedigt. So wurden denn die letzten Vorbereitungen zu
unserer eigenen Abreise getroffen.