und sein glatter, runder Kiel bot mir, der ich an dergleichen Vorfälle
nicht gewöhnt war, einen nichts weniger als festen Sitzplatz. Die
Kajan schwiegen, nur A b d u l , der hinter mir sass und mich voller
Angst umklammert hielt, rief fortwährend: Tuwan, Tuwan! (Herr,
Herr!), so dass ich ihn mit „tida apa" (es ist nichts) beruhigen musste.
Unterdessen suchte mir A n ja n g N ja h u mit Gewalt die Kleider vom Leib
zu reissen, aber der starke Kaki widerstand seinen Bemühungen und er
konnte nur meinen geologischen Hammer aus der Tasche ziehen und
in den Fluss werfen. Bevor er noch weiteres ausrichtete, wurde das
Boot von einer neuen Stromschnelle ergriffen, wobei jeder an sich
selbst denken musste und ich vom Boot ins Wasser glitt. Mit einigen
Schlägen war ich jedoch bald wieder an der Oberfläche, wo ich einen
treibenden Schild zu packen bekam. Mich an die dajakische Weise
Flüsse zu durchschwimmen erinnernd, fasste ich den Griff des Schildes
mit der einen Hand, hielt diesen selbst unter mir und schwamm so halb
treibend zuerst neben dem Boote, dann, als ich vor einem vorspringenden
Felsen in ruhigeres Wasser gelangte, ans Land. In voller Ausrüstung,
den Revolver an der Seite, war das Schwimmen sehr anstrengend,
doch erreichte ich glücklich das Ufer, bevor mich die Strömung
etwas weiter unten in einen neuen Strudel zog/Die 6 Männer, die
mir nach ins Wasser gesprungen waren, zogen das Boot jetzt an
einem Rotang ans Land, und dann standen wir triefend, unserer Habe
beraubt, neben einander am Waldessaum. A n ja n g N j a h u , der sich als
Anführer für das Unglück verantwortlich fühlte, blieb anfangs scheu
zur Seite stehen und trat erst, als er sah, dass ich nicht zürnte, mit
bleichem Gesicht auf mich zu und fragte, ob ich verwundet wäre.
Auch T in g a n g S u l a n g kam, um sich von meinem Wohlergehen zu überzeugen.
Er war, da er mich nach dem Umschlagen nicht mehr an die
Oberfläche- hatte kommen sehen, wieder ins Wasser gesprungen und
dann ebenfalls mit dem Boote abwärts getrieben worden. M a r in g K w a i
fehlte noch, doch hatte man ihn auf meinen mit Riemen zusammengeschnürten
Matratzen hinunterfahren sehen; augenscheinlich war auch
er irgendwo gelandet.
Eigentümlicher Weise war mein erstes Empfinden nach der Rettung
Selbstbefriedigung über die Geistesgegenwart, mit der ich mich durch
die Schwierigkeiten hindurch gerungen hatte; erst viel später fühlte
ich dankbare Freude über meine' Lebenserhaltung.
Den Verlust .unseres Gepäckes betrauerte ich lebhaft, da an ein
Auffischen der Sachen nicht zu denken war. Ich hatte zwar beim ersten
Auftauchen eine eiserne Kiste und mein Moskitonetz vor mir schwimmen
sehen, doch waren sie mit allem anderen gewiss längst gesunken.
Meine wertvollen Sammlungen waren unwiderruflich verloren,
ebenso die Konserven, die wir uns vom Munde gespart hatten. Besonders
bedauerte ich den Verlust meines prachtvollen Jagdgewehrs,
eines Fernrohrs, einiger Barometer und Bücher. Meine geologischen
Aufzeichnungen und den geologischen Kompass fand ich zu meiner
Freude noch in meinen Taschen; auch war der Schmiedehammer an
dem hölzernen Gestell, das im Boote als Fussboden diente, hängen
geblieben. Dass wir unseren Reis verloren hatten, machte mich sehr
besorgt; zum Glück hatte sich nur ein halber Packen im Boote befunden
und führte B i e r den Hauptvorrat mit sich. Das grosse Segeltuch,
mit dem wir die Reispacken zugedeckt hatten, war also auch
gerettet.
Sehr bald erschien B i e r an der Unglücksstätte, denn M a r in g
K w a i war, gleich nachdem er sich ans Ufer gerettet hatte, zu ihm
gelaufen und hatte ihm weinend den Vorfall berichtet. M a r in g hatte
meine Matratze gerettet, was mir sehr angenehm war. Meine Kajan
schienen mir durch den gänzlichen Verlust ihrer Habe für den Unfall
v den sie durch grössere Aufmerksamkeit vielleicht hätten vermeiden
können, genügend schwer bestraft; überdies hatte ich ja auch
den Zug in dieses ihnen fast unbekannte Gebiet auf eigene Verantwortung
unternommen.
Nachdem ich mich aus B i e r s Garderobe mit trockener Kleidung
versehen hatte, beschlossen wir, an diesem T a g e nicht weiter zu fahren,
sondern zu beraten, wie uns aus der kritischen Lage zu helfen sei.
In den letzten Strahlen der untergehenden Sonne trocknete ich meine
Uhr, meinen Revolver, den geologischen Kompass und meine Kleider.
Als 'unsere Männer den ersten Schrecken überwunden zu haben schienen,
wurde in einem Kriegsrat bestimmt, dass ich mit nur einem
Boote und der nötigen Bemannung ohne Aufenthalt bis zum Blu-u
durchreisen und dafür sorgen sollte, dass man B i e r von dort aus so
schnell als möglich mit Reis versah. Eile war um so gebotener, als
am folgenden Tage das Wasser so schnell stieg, dass wir nicht abfahren
konnten und von unserem wenigen Reis zehren mussten.
Die Kajan, die Zurückbleiben sollten, fürchteten sich hauptsächlich vor
dem Hunger und meinten daher, es sei unmöglich; jetzt noch den Kaso