Vorräte auf sich. Da wir uns in bezug auf Raum und Gewicht sehr
einschränken mussten, liess ich ihn für uns Europäer nur Zuspeisen
zum Reis und für die Malaien so viele gedörrte Fische und gesalzene
Eier einkaufen, als wir für die Reise bis zu den Wasserfällen voraussichtlich
brauchen würden.
Mit dem Handelsdampfer des Sultans war die Fahrt den Maha-
kam hinab leicht von statten gegangen, weit schwieriger erwies es sich
nun, den Fluss wieder hinauf zu gelangen. Die Regierung von Kutei
hatte uns während unserer Reise so deutliche Beweise ihrer Unzufriedenheit
mit unserem Aufenthalt bei den Bahau gegeben, dass
wir eine besondere Unterstützung von ihr bei unserer Rückkehr ins
Innere lieber nicht in Anspruch nehmen wollten. Hierzu wären wir
jedoch gezwungen gewesen, wenn wir auf den bestimmten Terminder
Abfahrt des Dampfers nicht hätten warten wollen, oder wenn wir
unsere beiden grossen Böte und die drei der Bahau von dem Dampfer
ins Schlepptau hätten nehmen lassen. Um dies zu vermeiden, suchte
ich einen kleinen Dampfer zu mieten, aber von den zweien, die in
Samarinda Privatleuten gehörten, war der eine defekt und der andere
für unseren Zweck unbrauchbar. Zum Glück kam Herr v a n A s s e n
auf den guten Gedanken, die Fotsengesellschaft an der Mündung des
Mahakam um einen Dampfer zu ersuchen. Der betreffende Beamte,
Herr B u s s e m a k e r , zeigte sich auch sogleich bereit, mir einen seiner
beiden Dampfer zur Verfügung zu stellen, unter der Bedingung, dass
ich die verbrauchten Kohlen selbst bezahlte. „De Fawu” , ein kleiner,
aber sehr starker Schleppdampfer, war der geeignetste, doch konnte
er nicht die ganze Menge Kohlen mitführen, weswegen ich die nötige
Quantität durch den Handelsdampfer des Sultans voraus nach Udju
Tépu schaffen liess, um sie dort einzunehmen.
Höflichkeitshalber und gleichzeitig zur Besprechung einiger Angelegenheiten
stattete ich dem Sultan mit dem Assistent-Residenten einen
offiziellen Besuch ab. Da die Residenz Tengaron weit oberhalb Samarinda
liegt und im Gebiet von Kutei, gleichwie im Innern, fast keine
Landwege existieren, mieteten wir eine Dampfbarkasse, die uns nach
Tengaron brachte. Der Sultan empfing uns, trotzdem er Von meinen
Unternehmungen und meiner Person durchaus nicht eingenommen war,
als Vertreter der Regierung aus politischen Gründen doch mit grösser
Zuvorkommenheit. Er interessierte sich für den Verlauf meiner
Expedition, über die er sehr gut unterrichtet sein musste, berührte aber
Besuch beim Sultan. 5
keine politischen Fragen, was sehr am Platze war, da sich nicht nur
der Tronfolger, sondern auch dessen Brüder, unter diesen der berüchtigte
R a d e n G o n d o l , über den ich mich am meisten zu beschweren
hatte, in unserer Gesellschaft befanden.
Am Mittagsmahl nahmen alle männlichen Glieder der fürstlichen
Familie Teil, wobei die jüngsten Prinzen, der Hofsitte gemäss, bedienten.
Der elende R a d e n G o n d o l , der gegen die Bahaubevölkerung
im Innern die schändlichsten Missetaten beging, suchte unserem Besuch
zuletzt dadurch eine gehässige Wendung zu geben, dass er den Häuptling
B a n g J o k aus Long Döho rufen ging, der sich noch in Tengaron
befand und den der Sultan dazu gebracht hatte, gegen unsere Expedition
feindlich aufzutreten. Ich benützte jedoch Gondols Abwesenheit
und brachte alle Schandtaten, die er in Uma Möhak beging, zur Sprache.
Während meines Berichtes wurde der Sultan, der rechts von mir sass,
rot vor Verlegenheit und bemerkte zu dem ihm gegenüber sitzenden
Kronprinzen, er habe nicht gewusst, dass es so schlimm stehe. Er
erklärte, ebenfalls allerhand gehört, aber den Gerüchten keinen Glauben
geschenkt zu haben ; da die Berichte nun aber aus solch einer Quelle
kamen, wollte er seinem Sohne nicht mehr gestatten, nach Uma Möhak
zu gehen, sondern ihn in Tengaron zurückhalten. Das musste ihm sehr
schwer fallen, da er G o n d o l seiner Schulden wegen selbst fortgeschickt
hatte. Der Sultan behauptete übrigens, sein Sohn begehe die Uebel-
taten nur unter dem starken Einfluss seiner Frau M a r i a m , die allerdings
sehr energisch war. Als R a d e n G o n d o l bald darauf im Triumph
mit B a n g - J o k zurückkehrte, hatte sich die Schadenfreude der Tischgenossen
bereits stark gelegt, und wir ertrugen im Bewusstsein, unser
Ziel erreicht zu haben, mit Gleichmut die unangenehme Gegenwart des
Häuptlings. B a n g J o k schien übrigens durchaus nicht heiterer Stimmung
zu sein und fühlte sich auch in dieser hohen Gesellschaft sehr
gedrückt-, obgleich er mit seinem Vater mehrere Jahre vom Sultan
in Tengaron zurückgehalten worden war, hatte er in der malaiischen
Umgebung seinen Gesichtsausdruck doch noch nicht so zu beherrschen
gelernt, wie die am Tische sitzenden Kuteischen Fürsten. Da
wir nichts Wichtiges weiter zu besprechen hatten, fuhren wir bald
darauf nach Samarinda zurück.
Ich vermutete, dass K w in g I r a n g und die Seinen in Udju Töpu
bereits ungeduldig geworden waren, und da auch mein Bahaugeleite
nichts lieber wollte, als das ihm fremde und unheimliche Samarinda