dass ich sowohl über die Kopfjagden am Tawang, an denen er die
Hauptschuld trug, als über den Mord am Rata, an dem seine Stammesgenossen
sich beteiligt hatten, und seine letzte Schandtat am Me-
dang vollkommen orientiert war.
Während meines Ausfalls hatte die ganze Versammlung in stummem
Staunen dagesessen; die eine Hälfte war erschreckt über eine
derartige Sprache so grossen Häuptlingen gegenüber, die andere, B ang
J ok und die Könja, wussten augenscheinlich nicht, was sie gegen meine
Beschuldigungen einwenden sollten. Einmal so weit gegangen und unter
dem Eindruck der vielen Schwierigkeiten, die mir B ang J oks hinterlistige
Handlungen verursacht hatten und die meine Reise nach Apu Kajan
zu vereiteln drohten, wurde ich unvorsichtiger, als ich gewöhnlich zu
sein pflegte, und zählte T aman D au nicht nur seine Übeltaten auf,
sondern warf ihm auch vor, dass er sich in den Augen der Europäer
feige benommen habe, indem er sich von Häuptlingen, die selbst zü
wenig Mut besassen, um ihre eigenen Zwistigkeiten auszukämpfen, als
Jagdhund gebrauchen liess, erst durch I bau A d ja n g , jetzt durch B ang
J o k . Diesen beschuldigte ich ausserdem, dass er zu verschiedenen früheren
Kopfjagden angestachelt und den Zug der Punan und Uma-
Bom im Juli an den Rata nicht verhindert habe. Dann versuchte ich
ihnen cten Unterschied zwischen ihrer Landessitte, in grösser Übermacht
einzelne Personen heimtückisch zu. überfallen, und der europäischen
Kriegführung auf offenem Felde klar zu machen. Ich wollte
noch hinzufügen, dass B ang J ok aus den Morden, die er auf des Sultans-
Befehl ausführen liess, seinen Vorteil zog, aber dem Häuptling wurde
es bereits so heiss, dass er sich unter dem Vorwand, ein Bad nehmen
zu wollen, entfernte und nicht mehr zurückkehrte.
In der Furcht, zu weit gegangen zu sein, schlug ich einen ruhigeren
Ton an, so dass T aman D au das Wort zu ergreifen wagte und
erklärte, er und seine Könja wären nur dumme Menschen und hätten
noch nie derartige Anschauungen gehört. Da ich mich inzwischen
etwas beruhigt hatte, war es mir angenehm, dass T aman D au meine
erste, etwas rauhe Begrüssung nicht schlimmer aufgefasst hatte und liess
daher den Gegenstand fallen. Mit hübschem, geblümtem Kattun uhd
javanischem Tabak suchte ich die Stimmung der Könja noch weiter zu verbessern
; sie blieben auch bis-zum Einbruch der Dunkelheit bei mir und
schienen mir meine Heftigkeit nicht mehr nachzutragen. Vor ihrer Abreise
am anderen Morgen kamen sie noch, um sich von mir zu verabschieden.
Zu meinem Leidwesen stieg das Wasser wieder so hoch, dass D em -
meni und K wing Ir an g unmöglich herunter kommen konnten; sie trafen
erst am 3 . April bei uns ein. D em m eni war von Long Töpai aus
fünf Tage unterwegs gewesen, weil die Kajan sich bei den Wasserfällen
gelagert hatten, um Wildschweine zu fangen. Diese Tiere ziehen
-nämlich in den ununterbrochenen Wäldern in grossen Herden von dem
einen Ort, wo Früchte zu finden sind, nach dem ändern und fallen,
besonders wenn sie Flüsse passieren, den auf der Lauer liegenden
Eingeborenen in die Hände. Während die Kajan mit D em m en i den
WTasserfällen entlang zogen, waren die Schweine im Begriff gewesen,
die Wasserfälle schwimmend zu durchqueren, wobei sie von der heftigem
Strömung ein grosses Stück weit an ruhigere Stellen mitgerissen
wurden, wo die Kajan sie abfingen. Selbst als das Wasser bedeutend
stieg, Hessen sich die Tiere nicht abschrecken-und fielen den
Bahau oft halb ertrunken zur Beute. Meistens wurden nur haslb ausgewachsene
Exemplare gefangen. Die Kajan brachten mir noch ein
lebendes Tier mit, dem sie je die Vorder- und Hinterbeine aneinander
gebunden hatten.
Mit K wing I r a n g war auch Bo I bau mit 5 0 seiner Leute von
Long Töpai eingetroffen. Die beiden alten Herren Hessen sich zuerst
alle Vorfälle seit meiner Ankunft in Long Döho ausführlich berichten
und schienen mit dem Gehörten recht zufrieden zu sein, denn obgleich
ich sicher glaubte, sie kämen beide nur, um mich bis unterhalb der
Wasserfälle zu bringen, merkte ich bald, dass K wing I r an g den Gedanken
an eine Reise nach Apu Kajan noch nicht ganz aufgegeben
hatte. Wir befanden uns jedoch in zu grösser Gesellschaft, um ernsthaft
Uber eine so wichtige Angelegenheit reden zu können ; aber abends
erzählte mir L a l a u , ein Malaie, der bei K wing wohnte, dass dieser
in der Tat die Reise mit mir unternehmen wollte.
Meine Verwunderung über diese Änderung der Dinge war nicht
gering, als auch K wing I r an g mir, sobald wir allein waren, riet, den
Zug dadurch, dass ich mich am B oh niederliess, zu beschleunigen, da
seine Aufforderung an die Stammesgenossen, mit grossen Mengen Reis
schnell abwärts zu kommen, dann mehr Eindruck machen würde. Er
selbst wollte jedoch den anderen Stämmen gegenüber durchaus nicht
den Schein auf sich ziehen, die Reise zu den Könja gewollt oder veranlasst
zu haben, und die Kajan taten wahrscheinlich deshalb Bo
I bau gegenüber, als ob sie eigentlich gekommen wären, um eine Nier