vielen anderen, ab und zu knallte ein Gewehrschuss, und schliesslich
wurden an langen Bambussen brennende Bündel umhergetragen und
hin- und hergeschwungen. Die Ursache dieser Unruhe wurde uns erst
klar, als wir einige Leute auf den Vollmond weisen sahen, der sich
bereits teilweise verfinstert hatte. Unser Kalender, den wir sogleich befragten,
verzeichnete eine totale Mondfinsternis für diesen Tag; auf
eine baldige Beruhigung der Eingeborenen war daher nicht zu rechnen.
Auch der Stamm der Tundjung, der nicht am Flusse selbst, sondern
weiter landeinwärts wohnte, war durch diese Naturerscheinung heftig
erregt worden: sobald in Ana einen Augenblick Ruhe eintrat, drangen
die Schläge der Gonge und Trommeln von den Hügeln her zu uns.
Die verschiedenen Mondphasen sehen die Bahau als verschiedene
Wesen, Geister, an, die am Himmel Zuflucht suchten. Die Flecken auf
dem Vollmonde sollen in der Zeit entstanden sein, wo diese Geister noch
als Menschen nach Bahausitte mit vielen anderen in einem Hause zusammen
lebten. Der Mond war damals ein aussergewöhnlich schönes Mädchen,
das den Neid ihrer Gefährtinnen in so hohem Masse erregte, dass
ihr eine derselben beim Füttern der Schweine den heissen Brei des
Schweinefutters übers Gesicht goss, wodurch dieses vollständig verbrannt
wurde. Die Flecken auf dem Monde bedeuten daher Brandnarben.
Glücklicherweise schien der Mond wieder hell, bevor wir uns niederlegten;
die Dorfbewohner beruhigten sieh, und wir suchten im Schlaf
für den folgenden Morgen frische Kräfte zu sammeln. Der Tag begann
für uns früh, weil ich in Anbetracht des forwährend fallenden
Wassers unsere Abreise beschleunigen wollte. Um 6 Uhr war jeder
bereits mit dem Einladen des Gepäcks beschäftigt und schon vor 7
befanden wir uns nach Udju Töpu unterwegs, um die Bahau von dort
abzuholen. Ausser vier Böten der Long-Glat waren nur drei Böte der
Kajan soweit fertig, dass wir sie sogleich aufwärts bugsieren konnten.
K w in g I r a n g wollte die Zurückbleibenden nicht im Stiche lassen und
versprach, so schnell als möglich nachzukommen; ich sollte ihn an dem
höchsten Punkte, bis zu dem der Dampfer uns bringen konnte, erwarten.
Im Augenblick der Abfahrt von Ana trafen noch drei andere Böte
der Kajan ein, die wir auch aufwärts bugsieren sollten, so dass ich
jetzt zwei eigene Böte und zehn der Bahau mitzunehmen hatte.
Dies erschwerte die Aufgabe des Steuermanns um ein beträchliches,
da der Dampfer auf diese Weise viel von seiner Bewegungsfreiheit
einbüsste, die er doch weiter oben sehr nötig hatte. Er war nämlieh
bisher nur bis Ana hinaufgefahren und die Bänke, Untiefen Und
Felsblöcke im Flusse waren der Mannschaft daher nur bis zu diesem
Punkte bekannt. Weiter aufwärts hatte sich nur ein einziges Mal ein
Dampfer des Sultans gewagt, mit dem Resultat, dass er in der Nähe
der Ratamündung auf eine Geröllbank auflief. Der malaiische Bootsführer
teilte mir daher sogleich mit, dass er, falls ich den Fluss noch
weiter hinauffahren wolle, die Verantwortung nicht weiter übernehme
und sein Amt als Steuermann und Befehlshaber niederlegen werde,
obgleich ich ihm gesagt hatte, dass zwei zuverlässige Bandjaresen, die
diesen Teil des Flusses oft befahren hatten, mitgehen und das Fahrwasser
angeben würden.
Da ein möglichst weites Hinauf bugsieren der Böte für uns sehr
wichtig war und ein Kennenlernen des Fahrwassers dem künftigen
Verwaltungsbeamten am Mahakam von grossem Wert sein konnte,
beschloss ich, die Verantwortung und mit dieser das ungewohnte Kommando
auf einem Dampfer selbst auf mich zu nehmen. Nach einem
herzlichen Abschied von A n g in , der Wittwe D in g L e d jü s , und von
deren Sohn Djü, fuhren wir bei fallendem Wasser und strahlendem
Sonnenschein ab. Falls der Wasserstand nicht mehr viel niedriger
wurde,, liefen wir keine Gefahr, und da meine beiden Führer wirklich
gut Bescheid wussten, dampften wir den ganzen Tag über langsam
weiter. Als wir bei Udju Halang vorbeifuhren, eilten sämtliche Dorfbewohner
ans Ufer,, um den aussergewöhnlichen Anblick eines Dampfbootes
zu geniessen.
Obgleich die Strömung zwischen den Geröllbänken bisweilen sehr
heftig war, wurde sie von dem kräftigen Dampfer doch ohne Schwierigkeiten
überwunden. Dank dem chinesischen Maschinisten, der sein
Amt nicht wie der maduresische Befehlshaber niedergelegt hatte, sondern
sein möglichstes zu leisten versuchte, geschah am ersten Tage
auch kein Unglück. Die Felsblöcke, die etwas unterhalb ‘Ma Mühak
Teba an der linken Uferseite lagen und von denen man dem Befehlshaber
gesagt hatte, er werde nicht lebend an ihnen vorüberkommen,
ragten weit über die Wasserfläche hervor und waren daher leicht zu
vermeiden. Selbst die Engen und Stromschnellen bei ‘Ma Möhak Töba,
welche für die Schiffahrt sehr verhängnissvoll werden können, passierten
wir ohne Schwierigkeiten, da die sonst heftigen Strömungen
bei diesem niedrigen Wasserstande o unogefährlich waren.
Bei Sonnenuntergang Hessen wir an der Mündung des Pari den