aber die rechte Hälfte ist ebenso leicht und zierlich gearbeitet wie
die Spitze, während die linke ebenso schwerfällig ausgearbeitet ist wie
die ganze Rückenverzierung 14.
Diese besteht aus zwei weiblichen Genitalmotiven, die, was die Aus-
senlippen betrifft, dieselben gebogenen Linien wie die Schwertspitze
zeigen, aber nicht ä jour gearbeitet sind und eingekerbte Ränder besitzen.
Die Innenlippen sind hier nicht zu einem Minimum reduziert,
sondern in zwei gegen einander liegende, nach rechts und links gerichtete
Schnörkel ausgearbeitet. Zwischen der dritten Figur der Spitzenverzierung
und der ersten der Rückenverzierung, zwischen den zwei
Rückenverzierungen selbst und links sind zur Verbindung zwei ähnliche
Spiralen zwischengefügt, die jedoch über die Aussenenden der
gebogenen Aussenlippen hingreifen. Eine wie eine Aussenlippe gebogene
Linie bildet den Übergang zum geraden Rücken 13.
Bei der Besprechung der verschiedenen Motive ist bereits darauf
hingewiesen worden, wie weitgehende Veränderungen diese erleiden
können. Obgleich die Motive dieser Stämme hier nicht erschöpfend
behandelt werden konnten, stellen uns die erwähnten Beispiele doch
in Stand, zu zeigen, in welcher Weise aus einem ursprünglichen Motiv
neue abgeleitet werden.
■Vergleichen wir auf Tafel 82 Teil I die Figuren a, b, e, d und e
mit einander, dann zeigt es sich, dass wir bei e mit einem zwar stilisierten,
aber doch deutlich erkennbaren Kopf eines aso zu tun haben,
dessen mit Zähnen bewaffnete Kiefern 2 und 3 mit der dazwischen
liegenden Zunge, sowie das links davon als Doppelspirale ausgeschnittene
Auge gut zu unterscheiden sind. Das Tätowiermuster d ist ein
ähnlicher aso-Kopf, aber einfacher, da in den Kiefern 2 und 3 die
Zähne fehlen, die Zunge 4 zwar vorhanden ist, das Auge 1 aber den
Platz des ganzen übrigen Kopfes einnimmt. Dieses klinge bildet einen
Übergang zu c, das einfach aus d abgeleitet worden ist, indem man
dieselben Kiefern und die Zunge, die bei d rechts vorhanden waren,
hier auch links anbrachte, also eine Verdoppelung von d mit Zusammenfallen
des Auges, was sehr häufig bei den Stilisierungen der Bahau
vorkommt. Bei b ist das Auge durch stärkere Ausarbeitung und durch
geringere Verzierung der Kiefern völlig zur Hauptsache geworden; a
ist sogar nichts anderes als das Auge ohne die Anhängsel von Kiefern
und Zunge. So sehen wir, wie das Auge, das bei der Maske eine so
überwiegende Bedeutung behält, bei a selbständig geworden ist und
u. a. bei der Männertätowierung als Rosette Verwendung findet.
Ein zweites vom Auge abgeleitetes Motiv lernen wir bei der Betrachtung
von Tafel 85 Teil I verstehen. Hier kommen in beiden Handtätowierungen
übereinstimmende Teile vor, die auseinander hervorgegangen
sind. In der einfacheren Tätowierung b rechts sehen wir
zwei Eulenaugen (manok wak), die in der den Vordersteven eines Fahrzeugs
(dolong harok) darstellenden Figur angebracht sind. Bei der Vergleichung
dieser Teile mit den analogen in der schön stilisierten Tätowierung
a links, zeigt es sich, dass der Künstler auf sehr einfache
W eise, indem er diese Eulenaugen mit den angrenzenden Linien des
harok in Verbindung brachte, zu dem vollen Kreise mit der daraus
entspringenden Spirale oder gebogenen Linie gelangt ist, ein Motiv,
das bei der Komposition dieser reichen, linken Tätowierung in vortrefflicher
Weise durchgeführt worden ist. Die Tätowierklötzchen g,
h und i auf Tafel 82, die zur Zusammenstellung dieser Handtätowierung
gedient haben, geben die so entstandenen Figuren sehr scharf
wieder.
Diesen Übergang von einem mit einer Linie verbundenen Auge zu
dieser Figur finden wir auch auf der Handtätowierung b auf Tafel 94
Teil I wieder. In dem unteren Ornament ist links oben deutlich ein
Auge zu sehen, von dem ein Kiefer mit Zähnen nach rechts unten ausgeht.
Der nicht sehr talentvolle Künstler hat die Symmetrie nur mangelhaft
gewahrt und ist beim Schnitzen unwillkürlich auf der anderen
Seite zu weit nach links oben geraten; bei der Anbringung des Auges
ist dadurch dieses mit einer benachbarten Linie verbunden worden, was
die gleiche Figur entstehen liess.
Die Tätowierfigur a auf Tafel 87 Teil I besitzt in ihrem Mittelstück
noch eine Eigentümlichkeit. Der runde Raum zwischen der schweren
gebogenen Linie ist dort mit einem doppelten aso-Kopf gefüllt, an
dem bei 1 das gemeinsame Auge, bei 2 und 4 die Kiefer, bei 3
die Zunge und bei 5 die rudimentären Zähne zu unterscheiden sind.
Die Schnörkel oben könnte man als stilisierte Nasenlöcher auffassen,
wie dies bereits inbezug auf die beiden unten in diesem Modell vorkommenden
aso-Köpfe bemerkt wurde. Stellt man sich nun vor, dass
ein Schnitzkünstler die Zähne fortlässt, so gelangt er ohne grossen
Sprung von der Füllung der Mittelfläche in a zu der von b, wo jedenfalls
im Kreise in der Mitte ein Auge' zu erkennen ist, während die