so charakteristischen stark überhängenden Bäume. hier im harten Gestein
aus'Mangel an Raum zum Wurzelfassen gänzlich fehlten.
Wir waren zeitig genüg angekonffnen, um die Helligkeit noch zu
allerhand Arbeit benützen zu können, besonders weil unsere Hütten
bereits Tags zuvor aufgeschlagen worden wären.
Die Malaien wollten noch am Boh Hirsche jagen, wahrscheinlich
trieb sie aber nur die Neugier noch weiter den Fluss hinauf. T a m o i ,
einer unserer besten Malaien, wollte sich jedoch gut ausrüsten und
bat daher um mein Winchester Repetiergewehr, das ich ihm auch gab.
Abends kehrte dié Gesellschaft aber unverrichteter Sache heim und
I a m o i gab mir das Gewehr mit sehr bedrücktem Gesicht zurück, über
seine Jagderlebnisse, die bereits die Lachlust der Käjan erregten, berichtete
er mir aber nichts. Seine Kameraden erzählten jedoch, ihr
Anführer habe, dem Ufer des Boh entlang gehend, hinter einer Windung
plötzlich vor 3 Hirschen gestanden und auf 30—40. m Abstand
dreimal auf sie geschossen, ohne zu treffen, und die Tiere seien trotzdem
stehengeblieben. Erst als auf die vielen Schüsse ein anderer Malaie
angelaufen kams ei en die Hirsche im Walde verschwunden;
die Tiere kannten in dieser friedlichen Gegend kein Misstrauen. Dieselbe
Beobachtung hatten wir übrigens bei unserer Expedition ins
Quellgebiet des Mähakam bereits gemacht. Die Fröhlichkeit unserer
Malaien über das Abenteuer machte bald einer bitteren Enttäuschung
Platz, weil wir alle seit Monaten nur Fische' als Fleischspeise genossen
und urts daher auf einen Wildbraten gefreut hatten ; der. arme
T a m o i musste sich seiner Ungeschicklichkeit O _ weög en v.ie.le. ■ Sticheleien
gefallen lassen,:
Die Kajän begannen früh äm anderen Morgen hoch über der Erde
eine kleine Reisseheune zu errichten; sie'erzählten, es: sei bei jhüen
Sitte, auf dergleichen gefährlichen und langen Reisen hier und da im
Walde einen Reisvorrat an verstecken, damit sie bei'einer eventuellen
eiligen Flucht, bei der; sie ihr Gepäck -zürücklassen müssten, einen
Reservefonds' fänden. Auf der Rückreise von Apu Kajan würde uns
dieser übrigens ebenfalls von igrossem Nutzen :seín. K .w in g s Sohn B a n g
A w a n begrub überdies unter der Hütte , einen emaillierten eisernen
Teller,' aus Furcht, dass die' Kénja sich diesen von ihm ausbitten würden
; andere hirtgén unter dem Dach einige dicke Kriegsmützen aus
.Ro.tang - auf, die sie -sjch abends als wirksames Verteidiguügsmittel
gegen die so. gefürchteten Kénja,geflochten/hatten. Leider konnte ich
nicht kontrollieren, wieviel Reis die Kajan in ihren Böten übrig behalten
hatten, sonst wäre ich ernsthaft gegen die Zurücklassung einer
so grossen Menge aufgetreten, denn, wie es sich später erwies, reichten
sie bei weitem nicht damit aus.
Die Kajan hielten es in diesen so gut wie nie besuchten Wäldern
für überflüssig, die Reisseheune besonders zu verbergen, auch würden
in diesem Gebiet umherschweifende Punan sie nach ihrer Meinung
doch entdeckt haben. Gegen diese baten sie mich aber, die Hütte
durejp Anhängen einiger Stücke Zeitungspapier zu schützen, das seiner
geheimnisvollen Buchstaben wegen auf die Bewohner Mittel-Borneos
stets einen sehr tiefen Eindruck macht. K w in g hatte früher bereits
seinen Untertanen das Fischen weiter oben im Blu-u durch ein an
einen Rotang befestigtes Papierstück verboten (Teil I Taf. 67). Aus
der Vorstellung , der Dajak, dass die Menschen lesen können, weil
die Buchstaben ihnen etwas zuflüstern, lässt sich ihre Ehrfurcht vor
allem Gedruckten und Geschriebenen begreifen. Ein eigenartiges Beispiel
von der Wirkung, welche ein Brief ausüben kann, werden wir
bei den Khnja kennen lernen.
Infolge der grossen Menge zurückgelassenen Reises war unser Gepäck
stark vermindert, und da auch unsere 65 Mann täglich ein bedeutendes
Gewicht verzehrten, brauchten sich an diesem Tage nicht
alle mit dem Gepäcktransport abzugeben. B a n g A w a n fand daher die
Müsse, um sich zur:-Vorbereitung unseres weiteren Zuges nach dem
oberen Oga auf Kundschaft zu begeben; gleichzeitig wollte er ein
Wildschwein zu erlegen versuchen, weswegen der sachverständige A b d u l
ihn begleiten sollte. Einen Teil der Malaien behielt ich bei mir zurück,
weil ich die Geröllbänke oberhalb der Ogamündung im Boh untersuchen
wollte, teils um das Gestein dieses Stromgebietes kennen zu lernen,
teils um mich davon zu überzeugen, ob der Schmuckstein der
Bahau, der Batu Boh (ein Serpentin), von dort oder aus dem Oga
stammte. Eine schöne Sammlung von Schmucksteinen aus alten Schiefem,
Hornstein und Jaspis konntedch abends als Resultat meines Ausfluges
in ein leeres Salzgefäss verpacken und in die Reisscheune stellen,
um es auf der Rückreise wieder mitzunehmen.
Unser Gepäck wurde an diesem Tage flussaufwärts bis oberhalb
Long-Glat geschafft, der Mündung des Glat, eines rechten Nebenflusses
des Oga, nach dem die Long-Glat ihren Namen tragen. Zu unserer
aller Freude brachte B a n g A w a n abends wirklich ein Schwein mit,