
Verbindungsstreifen weit zurücktreten. Zudem sind das gerade Gegenden, die bisher sehr wenig
durchforscht sind und auch nur äußerst spärliche Ausbeute geliefert haben. So ist denn die Südgrenze
des in Betracht kommenden Gebietes annähernd gegeben im Westen bis zur Ostgrenze Persiens
hin entlang dem 30.° und von da weiter nach Osten etwa durch den 38.° nördl. Breite. Dadurch fällt
auch der größte Teil Japans hinweg, was ja freilich nicht geographisch gerechtfertigt werden kann.
Allein es war mir unmöglich, das nötige Material japanischer Tortriciden in natura zusammen zu
bringen und da ich mich entschlossen hatte, nur das zu berücksichtigen, was ich durch eigene Kenntnis
der Objekte feststellen konnte, so mußten die für Japan angegebenen Arten, die nicht auch auf dem
benachbarten Festlande konstatiert worden sind, weggelassen werden.
Naturgemäß ist dies ganze ungeheure Gebiet sehr ungleich durchforscht und besonders der
asiatische Teil, das weite Sibirien vor allem, wird im Laufe der Zeit noch überreiche Ausbeute liefern
an neuen Arten; denn hier sind es ja nur kleine Kultur-Inselchen, in denen der eine oder andere
Sammler einige Zeit tätig war, oder im Flug durchstreifte Straßen, auf denen gelegentliche Ausbeute
gemacht wurde, eigentlich nur Punkte und Strichei auf der weiten Fläche; und dabei muß noch in
Betracht gezogen werden, daß die sog. Kleinschmetterlinge, unter ihnen die Wickler, in der Regel
nur so nebenbei mitgenommen wurden.
Wenn trotzdem gerade von der Südgrenze des Gebietes, vom Südosten des Kaspischen Meeres
an durch Nordpersien, Turkistan, Ferghana, Thian-Schan, Dsungarei, Mongolei mit Uliassutai und
Urga, Kenteigebirge, Jablonoi-Gebirge, Daurien, Chingangebirge, Amur- und Ussurigebiet relativ
zahlreiche Arten bekannt geworden sind, so ist das dem Umstand zu danken, daß hier wissenschaftliche
Expeditionen und private Sammler im Zusammenhang mit politischen und militärischen Unternehmungen
ihre Tätigkeit ausüben konnten. Auch die Osthälfte des europäischen Rußland ist noch
sehr wenig durchforscht, obwohl die Gegend der unteren Wolga, speziell die Kolonie Sarepta schon
längst sehr interessante Arten lieferte; dagegen waren der Kaukasus, Transkaukasien, Armenien,
Syrien und Kleinasien neuerdings beliebte und vielfach aufgesuchte Sammelgegenden, die verhältnismäßig
gut bekannt sind, obwohl daselbst noch manches neue auftauchen dürfte. Gleiches gilt für
die südliche und nördliche Begrenzung des Mittelmeeres, wo auf europäischer Seite die Balkanhalbinsel,
Italien, Spanien und Portugal noch genauerer Durchsuchung bedürfen.
Wirklich sorgfältig festgestellt ist die Wicklerfauna des mittleren Europa, der skandinavischen
Halbinsel, Finnlands, der russischen Ostseeprovinzen und der Umgebung von Petersburg, und die
Ergebnisse sind in zahlreichen Sammelberichten, sowie in Spezialarbeiten über einzelne Gegenden
niedergelegt.- Doch kommen auch hier stets noch vereinzelte neue Funde hinzu, teils durch immer
genauere Beobachtungen, teils infolge fortgesetzter Ausbreitung von lokal begrenzteren Arten. Hinsichtlich
der Biologie klafft aber auch da noch gar manche Lücke und von nicht wenigen Arten sind
die Jugendzustände noch ungenügend oder gar nicht bekannt geworden. Selbst in den bestbekannten
Gegenden bleibt in dieser Beziehung noch vieles zu tun übrig, und vor allem muß durch ausgiebige
Züchtung vom Ei an, womöglich durch mehrere Generationen und unter Veränderung der Lebensverhältnisse
vielfach festzustellen versucht werden, ob es sich um verschiedene Arten oder um Varietäten
öder abweichende Generationen einer Art handelt.
Um für weiter verbreitete Arten innerhalb Europas noch kurze Bezeichnungen für größere
Landgebiete zu gewinnen, kann man nochmals einteilen in „Südeuropa“ : die iberische Halbinsel,
Südfrankreich, Italien, Krain, Kroatien, Slavonien, Dalmatien, Bosnien, Balkan-Halbinsel und Südrand
von Rußland bis zum kaspischen Meere; in „Nordeuropa“ : die skandinavische Halbinsel, Finnland,
Kurland, Livland, Estland, und den Teil Rußlands nördlich vom Wolgaursprung mit dem
Dwina- und Petschoragebiet; „Zentraleuropa“ : alles übrige mit einem Ausschnitt von Rußland,
in dem die Städte Warschau, Wilna,' Smolensk, Moskau, Tula, Charkow, Kiew Hegen; Ostrußland:
zwischen einer Linie von der Donmündung zur Dwinamündung und dem Ural gelegen. Für Arten von
geringer Ausbreitung müssen die engeren Länder oder die einzelnen Fundorte angegeben werden.
Es ist selbstverständlich, daß alle derartigen Grenzen nur relativen Wert haben, da viele Arten
den örtHchen Bedingungen entsprechend vom Hauptverbreitungsgebiet aus auch streifenförmig in
benachbarte eingedrungen sind oder inselartig eingesprengt sein können. Auch gibt es Arten, welche
bis jetzt nur an einigen sehr weit auseinanderhegenden eng begrenzten Örtlichkeiten gefunden worden
sind, eine Erscheinung, die wohl nur aus einer früheren weiten zusammenhängenden Verbreitung
erklärt werden kann, wobei sich aber die Art infolge allmähhcher Änderung der Lebensbedingungen
im größten Teil des Territoriums nur noch an einigen zusagenden Stellen erhalten hat. Solche Arten
dürften auf dem Aussterbeetat stehen. In einem späteren Kapitel wird davon mehr und genaueres
zu sagen sein.
Allgemeine Morphologie der Wickler.
Die palaearktischen Tortriciden sind Schmetterlinge von 10—35 mm Spannweite; doch erreichen
nur wenige Arten die letztere Größe, die Spannweite der meisten Hegt um 20 mm herum.
Sie sind im allgemeinen von relativ kräftigem, gedrungenem Körperbau, starkem Thorax und meist
kegelförmig zugespitztem Abdomen. Seltener ist der Hinterleib schlank und dünn und nach hinten
kaum verjüngt. Der ganze Körper ist dicht anliegend beschuppt, das Abdomen oft etwas glänzend,
besonders seitHch und unten. Thorax und Abdomen fügen sich mit breiter Fläche aneinander.
D e r K o p f ist rund und dicht beschuppt; die Schuppen Hegen meist glatt an, mitunter
auf der Oberseite etwas nach vorn gestrichen, oder zu einem schwachen Längskamm nach der Mittel-
Hnie aufgerichtet; im hinteren Teil legen sie sich als eine Art Halskragen auf den Vorderteil des Thorax,
so daß in tadellosem Zustand eine Abgrenzung von Kopf und Brust nicht deutHch wahrzunehmen ist.
Nur selten ist die Beschuppung des Kopfes, wolhg durch die aufgerichtete Stellung der etwas verlängerten
Schüppchen.
SeitHch am Kopfe treten die relativ großen F a c e t t e n a u g e n halbkugehg vor; sie sind
nackt und hinten und oben von einem Halbkranz steiferer Haarschuppen umgeben. Dicht an ihrem
oberen Rande, mitunter ein wenig nach hinten verschoben, Hegt je ein 0 c e 11 u s (Nebenauge),
gewöhnHch so zwischen den Schuppen versteckt, daß wenig oder nichts davon zu sehen ist, wenn
nicht die Schuppen daselbst entfernt werden.
Vor den Ocellen sind die F ü h l e r eingelenkt, meist einfach borstenförmig, aus einem etwas
größeren Basalglied und einer’allmählich dümler werdenden Geißel zusammengesetzt. Die Glieder der
letzteren sind kurz, zylindrisch, oder jedes am distalen Ende ein wenig einseitig verbreitert, wodurch
eine Andeutung von „Sägezähnung“ entsteht. Im aUgemeinen sind die Enden der Geißelglieder mit
feinen Borstenhärchen, „Wimpern“, besetzt, die öfters einseitig etwas stärker sind; im übrigen sind
die Fühler anliegend beschuppt. Abweichungen von dieser Fühlerform bei den a*a* einzelner Gruppen
werden weiter unten besprochen. Meist sind die Fühler etwas länger, als die Hälfte des Vorderflügels
beträgt.