
die einzelnen Teile der Flügelfläche nach dem Ausschlüpfen ans -der Puppe mehr oder weniger gedehnt
werden. Daß dabei nahe verwandte Arten und auch näher stehende Gattungen *ie™lich glrin>,. 0<Jer
ähnliche Verhältnisse zeigen werden, ist ganz natürlich; aber es können auch trotz naher Verwandtschaft
in so unwesentlichen Dingen starke Abweichungen aüftreten, die dann vererbt werden. Wenn
bei der Gattung Pammme das V das volle Geäder der Hinterflügel hat, beim o* dagegen Ader II
gegen die Spitze hin fehlt, da sic sich schon vor dem Ende der Mittelzelle mit I vereinigt, so kann
diese Abänderung doch kaum mit der sexuellen Leistung dep ^ S irgendwelche Beziehung gebrächt
werden; wir können hier nur ganz einfach die Verschiedenheit zwischen den beiden Geschlechtern
konstatieren. Beide fliegen gleich gut und gem. Kommen also derartige anscheinend ganz gleichgültige
Varianten schon bei o* u n d ^ einer und derselben Spezies vor, wie will man dann großes Gewicht
legen auf ähnliche, meist viel geringere Differenzen zwischen Individtfeh verschiedener Arten? /Und
doch trennt man auf Grund solcher Modifikationen Gattungen von einander. Wir m ii s s e h in
Ermangelung anderer Trennungsmerkmale, wenn wir überhaupt einteilen wollen, die§| Geringfügigkeiten
benützen, aber man darf darin auch nicht zu weit gehen und muß sich des sehr relativen
Wertes der dadurch geschaffenen Gattungen bewußt sein,,: Leider geht die Gattungsmacherei schon
auf Grund äußerst minimaler Eigenschaften weit über die erlaubten Grenzen. Und mit wie
verschiedenem Maße dabei gemessen wird, läßt sich leicht an einigen herausgegriffenen'Beispielen
zeigen, l n der sehr gut charakterisierten Gattung Amphisa Cmt. [Philedme (Hb.) Meyr.\ die durch
ihre kammförmigen Fühler d e s ,|| zusammen mit. den auf einem Stiel stehenden Adern I Iä und I IS
der Vorderflügel, durch die schmäleren und spitzeren Vorderflügel des^Susgezeiehnet umgrenzt
ist, können auf den Hinterflügeln die Adern II und III, getrennt oder, auf, gemeinschaftlichem Stiel,
die Adern I II3 und IV, getrennt, oder aus einem Punkt, oder auf einem Stiel entspringen; ja in ganzer
Länge zusammenfallen; noch niemand ist es eingefallen, darauf hin die Gattung in mehrere zu spaiien.
Sehen wir uns dagegen die M e y r i e Fsehen Gattungen Cydia Meyr., Epinotia Meyr., und
Pamplusia ggn.) Meyr. an, so ist bei den zwei erstgenannten das Geäder ganz gleich und in derselben
Weise schwankend in Betreff der Adern I II3 und IV, der Hinterflügel; bei Cydia ist nur der Saum der
Vorderflügel etwas schräger und geschwungen, bei Epinotia etwas steiler und leicht/gebogen oder aber
auch geschwungen, bei Pamplusia leicht gebogen und Ader I II3 und IV, der Hinterflügel entspringen
stets aus einem Punkte, was bei Epmotia und Cydia nur bei manchen Arten der FalList. Wie ist hier
zu entscheiden, zu welcher dieser Gattungen eine Art gerechnet werden soll, zumal da der Flügelschnitt
und die Form des Saumes der Vorderflügel so oft etwas variabel ist! Die Gattungen Phalonia (Hb.)
Meyr. und Chlidonia (Hb.) Meyr. unterscheiden sich lediglich dadurch, daß hei ersterer Ader TI, der
Vorderflügel in die Spitze, bei letzterer etwas unter der Spitze in den Saum zieht; eine minimale
Veränderung in der Form der Flügelspitze ändert das Verhalten, worauf hier zwei Gattungen gegründet
sind; von beiden abgespalten ist wieder die Gattung Euxanthis Hb., weil hier Ader I II3 und IV, der
Hmterflügel gestielt, dort getrennt entspringen, ein Umstand, der nicht genügend, schien, Epmotia,
Cydia, oder Amphisa und viele andere Gattungen weiter zu zerteilen.
Wenn man nun auf Grund solcher wenig bedeutungsvollen, selbst unter den Vertretern einer
Gattung schwankenden Merkmalen gar einen Stammbaum aufstellen will, so muß man doch unbedingt
das allgemeine, ursprüngliche an die Wurzel stellen, das ist hier die Äderung, die sich am nächsten noch
an die der Mioropterygmen und Hepialinen anschließt, wo also alle, oder doch möglichst viele Adern
getrennt von einander und in möglichst gleichen Abständen entspringen; daran müssen sich dann die
Annäherungen, Vereinigungen, Verschmelzungen der Adern nach ihren sich steigernden. Stufen anreihen
— vorausgesetzt, daß nicht noch andere Momente und Komplikationen Berücksichtigung
finden müssen.
Derartige, wie mir scheint, sehr beachtenswerte Bildungen sind nun die im männlichen Geschlecht
vorkommenden Costal- und Dorsalumschläge der Flügel mit ihrem Inhalt modifizierter
Schuppen, die Haarpinsel an den Schienen der Hinterbeine und entsprechende ähnliche Auszeichnungen,
während mir die kleinen Verschiedenheiten in der Flügelform, der Biegung des Saumes,
die winzigen Modifikationen in der Bewimperung der Fühler, die Haltung der Palpen, ob mehr gerade
gestreckt, oder etwas auf gerichtet, das Vorhandensein oder Fehlen eines kleinen Schopfes auf dem
Thorax als verhältnismäßig geringfügig Vorkommen; man wird diese Verschiedenheiten mit berücksichtigen
können, wenn sie konstant mit anderen wichtigeren Merkmalen verbunden sind, aber man
darf ihnen keine ausschlaggebende Bedeutung zumessen, weil sie selbst innerhalb' gut umgrenzter
Verwandtschaftskreise schwankend sind.
Die erstgenannten Gebilde sind nicht einfache „morphologische Charaktere“ ohne besonderen
physiologischen Wert, sondern sie sind offenbar O r g a n e , mi t b e s t i m m t e r F u n k t i o n .
Es kann dabei ganz gleichgültig sein, welche Leistung sie auszuüben haben, ob es Duftapparate sind,
ob sie zum Erzeugen von Geräuschen dienen oder sonst etwas leisten, was uns bis jetzt unbekannt
geblieben ist. Es ist nun im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß ein Organ, welches im Laufe der
Zeit verschwunden ist, bei späteren Nachkommen an gleicher Stelle und mit der nämlichen
Struktur wieder auftritt. So wenig jemand annehmen wird, daß aus einer beinlos gewordenen Wirbeltiergruppe
wieder eine mit Extremitäten versehene hervorgegangen sei, so wenig würde einer Anklang
finden, der behaupten wollte, daß eine mit Maxillarpalpen ausgestattete Lepidopterengrwppe von
solchen Vorfahren abstamme, bei der diese Organe völlig degeneriert waren. Das gleiche gilt doch
wohl auch für andere Organe, und dies ist von M e y r i c k völlig außer acht gelassen worden. An
die Wurzel seiner Phaloniadae stellt er die Gattung Hysterosia, deren f f einen starken Costalumschlag
der Vorderflügel haben; die von ihr abstammenden Gattungen, darunter auch Anisotaenia, besitzen
keinen, er ist also durch Degeneration verloren worden; von Anisotaenia leitet er aber CommopTiüa
und von dieser Eupoecüia ab, die wieder einen Costalumschlag aufweist: er muß sich also wieder ausgebildet
haben! Da man das kaum annehmen darf, so kann man auch den Stammbaum nicht für
richtig ansehen. Im Stammbaum der Epiblemidae bildet Epinotia die Ursprungsgruppe, die keinen
Costalumschlag trägt; von ihr stammt Epiblema, von dieser NotoceUa ab, beide mit Costalumschlag
der Vorderflügel. Hier hat er sich also allmählich ausgebildet und es ist richtig, daß er in der Gattung
Epiblema in sehr verschieden starker Form und mit verschiedener Komplikation seines Inhaltes auftritt,
was für eine Entstehung in dieser Gattung sprechen kann. Von Epinotia entspringt aber auch
die Reihe Laspeyresia-Lipoptycha-Hemimene: die beiden ersten sind ohne, die letzte mit Costalumschlag
der Vorderflügel; wenn der genetische Zusammenhang richtig ist, so muß sich bei Hemimene
der Costalumschlag wieder ganz selbständig gebildet haben, und ganz ähnliches findet sich im Stammbaum
der Tortricidae bei Cacoecia einerseits, Sparganothis-Capua andrerseits. Man kann, wie mir
scheint, nicht ohne Berechtigung daran zweifeln, daß sich ein derartiges Organ mit allen seinen Details
in mindestens fünf palaearktischen Gattungen von Wicklern ganz unabhängig von einander in annähernd
ganz gleicher Form und Struktur entwickelt habe. Es gibt allerdings in der Tierreihe Beispiele
entsprechender Vorkommnisse, wie die Tracheenkiemen der Larven von Ephemeriden, Phryganiden,
einiger Lepidopteren und Dipteren, die Ausbildung der Mantel- oder Kiemenhöhle zu einer „Lunge“
bei Birgus latro sowohl wie bei den Pulmonaten unter den Schnecken, die Umwandlung der normal