
einer anderen, am 1. Februar eingetragenen Kolonie zeigte eich bereits am 8. Februar der Beginn
der Proliferation. Ich habe dann diese Beobachtungen fortgesetzt nnd bemerkte, daß die pädo-
genetische Vermehrung umso früher einsetzte, je näher der Frühling herankam. In Kolonien, die ich
Mitte und Ende März einbfachte, waren schon nach zwei Tagen einige Larven mit junger Brut
vorhanden. Ist die Entwicklung einmal begonnen, so findet man in den nächstfolgenden Tagen die
Larven im großer Zahl mit Eiern nnd Embryonen erfüllt, nnd da die Proliferation in sehr vielen Larven
ungefähr in dem gleichen Stadium steht, so bekam ich ein vorzügliches Mittel in die Hand, mir
besonders die jungen Bmbryonalstadien in großer Menge zu verschaffen, indem ich von Tag zu Tag
fixierte. Aus den Sommerkolonien gerade die Larven mit den jüngsten Embryonalstadien heraus-
aii finden war immerhin sehr vom Zufall abhängig nnd lieferte mir nicht das für eine geschlossene
Entwicklungsgeschichte ausreichende Material.
Ich lasse nun weiter die Beschreibung der beiden von mir beobachteten Formen folgen.
unterscheiden äijh schon sehr bedeutend durch ihre verschiedene Durchsichtigkeit.. Die kleinere,
durchsichtige Form gestattet schon im lebenden Zustande das Studium fast der gesamten inneren
Organisation. Bei ihr habe ich auch zuerst die Ovarien im 11. Körpersegment aufgeflinden. Nachdem
ich die Anatomie dieser .Larve eingehend kennen gelernt hatte;; lernte ich auch diejenige der anderen
Larvenspezies besser beurteilen. Ich habe die letztere oben nicht ganz zutreffend als. undurchsichtige
Form bezeichnet, will äber.damit nur ausdrücken, daß man am lebenden Tier <§& inneren„QiSgäne rmr
sehr mühsam erkennt nnd eigentlich erst richtig deuten lernt, nachdem man ihre Lagewnnd ihr
Aussehen an der anderen Spezies erkannt hat.
Die undurchsichtige Larve (Fig. 1) hat kurz vor dem Ausschlüpfen aus der Mutterlarve eine
Länge von 1,5 bis 1,75 mm und kann, nachdem sie selbst wieder eine B rut in ihrem Leibe erzeugt hat,
bis 4 mm lang werden. Der Larvenkörper besteht aus 14 Segmenten. Das; erste Segment enthält
ventral die Mundöffnung und trägt ein Paar zweigliedriger Antennen. Es ist konisch gestalt^ und
stark chitinisiert und daher zum Bohren trefflich geeignet. Im 14. Segment befindet sieb die Afteröffnung
umgeben von zwei symmetrischen Analklappen (akl),»welche weit vörgestülpi;..aber, auch
ganz in das Segment zurückgezogen werden können. Außerdem befinden sich auf dem äußersten
Bande des letzten Segments, kreisförmig um den After geordnet, 8 zapfenartige Gebilde, (ä'z), die m
krallenartige, sehr scharfe Chitinstacheln auslaufen. Als charakteristische cuticulare Bildungen
der übrigen Segmente treten kleine, spitze Chitinstacheln (unc) auf, die, in Querreihen angeordnet,
die Segmente gürtelförmig umgeben. Sie fehlen im ersten, dritten und vierzehnten Segment. Im
zweiten Segment stehen sie, im hinteren Teile, in allen übrigen Segmenten im vorderen Teile des-
Segments. Die Zahl der Querreihen dieser Stacheln habe ich gewöhnlich nicht viel über 10 gefunden,
auf den vorderen Segmenten sind es weniger, auf den hinteren Segmenten sah ich dorsal sogar nur
drei bis fünf Stächelreihen, ventral dagegen bis 10,'sodaß also ventral der ganze Stachelgürtel breitei
und die Zahl der Stacheln viel größer ist. Von einer Brustgräte auf der Ventralseite des dritten
Segments, die sonst den Cecidomyrdenlarven eigentümlich ist, habe ich keine Andeutung bemerken
können.
Von den inneren Organen fällt besonders der mächtig entwickelte Fettkörper (fk) ins Auge.
Er besteht aus sehr großen Zellen (Fig. 3), die dicht mit Nahrungssubstanzen in Form kleiner Tropfen
erfüllt sind. Es sind an ihm zwei symmetrische Hauptmassen zu unterscheiden, die sich vom sechsten
bis zum vierzehnten Segment erstrecken, und ein kleiner, unpaarer Teil, der im fünften Segment
dicht hinter dem Gehirn gelagert ist. Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß auch der letztere aus
zwei symmetrischen Lappen besteht, und die Embryogenese läßt erkennen, daß die beiden Lappen
im Zusammenhang mit den großen seitlichen Eettkörpersträngen entstehen, von denen sie sich später
ablösen. Die beiden Hauptmassen des Fettkörpers bestehen ebenfalls aus einzelnen größeren Lappen,
die aber gewöhnlich so dicht aneinander liegen, daß die beiden seitlichen Massen als einheitlich
erscheinen.
Am Hinterende zweier symmetrischer Fettkörperlappen liegen, dicht angefügt, die beiden
Ovarien (Ov). Es sind helle, rundliche Ballen, in denen man die Eifollikel erkennt. Ihre Bildungsstätte
während der Embryonalentwicklung ist das 11. Segment. Später werden sie nach dem
10. Segment verschoben. Man kann sie am lebenden Tier im 10. oder 11. oder zwischen beiden
Segmenten antreffen, da sie hei der Bewegung der Larve ihre Lage fortwährend ändern.
Durch seine gelbliche Färbung hebt sich der Mitteldarm hervor. Er enthält ein gelbes Sekret,
das eine ziemlich zähe Konsistenz besitzen muß; da es oft in Form scharf umrissener, zickzackförmiger
Stränge erscheint. Am vorderen Teile des Mitteldarmes finden sich zwei Anhangsdrüsen (ddr).
Zwischen Mitteldarm und Ösophagus ist ein Ventil (dv) eingeschaltet, das die früheren Autoren übersehen
haben, und auf dessen embryonale Entstehung ich noch zu sprechen komme. Im sechsten
Segment liegen die ziemlich voluminösen Speicheldrüsen (spdr), deren Ausführungsgang unmittelbar
hinter der Mundöffnung in den Vorderdarm mündet. Vom Nervensystem sind in Fig. 1 nur das
Gehirn (Gh) und die beiden optischen Ganglien (ggl opt) zu sehen. Über den letzteren liegen zwei
rötlichbraune, meist recht unregelmäßig gestaltete Pigmentflecke (oc) (Augen).
Das Tracheensystem öffnet sich vom 6. bis zum 13. Segment mit 8 Stigmenpaaren (St) nach
außen. Die Stigmata liegen im vorderen Teile der Segmente. Im 5. Segment dürfte noch ein sehr
rudimentäres Stigmenpaar vorhanden sein, das aber kaum funktionsfähig ist, da ich keinen Porus
erkenne. Im Inneren verlaufen 4 Haupttracheenstämme, zwei dorsale und zwei ventro-laterale.
Zwischen den dorsalen Längsstämmen befinden sich in den stigmentragenden Segmenten 8 starke
Querkommissuren (trk). Weitere stärkere Tracheenzweige sind noch am Gehirn nachzuweisen. An
den ventro-lateralen Längsstämmen finde ich von Segment zu Segment kleine Gruppen von Zellen (x).
über deren Wesen ich jedoch noch nichts aussagen kann (önocyten?).
Bezüglich der longitudinalen und transversalen Muskulatur (Im ii, trm), der Hypodermis und
Cuticula verweise ich auf Fig. 3. Ich will mich bei der Anatomie der Larve überhaupt sehr kurz fassen,
da sie schon in den älteren Arbeiten sehr eingehend behandelt ist.
Die unterscheidenden Merkmale der durchsichtigen Larvenform sind nun folgende (Fig. 2):
Die Larve ist kurz vor dem Ausschlüpfen ungefähr 1 mm lang und erreicht, mit älterer Brut gefüllt,
nur eine Länge von etwa 3 mm, ist also etwas kleiner als die vorige Form. Das letzte Körpersegment
besitzt ebenfalls die beiden Analklappen, es fehlen jedoch die 8 mit Stacheln versehenen Zapfen, die
den After umstellen. Die Querreihen kleiner Chitinstacheln finden wir hier nur vom 5. bis zum
12. Segment, und zwar bilden sie keine ringsum geschlossenen Gürtel, sondern stehen in Halbringen
nur auf der Unterseite. Auch hier werden in einem Segment nur etwa bis 10 Stachelreihen gezählt.
Bei der Bewegung des Tieres wölben sich die mit Stacheln besetzten Partien wulstartig hervor.
Das Tracheensystem ist bedeutend einfacher gebaut. Es besteht' nur aus 2 longitudinalen
Hauptstämmen, welche nur mit je einem Stigma im 13. Segment nach außen münden. Der Fettkörper
ist viel weniger stark als bei der anderen Larvenform entwickelt, im übrigen aber finde ich
die innere Morphologie beider Formen ganz übereinstimmend.