Im folgenden Abschnitt sollen nun die Gattungen und Arten der paläarktischen Tortriciden
in fortlaufender Reihenfolge genauer charakterisiert und beschrieben werden. Dabei werden die
Arten, welche zu bisher angenommenen, hier jedoch eliminierten und mit anderen zusammengezogenen
Gattungen gehören, stets beisammen gelassen, so daß, wer Lust dazu hat, sie als Untergattungen
beibehalten mag, obwohl dadurch manches im übrigen sehr ähnliche etwas entfernt
von einander zu stehen kommt. Es ist ja überhaupt unmöglich, die Gattungen und innerhalb jeder
einzelnen die Arten in eine einigermaßen natürliche Reihenfolge zu bringen, da sie den nach verschiedenen
Richtungen und in verschiedener Höhe abgehenden Ästen und Zweigen eines reich
gegliederten Baumes entsprechen. Daher ist es auch ziemlich gleichgültig, in welcher Reihenfolge
die Gattungen und ihr Inhalt besprochen werden. Das naturgemäßeste wäre gewesen, die Gattungen
in der im vorigen Kapitel durchgeführten Anordnung vorzunehmen, stets vom ursprünglichen ausgehend,
die einzelnen Äste in ihren Verzweigungen zu verfolgen; gleichgültig wäre es dabei, ob man
zuerst die Epibleminae oder Tortricinae oder Phaloniinae nimmt, da sie als gleichwertige Hauptäste
erscheinen, und von keinem behauptet werden kann, er stehe höher als die anderen. Wenn man
aber eine dieser Unterfamilien, z. B. die Tortricinae, genauer ansieht, so zeigt die Stammtafel, daß
der Gattung Tortrix eine ganze Menge anderer Gattungen ziemlich gleich nahe stehen, die alle direkt
von ihr abgeleitet werden können. In welcher Reihenfolge man diese Gattungen auch auf einander
folgen läßt, so wird das Reihenbild immer ein unnatürliches werden müssen.
Nim haben die Kataloge von S t a u d i n g e r -W o c k e und die neue Auflage von S t a u-
d i n g e r - R e b e l zweifellos den meisten Sammlern und Freunden der Schmetterlinge bisher
zur Richtschnur für die Anordnung gedient, und daher habe ich mich entschlossen, im großen und
ganzen die Reihenfolge der Gattungen, wie sie dort eingehalten ist, auch hier zu befolgen; nur einige
Änderungen habe ich gemacht, um Zusammengehöriges nicht zu sehr durch Fremdes auseinander
zu reißen. Innerhalb der Gattungen suchte ich die Arten möglichst nach allgemeinen Ähnlichkeiten
zu gruppieren, um die Vergleichung in Wort und Bild zu erleichtern.
II.
Spezieller Teil.
I. Unterfamilie: Tortricinae.
Wickler ohne Behaarung der hinteren Mittelader der Hinterflügel (mit einer Ausnahme);
mit deutlichem Rest der Ader V der Vorderflügel gegen den Saum hin; Uncus der männlichen Begattungsorgane
so lang oder länger als die Seitenklappen, oft hakenartig vorragend.
I. Gattung: Acalla (Hb. 1826) Reb. (1901).
Peronea Cur t . (1825); praeocc. durch Peronaea P o l i (1795). „
Peronea< -}- Paramesia -f- Leptogramma -f- Glyphisia -f- Dictyopteryx -f- Cheimatophila S t e p h.
(1829); W o o d (1839 ff.)
Teras T r. (1830; 1835); HS. (1849); He i n. (1863).
Teras + Glyphiptera + Peronea D u p. (1842; 1844).
Teras (Tr.) H- Rhacodia (Hb.) Led. (1859); S t a u d . u. Wo c k e (1871); (Meyr. 1895).
Oxygrapha Wi lk. (1859), corrigiert aus Oxigrapha Hb. (1826); Wa l s hm. 1897.
Außerdem hat H ü b n e r (1826) noch hierhergehörige Arten in seinen Gattungen: Aderis,
Lopas, Edectis, Tdeia, Aphania.
Da der älteste Name Peronea Curt. durch Praeoccupation fortfällt, so muß der nächstälteste
für die Gattung gewählt werden; dieser ist Acalla Hb. Die erste hier stehende Art: Ac. oph-
thalmicana Hb. gehört zwar nicht hierher, sondern in eine frühere Gattung Hübners: Epiblema;
nach ihrer Elimination stehen darin noch Ac. scdbrana Schiff.; Verz. Tor. 12. Hb. Tor. 169
(= hastiana L. var.); Ac. lipsiana Schiff. Verz. Tor. D. 9; Hb. Tor. 180; und Ac. ciliana Hb. Tor. 171
(— contamina Hb. var.), die sämtlich zweifellos hierher gehören. Es ist keine Veranlassung, mit
Wa l s i n g h a m (1897) diesen Namen zu verwerfen und dafür den späteren Namen Oxigrapha Hb.
resp. Oxygrapha Wilk. zu wählen, nur darum, weil hier unter sechs verschiedenen Namen ausschließlich
Angehörige einer einzigen hierher gehörigen Art (Ac. literana L.) stehen. Wenn schon das Prioritätsgesetz
angewandt werden soll, so muß es auch genau durchgeführt werden.
Eine Abtrennung einiger Arten unter dem Namen R h a c o d i a Hb., wegen der eigentümlichen
„Ausnagung“ an der Costa der Vorderflügel ist durchaus unberechtigt, da es sich nur um eine Modifikation
der Beschuppung handelt, von der die Flügelmembran nicht betroffen wird, und die sich in
weniger auffallender Weise auch bei anderen Arten findet; auch aus der Flügelform, der mehr oder
weniger vorgezogenen Spitze, dem verschieden schrägen und geschwungenen Saum der Vorderflügel,