eine Brut von Kernen zerfällt (Fig. 6—9), welche sich einesteils zum Epithel formieren, anderenteils
im Inneren bleiben. Einer von den inneren Kernen bildet zuletzt eine große Zelle, die Eizelle, welche
immer größer wächst und die übrigen eingeschlossenen Kerne verdrängt und aufzehrt. Die Figuren 5
und 9 erscheinen direkt im Interesse dieser Auffassung konstruiert und besonders die Figuren 3,
4, 6, 8 sind sachlich ganz unmöglich. Was er als Brutbildung deutet, ist nichts anderes, als die Gruppierung
der Nährzellen um die Oocyten, wobei er aber in den Figuren 6, 7 und 9 die Kerne der Oocyten
selbst übersehen hat.
Differenzierung der Gewebe und Organe.
Nachdem wir die Entwicklung der Keimbahn bis zu ihrem Abschluß verfolgt haben, bleibt
uns noch übrig, die Entwicklung des Somas in ihrer letzten Periode, in welcher sich die Differenzierung
der Gewebe und Organe vollzieht, wenigstens in ihrem wesentlichen Verlaufe kennen zu lernen. Ich
beginne hierbei mit der Schilderung der ektodermalen Organsysteme.
a. Ektodermale Organe.
B a u c h m a r k . Bald nach der Differenzierung der Keimblätter beobachteten wir im
Ektoderm, die Entstehung der beiden Primitivwülste, aus welchen durch vielfache Teilungen der
Neuroblasten das B a u c h m a r k hervorgeht. Dieses erlangt nach der ventralen Verlagerung des
Hinterendes der Embryonalanlage bald eine bedeutende Größe. In jedem Segment bilden sich die
Ganglien aus, die unter sich durch Längskommissuren in Verbindung treten. In Fig. 30 ist das
Ganglion (ggl) des 12. Segments im Querschnitt zu sehen. Als großer rundlicher Körper reicht es
dorsal bis an den Dotter heran, ventral hängt es noch mit der mittleren Ektodermpartie zusammen
In den Winkel, der zwischen ihm und der lateralen Ektodermpartie (1 ekt) entsteht, schiebt sich das
Mesoderm hinein. Das Ganghon enthält kleine, runde, dicht gedrängte Kerne mit zerstreut
angeordneten Chromatinpartikeln. Die Kerne werden oft in Teilung angetroffen. Im dorsalen
Malp
Fig. XXIX.
Längsschnitt durch ein Malpighisches Gefäss (Malp) mit Nerven aus einem Embryo vom Stadium de r Fig . 32. Gz (I, II, III) g rosse Ganglienzellen,
g z mittlere und klein ste, in d ie Neuriten (nt) e ing e sch a ltete Ganglienzellen, a x Achsenfaden, Ov Ovarium. Hom. Imm. u. 4.
Teile des Ganglions sind die beiden Längskommissuren (1 k) zu sehen, die hier gerade durch eine
Querkommissur (qk) verbunden sind. In jedem Ganghon werden zwei Querkommissuren gebildet.
Neuroblasten, die sich etwa durch ihre Größe auszeichnen, habe ich in diesen Stadien im Bauchmark
nicht mehr beobachten können. Das Bauchmark in seiner ganzen Längenausdehnung nebst dem
Gehirn wird in Fig. 29 veranschaulicht. Es sind hier vom 4. bis zum 13. Segment in jedem Ganghon
die vordere und hintere Transversalkommissur (qk) klar zu erkennen. Auf diesem Stadium hat sich
das Bauchmark bereits vom Ektoderm abgelöst, später rückt es noch weiter ins Innere und wird dabei
von der ventralen Muskulatur umwachsen. (Fig. 31, 33).
N e r v e n . Das Abgehen von N e r v e n aus Bauchmark und Gehirn kann besonders auf
Längsschnitten vielfach beobachtet werden, aber auch im übrigen Embryonalgewebe konnte ich die
nervösen Elemente eindeutig erkennen. Besondes klar hegen diese Verhältnisse bei Embryonen,
in denen die Körperhälften kurz vor ihrer dorsalen Vereinigung stehen (Fig. 32). Bindegewebige
Stränge sind hier nicht vorhanden, und auch das Tracheensystem ist erst in Form der Stigmentaschen
angelegt, weshalb also Verwechselungen ausgeschlossen sind. Ferner aber sind die Elemente
der Leitungsbahnen histologisch scharf charakterisiert. (Fig. XXIX). Man trifft da zwischen den
Geweben relativ zahlreiche Ganglienzellen (Gz), deren Kerne die Ganghenkerne der Zentren an Größe
sehr bedeutend übertreffen, sehr chromatinreich sind und einen blassen Nucleolus besitzen, und deren
ebenfalls reichlich entwickeltes Plasma Fortsätze, die Neuriten (nt), entsendet, die sich allmählich in
immer feinere Äste verzweigen, und in deren Bahn mittelgroße und kleinste Kerne eingeschaltet sind.
In den Neuriten ist in meinen Präparaten mit aller Schärfe der völlig farblose zentrale Axenfaden (ax)
zu erkennen, der sich bis in sehr feine Fibrillen verfolgen läßt und auch auf Querschnitten deutlich
hervortritt.
Von besonderem Interesse ist das Auftreten von Nerven an den Malpighischen Gefäßen
(Fig. XXIX). Man bekommt in der Umgebung dieser Organe immer eine größere Zahl von Ganglienzellen
zu Gesicht, die den Gefäßen Neuriten entgegensenden (Zelle I) oder ihnen unmittelbar aufliegen
(Zelle II und III). Die Ganglienzelle III z. B. folgt dicht angeschmiegt der Rundung des Gefäßes,
wie sich beim Fokusieren erkennen läßt. Die Neuriten sind den Malpighischen Gefäßen direkt
angedrückt und umgreifen sie mit feinen Verästelungen. Dies geht
aus Querschnitten deutlich hervor. Figur XXX zeigt in innigem
Kontakt mit den Malpighischen Gefäßen große Ganglienzellen (Gz),
ferner die kleineren in die Neuriten
eingeschalteten Kerne
(gz), seitlich herantretende und
umgreifende Neuriten (nt),
Neuritenquerschnitte mit dem
Axenfaden (ax). Die innige morphologische
Verbindung zwischen
Nerven und Malpighischen
Gefäßen wird konstant
beobachtet. Ein physiologischer
Zusammenhang wäre jedoch
erst erwiesen, wenn sich ein Fig . xxx.
Eindringen feinster Fibrillen in Querschnitte dur°h Maipigiüscbe Gefäße (MaiP) mit dar,
° Bezeichnungen wie in nebenstehender Figi
Zoologica. H e ft 65.
Malp.
Malp.._