dem Vorhandensein oder Fehlen von Schuppenbüscheln auf der Fläche der Vorderflügel, der Länge
der Palpen etc. läßt sich eine Auflösung der Gattung nicht motivieren, da in all diesen Hinsichten
eine Menge von Übergängen vorhanden sind.
Das charakteristische Merkmal ist, daß a u f d e n V o r d e r f l ü g e l n a l l e Ä s t e d e r
A d e r II in d i e C o s t a z i e h e n , was bei keiner anderen Gattung der Fall ist; dazu kommt
eine ungewöhnliche Abflachung des Abdomens, besonders auffallend bei den <?<?, und die flache
Haltung der Flügel in der Ruhe; endlich die auffallend langen Fransen am Tornus und Dorsum der
Hinterflügel. Sehr verbreitet sind Schuppenbüschelchen auf den Vorderflügeln, die im allgemeinen
den Rändern der typischen Zeichnungen in Schrägreihen folgen, und unter denen sich mitunter ein
größerer in der Flügelmitte und öfters am Ende des Basalfeldes nahe dem Dorsum auszeichnet. Sie
kommen bei beiden Geschlechtern vor, und wechseln von starker Ausbildung und großer Zahl bis
zu völligem Fehlen; selbst innerhalb einer Art kann die Verschiedenheit recht beträchtlich sein.
(Wenn diese Auszeichnung nur bei den <?<? vorhanden wäre, würde man sicher von männlichen
,,Duftschuppen“ sprechen.)
Die Palpen sind kräftig, von verschiedener Länge, meist gerade vorgestreckt, mitunter aber
auch etwas aufgebogen; das Mittelglied ist besonders unterseitig stark und lang beschuppt, und das
Endglied in dieser Beschuppung ziemlich verborgen; der Säugrüssel ist wohlentwickelt, aber nicht
sehr stark. Die Fühler der <? sind mitunter ganz glatt, häufiger fein gewimpert, an den Enden der
Glieder oft auch mit einer oder mehreren stärkeren Borsten besetzt. Der Thorax ist entweder ganz
glatt, oder der Länge nach durch die nach oben gekämmten Schuppen gekielt, nur selten findet sich
an seinem Hinterrande ein Schopf; die Schulterdecken treten meist etwas eckig vor. Die <?<? haben
einen flachen, aber kräftigen ausbreitbaren Analbusch. Die Hinterbeine sind recht lang und ihre
Schiene durch längere Beschuppung längs der einen Seite flach und schneidig erscheinend.
Bei den meisten Arten sind die Vorderflügel auffallend trapezoid; Costa und Dorsum, an der
Basis stark gebogen, laufen weiterhin parallel, wobei die Costa entweder ganz gerade, oder selbst
etwas konkav ist, seltener leicht gekrümmt; nur in einigen Fällen ist die Krümmung der Costa an
der Wurzel schwach und dann divergieren die beiden Flügelränder saumwärts etwas. Der Saum ist
häufig kräftig geschwungen, aber sehr verschieden steil, so daß der Tornus bald eine stärke Wölbung
zeigt, bald aber auch unmerklich in das Dorsum verstreicht. Die Spitze kann vorgezogen, sogar etwas
sichelförmig gebogen sein, und ist dann oft scharf und spitz; sonst gerundet und manchmal recht
stumpf. Doch gibt es auch Arten, bei denen der Saum leicht konvex ist; die Flügelform kann innerhalb
einer Art etwas schwanken. Bei vielen Arten ist die Beschuppung der Costa rauh und abstehend,
dabei ungewöhnlich lang; hinter der Mitte werden die Schuppen oft plötzlich kürzer, wodurch ein
stufenartiger Absatz entsteht; wenn dann gegen die Spitze hin die Schuppen wieder länger werden,
so tritt die sog. „Ausnagung“ der Costa deutlich hervor.
Die Hinterflügel sind meist dünn beschuppt, seidenglänzend und durchscheinend, ihre Fransen
besonders am Tornus oft ungewöhnlich lang.
Auf den Vorderflügeln sind Ader I II3 und IV, in einzelnen Fällen gestielt; auf den Hinterflügeln
entspringen die gleichen Adern aus einem Punkte oder manchmal gleichfalls gestielt; Ader II
und 111, entspringen getrennt, verlaufen aber eine Strecke weit dicht neben einander parallel und
entfernen sich erst gegen die Spitze hin von einander.
Die typische Zeichnung der Vorderflügel besteht in einem gerundeten oder schräg abgeschnittenen,
meist dunkleren Basalfeld, einer ebensolchen Schrägbinde, die vor der Mitte der Costa entspringt
und gegen den Tornus zieht, meist aber nur in der costalen Hälfte deutlich ausgeprägt ist, und einer
Anzahl verdunkelter Aderenden an der Costa vor der Spitze, die oft in einen Praeapikalfleck zusammenfließen.
Indessen ist diese Zeichnung oft genug undeutlich, zerrissen, in quere Wellenlinien
aufgelöst, oder auch durch ganz andere Anordnung verdrängt. Einige Arten gehören zu den
variabelsten Schmetterlingen, die man kennt.
Die meisten Acallaaiten. treten in zwei Generationen auf, einer gewöhnlich individuenarmen
Sommer- und einer reichlichen Herbstgeneration; von letzterer überwintern viele, vielleicht nur die
sehr spät aüsschlüpfenden Individuen unter abgefallenem Laub und erscheinen im ersten Frühling
wieder, gewöhnlich in völlig frischem Aussehen. Von manchen Arten ist es noch zweifelhaft, ob zwei
Generationen Vorkommen, einige treten zweifellos nur in einer einzigen auf. Die Raupen leben sämtlich
ektophytisch zwischen Blättern von Holzpflanzen, seltener an krautartigen Stauden, und in
der Regel findet die Verpuppung in der Raupenwohnung statt. In weitaus den meisten Fällen sind
die Raupen von grüner Färbung in den verschiedenen Abstufungen vom hellsten grünlichgelb bis
zum dunkelsten braun- und schwarzgrün, mitunter nach dem Alter, zuweilen aber auch im allgemeinen
bei einer Spezies variierend. Die Wärzchen sind äußerst fein, mit bloßem Auge kaum sichtbar,
selten größer und deutlicher.
Die Gattung Acalla hat eine sehr weite Verbreitung, jedoch mehr in den gemäßigten und nördlichen
Teilen des Gebietes; viele europäische Arten sind durch ganz Sibirien hindurch verbreitet, wobei
die von dort stammenden Exemplare sich oft durch besondere Größe und Klarheit der Zeichnung,
sowie Lebhaftigkeit der Färbung auszeichnen. Außerdem besitzt Sibirien eine ganze Anzahl eigener,
gleichfalls ansehnlicher Spezies, so daß der Gedanke nahe liegt, die Gattung möchte sich in ihren
meisten Arten von Sibirien aus nach Westen und Südwesten hin ausgedehnt haben; für nordischen
Ursprung spricht auch die Fähigkeit der Falter, die Winterkälte in einem Versteck zu überstehen.
1. Acalla emargana F. Taf. III, Fig. I—4. Diese Spezies ist vor allen anderen dadurch ausgezeichnet,
daß die sehr langen Fransenschuppen des Costalrandes der Vfl. hinter der Mitte plötzlich
sehr kurz werden und erst vor der Flügelspitze wieder ihre normale Länge erhalten, wodurch im
Verein mit der an und für sich an dieser Stelle etwas konkaven Costa eine scheinbare „Ausnagung“
des Flügels erzeugt wird, die mehr oder weniger tief sein kann. Da gewöhnlich innerhalb dieser
Ausnagung, hinter ihrer Mitte, wieder etwas längere Schuppen stehen, so folgen genau genommen
zwei Ausnagungen, eine größere und eine ldeinere hinter einander. Die Flügelspitze ist verschieden
stark sichelförmig vorgezogen, der Saum stark geschwungen und schräg. Die Haarschuppen des
Thorax bilden einen Längskamm. Flügelspannung bis 25 mm. In bezug auf die Färbung und
Zeichnung kann man zwei Hauptformen unterscheiden.
a. Var. emargana F. S. E. 651 No. 37; Hb. 233; Dup. IX. p. 170, t. 244, 9; Stph. 111. IV.
p. 147, t. 38, fig. 1; Wd. 1103; Hein. 12; excavana Hw. p. 408; Wd. 1104; Snell. II, 1, p. 171;
caudana F. R. 55, ld. Kopf, Thorax und Vfl. strohgelb (Fig. 1.), manchmal auch bis orangegelb
(Fig. 2.), von einer gebrochenen Querlinie in oder vor der Flügelmitte an saumwärts schwarzbraun,
gegen den Saum hin aber wieder mit der Grundfarbe untermischt. Alle Adern sind fein dunkel.
Quer über den Flügel ziehen gebrochene stärkere und sehr feine schwärzlich-braune Wellenlinien,
die bei der helleren Form in der Saumhälfte oft rotbraun angelegt sind; bei solchen Exemplaren
ist auch der Dorsalrand fein rötlich. Die Fransen sind schwärzlichbraun, an der Basis schmal hell.
Hfl. durchscheinend, zart gelblichgrau bis bläulichgrau, mehr oder weniger stark dunkler gewellt,
besonders gegen Costa und Spitze hin.
Zoologien. He ft 54.