
bei allen Arten. Es bandelt sieb also offenbar um ein im Verschwinden begriffenes Erbstück. Ein
Teil der Vorfahren hatte im männbchen Geschlecht einen Cöstalumschlag der Vorderflügel, ein anderer
nicht, und daher stammen die zwei Hauptgruppen, die man unterscheiden kann. Ein Schuppenschopf
auf dem Thorax scheint von den Vorfahren überkommen zu sein und verschwindet nur selten.
1. G r u p p e : Di e V o r d e r f 1 ü g e |||d e s d h a b e n e i n e n C ö s t a l u m s c h l a g
v o n v e r s c h i e d e n s t a r k e r A u s b i l d u n g . Diese Eigentümlichkeit findet sich bei den
Gattungen Hysterosia Stph., Eupoecüia (Stph.) Meyr. und bei einem Teil der zu Phtheochroa Stph.
gezählten Arten. In Übereinstimmung, mit Wa l s i n g h a m kann ich bei diesen bisherigen
Gattungen keine durchgreifenden Unterschiede finden. M e y r i c k gibt zwar an, daß bei Ewpotxüia
und Phtheochroa (Commophüa Hb.) Ader I I t der Vorderflügel in die Spitze, bei Hysterosia in den
Saum münden soll. Bei Eupoecüia purgatama sehe ich diese Ader weit unter der Spitze, in deh Saum
ziehen, und bei den hierin Betracht kommenden Arten von Phtheochroa variiert die Einmündung
individuell in ziemlichen Grenzen. Außerdem kann ich darauf kein so großes Gewicht legen. Mit
Wa l s i n g h a m vereinige ich darum die Arten mit Cöstalumschlag der Vorderflügel des $ in die
Gattung: H y s t e r o s i a Stph. Auf den Vorderflügeln kann Ader I I5 in die Spitze p e r
m den Saum ziehen, Ader III, und IV, kommen sehr nahe, auch aus einem Punkte aus der Querader
der Mittelzelle, bisweilen sogar gestielt; auf den Hinterflügeln entspringen Ader II und III, dicht
beisammen oder gestielt, Ader III, und IV, aus einem Punkt oder gestielt. Der Thorax ist geschöpft;
der Cöstalumschlag bald gut entwickelt mit Haarpinsel als Inhalt, bald sehr schmal und schwach
(Taf. I, Eig. 58 bis 62); die Palpen sind von wechselnder Länge, vorgestreckt.
2. G r u p p e : An d e n V o r d e r f l ü g e l n d e s S i s t k e i n C ö s t a l u m s c h l a g
v o r h a n d e n . In dieser' Gruppe finden sich zunächst Arten, bei denen auf den Hinterflügeln
die'Adern III, und IV, getrennt von einander entspringen; diese werden von Me y r i c k in zwei
Gattungen getrennt: Phalonia Hb., bei der Ader II, der Vorderflügel in die Costa oder die Spitze
mündet und Chlidonia Hb., mit Ausmündung dieser Ader in den Saum. Untersucht man aber möglichst
viele Arten auf den Aderverlauf, so findet man Übergänge, bei denen es sehr zweifelhaft ist;
ob die Ader I I, der Vorderflügel in Spitze oder Saum ausläuft; kleine Abänderungen in der Form
der Flugeispitze verschieben die Ausmündung nach der Richtung der Costa oder nach , dem Saume
hin selbst bei Individuen einer Spezies, besonders wenn sie von weiter entfernten Fundorten stammen,
wie ich z. B. bei Phalonia aleella beobachten konnte; noch mehr ist dies der Fall bei Vertretern ver!
schiedener Spezies. Darin allein kann demnach kein Trennungsmerkmal in mehrere Gattungen
gesehen werden. Auch der getrennte Ursprung der Adern I II , und IV, der Hinterflügel schwankt
beträchtlich; bald sind sie ebenso weit von einander entfernt wie Ader I II , von III„ bald nähern
sie sieh so sehr, daß sie fast aus einem Punkt kommen, ja man findet Arten, bei denen sie tatsächlich
aus einem Punkt entspringen, wobei Ader I I, der Vorderflügel zweifellos in die Spitze, sogar mehr
nach der Costa hin, als nach dem Saum zu mündet. Man könnte daher mit demselben Recht noch
eine ganze Anzahl von Gattungen abspalten, je nach diesen verschiedenen Kombinationen,..^- wenn
sie nur innerhalb ein und derselben Art ganz konstant wären. Da dies nicht der Fall ist, kann man
mcht gut anders, als derartig schwankende Merkmale nicht zur Trennung von Gattungen zu benützen.
Es scheint, daß in dieser Wicklergruppe die Ausbildung bestimmter Formen des Aderverlaufs noch
im Fluß ist. Darum finde ich auch keineuUrsache, Phalonia und ChlMmia zu trennen, und zähle
hierher auch noch die Arten der früheren Gattung Phtheochroa, die keinen Cöstalumschlag am Vordert
flügel des .<? haben (die, als besondere Gattung betrachtet, Commophüa Hb. heißen, müßten), .'als
1. Gattung: P h a l o n i a Hb. Ader I I 3 und I Vx der Hinterflügel sind deutlich getrennt,
selten aus einem Punkt entspringend; im letzteren Falle zieht Ader I I5 der Vorderflügel immer in
die Spitze oder in die Costa, bei deutlicher Trennung von I II3 und IVX der Hinterflügel auch mitunter
in den Saum nahe der Spitze (vgl. Taf. I, Fig. 52 und 55); auf den Vorderflügeln ist Ader I I4
und I I6 immer getrennten Ursprungs, Ader I II3 und IVX entspringen manchmal ganz dicht bei-:
sammen, hie und da auf gemeinsamem Stiel, ja vereinzelt können sie in ganzer Länge zusammenfallen;
auf den Hinterflügeln sind die Adern II und IIIj gestielt.
2. Gattung: E u x a n t h i s Hb. Ader I II3 und IV x der Hinterflügel sind nie getrennt,
sondern entspringen auf gemeinschaftlichem Stiel, der freilich manchmal sehr kurz ist; mitunter
kommen sie auch aus einem Punkt; dabei mündet aber Ader I I 5 der Vorderflügel immer in den Saum
und zwar ziemlich weit von der Spitze entfernt (Taf. I, Fig. 56. 57). Ader II und IIIj der Hinterflügel
sind in der Regel gestielt; manchmal jedoch, selbst innerhalb einer Spezies schwankend, laufen
sie von ihrem Ursprung aus der vorderen Ecke der Mittelzelle an eine Strecke weit nur sehr dicht
nebeneinander, wobei sie aus einem Punkt oder eine Spur getrennt von einander entspringen können;
bei oberflächlicher Betrachtung und schwacher Vergrößerung kann auch das den Eindruck machen,
als seien sie gestielt. Also auch hier ist keine Festigkeit des Verhaltens vorhanden.
3. Gattung: L o z o p e r a Stph. Die Adern I II3 und IVX der Hinterflügel entspringen deutlich
getrennt von einander; aber auf den Vorderflügeln sind die Adern I I4 und I I6 eine kürzere oder
längere Strecke weit zu einem Stiel vereinigt. Dabei mündet Ader I I 6 vor der Spitze in die Costa
(Taf. I, Fig. 44, 45). Indessen kommen auch hier Varianten vor; so habe ich bei manchen Exem-
„plaren von Lozopera franciUana gesehen, daß auf dem rechten Vorderflügel die genannten Adern
gestielt waren, während sie auf dem linken deutlich getrennt entsprangen, oder umgekehrt; auch
kann der Stiel auf einer Seite ziemlich lang, auf der ändern so kurz sein, daß es aussieht, als kämen
beide Adern aus einem Punkt. Immerhin sind das nur vereinzelte Ausnahmen, und da die hierher
gehörigen Arten auch im ganzen Aussehen sehr viel Gemeinsames haben, so kann man die Gattung
wohl bestehen lassen. Der Thorax ist geschöpft.
4. Gattung: C l y s i a Hb. Auch hier sind Ader I I4 und I I 5 der Vorderflügel gestielt, I I 5
mündet aber deutlich in den Saum, und auf den Hinterflügeln sind die Adern I II3 und IVX gestielt;
der Thorax ist glatt (Taf. I, Fig. 46, 47).
5. Gattung: C a r p o s i n a HS. In neuerer Zeit wird diese Gattung, die bei den Tineiden
untergebracht war, hierher gestellt. Die Vorderflügel haben normales Geäder, nur ist der Ursprung
von Ader IVS so weit saumwärts gerückt, daß sie aus der hinteren Ecke der Mittelzelle, ganz nahe
bei IVj entspringt, was auch bei vielen wicklerähnlichen Tineiden-Gruppen der Fall ist; a u f d e n
H i n t e r f l ü g e l n f e h l e n zwe i Ad e r n , indem Ader IIu n d IIU, ebenso I II ? und IVX in
ganzer Länge verschmolzen sind (Taf. I, Fig. 63). Ich nehme die Gattung hier auf, kann aber die
Anschauung nicht unterdrücken, daß man mit demselben, vielleicht noch mit größerem Recht
dann noch, manche jetzt bei den Tineiden stehende Gattung, die viel mehr wicklerähnliches Flügelgeäder
zeigt, zu den Tortriciden ziehen könnte. Wicklerartig sind allerdings die Palpen mit dem
kurzen, in der Beschuppung des Mittelgliedes fast versteckten Endgliede und die basale Gabelung,
der Ader « auf den Hinterflügeln; doch fehlt dies auch einigen iVwewfew-Gattungen nicht.