
solchen gegenüber könnte die Anpassung etwas helfen. Man kann diese Ausdrücke gebrauchen, um
gewisse Äußerlichkeiten kurz zu bezeichnen, muß sich aber stets klar darüber sein, ob auch eine
biologische Bedeutung damit verbunden zu sein braucht oder nicht.
Viele Wickler haben im Laufe eines Jahres nur eine e inzige Generat ion. Bei den Arten,
deren Raupen von Blättern leben, überwintern dann in der Regel die Eier, aus denen die Räupchen im
Frühling ausschlüpfen. Bei anderen jedoch, besonders häufig bei denen, deren Raupen in Früchten
oder im Inneren von Pflanzen leben, schlüpfen die jungen Raupen noch im Laufe des Sommers und
Herbstes aus, und wachsen heran, meist zu voller Größe; sie spinnen sich dann außerhalb ihres Wohnorts
fest ein, oder bleiben in der Raupenwohnung und überwintern, um sich erst im Frühjahr in eine
Puppe zu verwandeln; einzelne überwintern auch in unausgewachsenem Zustand und fressen dann
im Frühl-ng noch eine Zeit lang; seltener sind die Fälle, wo noch im Herbst die Verpuppung stattfindet
und die Puppe überwintert. Die Raupe von Evetria resindla überwintert zweimal, einmal in jugendlichem
Alter, das zweite Mal ausgewachsen.
Bei vielen Arten aber kommt noch eine zweite meist kurzlebige Sommergeneration vor, deren
Entwicklung vom Ei an ungemein schnell verläuft; die Eier dieser zweiten Generation, oder die
aus ihnen kommenden Raupen, überwintern dann und liefern die erste oder Vorsommergeneration.
Nur bei vielen AcaUaaxten und einigen anderen erscheinen die Nachkommen der Vorsommergeneration
bereits im Herbst als Schmetterlinge und überwintern (wenigstens teilweise) unter abgefallenem Laub,
in Rindenspalten etc.; sie kommen dann im Frühling wieder zum Vorschein, gewöhnlich noch in
tadellosem Zustand und legen jetzt erst ihre Eier ab, aus denen die Sommergeneration hervorgeht,
in der Regel in nur geringerer Kopfzahl.
Nur bei wenigen Wicklern kommen im Lauf des Sommers drei bis vier Generationen vor. Da
die Entwicklung der Raupen vielfach ungleich schnell von statten geht, so verteilt sich oft eine Generation
auf längere Zeit und es kommt bei nicht wenigen Arten vor, daß die letzten Individuen
einer Generation erst erscheinen, wenn schon die ersten der folgenden Generation fliegen, so daß
die Flugzeiten gar nicht auseinander gehalten werden können. Das bedingt dann häufig Verschiedenheiten
und Widersprüche in den Angaben der einzelnen Beobachter, und es ist in diesen Fragen durch
Züchtung und sorgfältiges Studium noch vieles zu klären. Zudem muß mit den verschiedenen klimatischen
Verhältnissen des Gebietes gerechnet werden; denn es ist nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich,
in einzelnen Fällen sicher, daß ein und dieselbe Art in südlichen Gegenden eine andere
Generationsfolge hat, als in höheren Breiten, so wie es ja eigentlich selbstverständlich ist. daß sich
die Flugzeit einer Art zwischen Süden und Norden um Wochen verschiebt.
Wenn man die mitteleuropäischen Wickler, deren Flugzeiten näher bekannt sind, allein berücksichtigt,
so verteilt sich die Frequenz auf die einzelnen Monate etwa in folgender Weise: Im
Januar und Februar stecken als überwinternde Arten im Laub verborgen ungefähr 26 Arten; im
März kommen bereits einige früh ausschlüpfende hinzu, daß die Zahl auf 30 steigt, im April finden
sich mit den vorigen zusammen bereits gegen 80, im Mai circa 210 Arten. Im Juni mit 370 und Juli
mit 350 Arten wird das Maximum erreicht; die Zahl sinkt im August auf 200, im September auf einige
50; im Oktober sind dann noch einige Nachzügler und die wiederum überwinternden Arten vertreten
(35), im November und Dezember wieder die 26, die den Frühling abwarten. In den einzelnen enger
begrenzten Gegenden werden diese Zahlen natürlich stark verändert werden.
In bezug auf die B i o l o g i e d e r R a u p e n ist wenig allgemeines zu dem bereits erwähnten
hinzuzufügen. Nur wenige derselben sind streng monophag; viele leben an oder in einer ganzen Anzahl
einander verwandtschaftlich nahestehender Pflanzen und eine ganze Menge unter denen, die sich
von Blättern ernähren, sind außerordentlich polyphag und machen teilweise keinen Unterschied
zwischen Bäumen und krautartigen Pflanzen. Die in Blattrollen lebenden sind in der Regel sehr
behend, bewegen sich mit gleicher Schnelligkeit vor- und rückwärts und viele von ihnen verlassen bei
Störungen ihre Wohnung, um sich an einem Faden zur Erde zu begeben; andere lassen sich auch frei
fallen. Einige haben die Gewohnheit, sich bei Störungen zusammenzurollen (Tortrix waMbomiana
und Verwandte). In der Regel lebt jede Raupe für sich allein, nur einige wenige Arten finden sich in
kleinen Gesellschaften zwischen zusammengeknäuelten Blättern, im Blütenboden von Compositen
oder in zusammenhängenden Gängen im Inneren von Pflanzen. Eigentliche Blattminierer gibt es
nicht unter den Wicklerraupen, nur einige nagen sich in der ersten Jugend zwischen die Oberhäutchen
der Blätter ein, um das zarte Parenchym zu fressen, geben das aber bald auf. Dagegen gibt es solche,
die in einem umgeklappten Blattrand, in einer Blattrolle oder zwischen zwei aufeinandergeklebten
Blättern nur die eine Seite benagen. Ebenso sind keine Sackträgerraupen unter den Wicklern bekannt.
Ziemlich vereinzelt sind diejenigen, welche in Gespinströhren an Pflanzen, an Wurzeln oder zwischen
Moos leben, und ihre Nährpflanzen äußerlich nur benagen. Manche benutzen die von anderen Insekten
erzeugten Pflanzengallen, um darin Wohnung und Nahrung zu finden. Auch kommt es vor, daß die
verschiedenen auf einander folgenden Generationen sich ungleich verhalten, daß z. B. die eine in
Blattwickeln, die andere in oder zwischen Früchten lebt; auch mit zunehmendem Alter wechseln
einzelne Raupen die Nahrung und den Aufenthalt.
Variabilität.
Im großen und ganzen sind die Wickler wenig variabel und selbst einander äußerst ähnliche
Arten zeigen in allen ihren Individuen die oft sehr geringfügigen Verschiedenheiten mit größter
Konstanz. Es ist geradezu erstaunlich, wie die feinen Einzelheiten der Zeichnung, oft nur durch wenige
Schüppchen hergestellt, bei jedem Exemplar der Spezies wiederkehren, so daß oft genug solche Kleinigkeiten
zu charakteristischen Merkmalen wrerden. Indessen gibt es auch Arten, die in engeren oder
weiteren Grenzen variieren. Im einzelnen muß in dieser Hinsicht auf die Besprechung der Arten
hingewiesen werden, hier können nur einige allgemeinere Erscheinungen hervorgehoben werden.
Verschiedenheiten in der Größe der Individuen kommen natürlich vor, sie sind aber nur selten
so bedeutend, wie bei der auf Taf. X, Figg. 33—40 abgebildeten Phalonia zephyrana Tr. Nicht häufig
sind Abänderungen im Flügelschnitt, wobei selbstverständlich von den Unterschieden zwischen d*d*
und ? $ abzusehen ist. Doch kommen bei manchen Arten Individuen mit längeren und schmäleren
Flügeln neben solchen mit kürzeren und breiteren vor (z. B. Taf. I, Fig. 38 gegenüber Fig. 39); verschieden
ist mitunter die Biegung der Costa, die Schräge des Saumes, die Spitze des Flügels, wodurch
der Gesamteindruck etwas modifiziert wird.
Häufiger sind die Abänderungen in Färbung und Zeichnung bei manchen Spezies. Gewöhnlich
handelt es sich nur um etwa hellere oder dunklere Gesamtfärbung, um deutlichere oder verwaschenere
Zeichnung, um mehr oder weniger Zeichnung auf der Grundfläche, um Auftreten hellerer Stellen durch
lokalen Mangel der normalen Zeichnung; oder es werden für gewöhnlich hellere Stellen durch Ausbreiten
und Zusammenfließen feiner Zeichnung im ganzen verdunkelt und bedeckt. Obwohl die
Änderung mitunter an und für sich geringfügig ist, kann sie doch auf der kleinen Flügelfläche einen