
die größeren Arten in natürlicher Größe wiederzugeben, wogegen die kleineren und komplizierter
gezeichneten unbedingt vergrößert werden mußten. Ich habe vorgezogen, alle in gleicher Vergrößerung
wiederzugeben, weil dadurch zugleich die relativen Größenverhältnisse in den Abbildungen hervortreten;
für die kleinsten erwies sich die Vergrößerung von 2,5 : 1 genügend,, um alle Einzelheiten in
klarer Weise zum Ausdruck zu bringen, für die größten nicht zu stark, um den Gesamteindruck zu
stören. Mit einer starken Concavlinse, etwa dem Ocular eines Opernglases betrachtet, kann man sich
die Abbildungen leicht auf die richtige Größe reduzieren und wird einen völlig naturgetreuen Eindruck
gewinnen; durch ein senkrecht auf die Mitte des Körpers gestelltes Stückchen dünnen Spiegelglases
kann man sich die Abbildung zu einer vollen ergänzen. Fertigt man sich auf einem recht durchsichtigen
Papier, oder einem Stückchen Glimmer oder Gelatinepapier eine Skala, auf der man jedesmal
die Strecke von 5 mm in 4 gleiche Teile teilt, so kann man damit an der Abbildung direkt die
natürliche Spannweite messen: die Zahl der Teilstriche von der Mitte des Kopfes bis zur Flügelspitze
gibt die Spannweite des ganzen Tieres in Millimetern an.
Alle dargestellten Exemplare wurden unter der Lupe in der richtigen Vergrößerung mit Hilfe
der Camera lucida unter allen Vorsichtsmaßregeln gegen Verzerrung des Bildes aufs genaueste entworfen,
wodurch die Richtigkeit des Flügelschnittes und der Zeichnungsanlagen garantiert ist, und
hierauf sorgfältig ausgemalt. Dabei wurde das Kolorit dem mit bloßem Auge gewonnenen Eindruck
entsprechend gewählt; denn sehr oft wird z. B. auf dem Schmetterlingsflügel ein brauner Farbenton
durch eine Mischung von schwarzen und gelben Schüppchen erzeugt, was man unter der Lupe deutlich
sieht, mit bloßem Auge jedoch nicht beachtet; wäre dies auf dem vergrößerten Bilde nachgeahmt
worden, so hätte die Abbildung einen durchaus fremdartigen Eindruck gemacht, und nicht den des
Naturobjektes. Im Text wird diese Farbenkombination, wo sie charakteristisch ist, stets angegeben
sein, in der Abbildung hätte sie störend gewirkt.
Wenn auch die technische Reproduktion niemals ganz die Feinheit und Genauigkeit der Originalabbildungen
erreichen kann, so bürgt doch der Name der mit der Herstellung betrauten Firma
We r n e r & W i n t e r in Frankfurt a. M. für das denkbar Beste, was lithographischer Vielfarbendruck
hervorbringen mag, und ich kann nicht umhin, hier meine Anerkennung und meinen Dank
für die bis jetzt schon fertiggestellten Tafeln auszudrücken, die meine völlige Zufriedenheit erregen
und jeden Zweifel an der gleichmäßigen Durchführung auch der übrigen bannen.
Zu ganz besonderem Danke aber fühle ich mich dem Verleger, H e r r n E. N ä g e l e , I n h
a b e r d e r S c h w e i z e r b a r t s c h e n V e r l a g s b u c h h a n d l u n g in S t u t t g a r t ,
verpflichtet, der in großartigem Entgegenkommen die Herausgabe des Werkes übernahm, die bedeutenden
Kosten für die Herstellung der Tafeln trägt und der Arbeit jede denkbare Förderung an-
gedeihen läßt, um die Ausstattung zu einer technisch hervorragenden zu machen.
Die Beschaffung des Materials war nicht ganz leicht und vor allem zeitraubend. Aus verschiedenen
großen Museumssammlungen und von vielen Besitzern hervorragender Privatsammlungen
mußten Sendungen der dort vorhandenen seltneren Arten, von Typen und Originalexemplaren erbeten
werden, und es ist dankend anzuerkennen, daß in den meisten Fällen meinen Wünschen in liebenswürdigster
Weise entsprochen wurde, obgleich es stets mit nicht geringem Risiko verbunden war,
so zarte und zerbrechliche Gebilde dem Transport durch die Post anzuvertrauen. Ich spreche dafür
meinen Dank aus den Verwaltungen des z o o l o g i s c h e n Mu s e ums d e r A k a d e m i e d e r
W i s s e n s c h a f t e n in St. P e t e r s b u r g und des Wi ener H o f m u s e u m s , hier speziell
H e r r n Dr. R e b e 1; des P a r i s e r Mu s e u m s ; des Mu s e ums i n R i g a , wo sich die
Nolcken’sche Sammlung befindet; Sr. K a i s e r l i e h e n H o h e i t d e m G r o ß f ü r s t e n
N i k o l a i Mi c h a i l o w i t s c h ; den Herren Dr. 0. S t a u d i n g e r und A. B a n g - H a a s ,
deren großartige Sammlung die meiste Ausbeute an älteren Originalen, wie an neuen Arten lieferte;
dem L o r d T h . Wa l s i n g h a m und Herrn J. D u r r a n t (Merton Hall, Theteford) ; den Herren
H. D i s q u é in Speyer, Dr. H i n n e b e r g i n Potsdam; E p p e l s h e i m (Grünstadt) ; S o r h a g e n
in Hamburg; S e e b o 1 d in Bilbao; S p a r r e - S c h n e i d e r in Tromsö; R e u t t i und M e e s
in Karlsruhe, H e d e m a n n (Kopenhagen); P. C. T. S n e 11 e n (Rotterdam) ; A. C o n s t a n t
(Golfe Juan); P. Ch r é t i e n (Saint-Cyr-sous-Dourdan) ; R. Z e l l e r (Zürich); A. d e C a r a d j a
(Tirgu-Neamtu, Rumänien). Viel Material mußte auch käuflich erworben werden, wenn es sich darum
handelte, genauere Untersuchungen anatomischer Verhältnisse vorzunehmen, da das geliehene nicht
verletzt werden durfte. Hier tra t die Verwaltung des „ E l i z a b e t h - T h om so n S c i e n c e - F u n d “
in Boston ein, die die nötigen Mittel (250 Doll.) zur Verfügung stellte, aus welcher Summe auch die
Sendungen von Material, Literatur und einige Reisen zürn Studium von Sammlungen bestritten
werden konnten, aus denen keine Objekte verabfolgt wurden.
So war es möglich, ein Material zusammenzubringen und in naturgetreuen Abbildungen
niederzulegen, wie es bisher wohl noch niemals vereinigt war. Von den rund 1006 bekannt gewordenen
Arten palaearktischer Wickler konnten von 970 Spezies 1419 Abbildungen gegeben werden. Die
fehlenden setzen sich zusammen aus größten Seltenheiten, einer Anzahl neu beschriebener Arten
aus dem östlichen und südöstlichen Grenzgebiet der Region; größtenteils sind es zweifelhafte Arten,
von älteren Autoren beschrieben, deren Originale nicht mehr aufzutreiben waren und von denen
in anderen Sammlungen keine Vertreter vorhanden sind. Die Exemplare, nach denen die Abbildungen
angefertigt wurden, waren mit ganz wenigen Ausnahmen tadellos erhalten und sicher bestimmt;
größtes Gewicht wurde auf die Darstellung von Typen und Originalexemplaren gelegt. Nichts wurde
bei der Abbildung beschönigt oder verallgemeinert, sondern jede ist ein genaues Porträt eines Individuums,
dessen Ursprung und Aufbewahrungsort in der Tafelerklärung vermerkt wird.
Bei dieser Bedeutung der gelieferten Abbildungen glaubte ich mich im beschreibenden Text
auf das Notwendigste beschränken zu dürfen. Es kam im wesentlichen darauf an, auf die Besonderheiten
der einzelnen Arten, ihre charakteristischen Merkmale und ihre wesentlichen Unterschiede
von nahestehenden Spezies aufmerksam zu machen, sowie ihre allenfallsigen Variationen genauer
zu besprechen, weiter Fragen über Artberechtigung zu diskutieren, biologischeVerhältnisse zu schildern
und die Jugendzustände zu beschreiben. Aus dem gleichen Grunde habe ich auch die Literaturnachweise
und die Synonymie auf das Wichtigste eingeschränkt und dabei die ebenso kurze, wie zweckmäßige
Manier angewandt, die in den Staudinger’sehen Katalogen gebraucht ist; andernfalls wäre der
Text ins Ungemessene gewachsen. Der enorme Ballast dieser Nachweise hat ja genau genommen
auch nur da besondere Bedeutung, wo durch ihn gezeigt werden soll, daß der Autor sein jeweiliges
Objekt mit allen Hilfsmitteln der Literatur festgestellt hat, oder wenn es sich um Auffindung des
richtigen Namens für die Art handelt. Wenn dagegen durch eine authentische Abbildung jedermann
in die Lage versetzt ist, die Richtigkeit der Bestimmung zu kontrollieren, so genügen vollauf die
Nachweise, welche die erste Beschreibung und, wenn diese sehr kurz ist, einige andere genauere,
notieren, um den Leser in den Stand zu setzen, sich dort noch weiter zu orientieren. Zudem ist die
Synonymie in fast allen Fällen schon durch frühere Autoren festgestellt, und im Staudinger-Rebel-
sehen Katalog zu finden, den ich doch nur in dieser Hinsicht kopieren könnte,