
schlag bedeckt odei frei neben ihm, wenn der umgekippte Rand schmäler ist; die Färbung des Haarpinsels
ist gelbbraun oder tief dunkelbraun (bei Notocelia) (Taf. II, Fig. 24, 26—30). Bei Phiaris
(Olethreutes) arcuella und den Verwandten fehlt der Haarpinsel und der nach oben umgeklappte
Dorsalrand bildet, wenn man ihn am aufgeweichten Flügel aüsbreitet, einen lappenförmigen Anhang,
weil der Saum bei der Ausmündung von Ader ß eingezogen und von da bis zum Tornus schräg ab-
gestutzt ist (Taf. II, Fig. 20, in ausgebreitetem Zustand). Dieser Lappen ist bei der genannten Spezies
am größten und hier wieder am stärksten ausgebildet bei den Individuen aus Ostsibirien und Japan,
bei den anderen Arten viel kleiner und schmäler, aber stets nachweisbar.'
Bei den <3*0* der Gattung Argyroploce ist im Gegensatz hierzu der chitinig stark verdickte
und daher harte Dörsalrand der Hinterflügel zuerst mehrfach nach unten und dann erst nach oben
umgeschlagen, was eine ungemein komplizierte Bildung ergibt. Zunächst ist ein ganz schmales Streif -
chen im mittleren Teil des stark gebogenen Dorsums nach unten hin scharf umgeknickt und dabei
kräftig verdickt; dann kommt ein zweiter breiterer Umschlag nach unten, wieder mit scharfer
Knickungslinie, die stark verdickt ist, und hierauf ein dritter, noch breiterer Umschlag in gleichem
Sinne, abermals mit scharfer, aber nicht verdickter Knickungslinie. Die drei so umeinander gefalteten
Streifen liegen infolge der scharfen Knickungslinien flach und ziemlich dicht auf einander. Diese ganze
Einrichtung ist nun nach der Oberseite des Flügels hin umgebogen, aber nicht in einem scharfen
Knick, sondern mittelst einer gerundeten Falte, die von der Flügelbasis bis zur Mitte des Dorsum
am breitesten ist, gegen den Saum, resp. Tornus hin immer flacher wird und dann gänzlich verstreicht.
Bei oberflächlicher Betrachtung des entschuppten Flügels macht das Ganze den Eindruck eines stark
verdickten, nach oben umgeschlagenen Dorsalrandes, und
nur an sehr gut aufgeweichten, mit Kalilauge oder Ammoniak
oder auch warmem Wasser behandelten Flügeln gelingt von
der Unterseite her die völlige Aufrollung' des Apparates mit
Hilfe eines feinen Pinsels. Dann bemerkt man auch, daß der
innerste Umschlag in einem verschieden großen Teil seiner
Länge noch eine fein runzelige Chitinleiste trägt, die bald
schmal, bald wulstig verdickt, durch ein feines Chitinband
befestigt ist. Taf. II, Fig. 19 zeigt einen derart aufgerollten
Dorsalrand vom Hinterflügel einer Argyroploce bipünctana,
von der Unterseite gesehen, bei dem auch noch der wulstige
Einschluß nach außen geklappt ist. Die Innenfläche des eingerollten
Flügelteiles ist entweder ganz unbeschuppt, oder
nur sehr spärlich mit äußerst kleinen und feinen Schüppchen
versehen; die Dorsalfransen stehen nun natürlich nicht
mehr am eigentlichen Dorsalrand, sondern auf der zweiten
Umschlagkante, die ja nun der neue Dorsalrand ist. Diese
merkwürdige Bildung, die bisher ganz übersehen war, ist
je nach der Spezies breiter oder schmäler und nimmt bald
n. Dorsalteil de s entschuppten rechten Hinterfiügeis die ganze Länge des Dorsums, bald nur den mittleren Abvon
Argyroploce lacunana mit Umrollung de s Dor- _ sairandes. schnitt ein, ist aber stets nachweisbar, mitunter aber auch
b. dito von Argyroploce snlicclln.
c- z0unCdeCFHigemsche von^gyiopiMe variegan.r8^"' e^was vereinfacht dadurch, daß der innerste (erste) Umschlag
e! fuo von Ar|'.1strianr(inderGegond de8PreileBina)' sehr schmal ist oder fehlt; ebenso kann die wulstige Verdickung
mangeln, andrerseits können aber außer dieser auch noch eine oder zwei ihr parallel laufende
feine Leisten ins Innere hinein vorspringen. In der Textfigur 2 sind derartige Dorsalumrollungen des
Hinterflügels und Querschnitte durch dieselben von mehreren Arten dargestellt. Über eine allenfallsige
Funktion dieses sonderbaren Gebildes kann ich kaum eine Vermutung äußern; am ehesten könnte es noch
geeignet sein, beim raschen Flügelschlag ein Geräusch hervorzubringen, sei es durch das rasche Hindurchstreichen
der Luft zwischen den dicht aufeinanderliegenden Streifen der Flügelmembran, sei es durch
Zittern und Schwingen der verdickten Anhangsleiste im Inneren, etwa in ähnlicher Weise, wie die äußeren
Schwanzfedern der Bekassinen den meckernden Laut beim Flug erzeugen. Daß wir kein Geräusch oder
keinen Ton bei den genannten Wicklern beim Fluge wahrnehmen, ist kein Grund gegen diese Annahme,
da wir ja eine ganze Menge Zirpeinrichtungen bei Insekten kennen, deren Arbeit wir sehen, deren
Leistung wir aber nicht hören, da die hervorgebrachten Töne entweder zu leise oder zu hoch sind für
unser Gehörorgan. Vielleicht aber handelt es sich auch nur um rudimentäre Überbleibsel einer früher
viel höher, vielleicht auch ganz anders konstruierten Bildung, die in ihrem jetzigen Zustand bedeutungslos
sind; dafür könnte die Tatsache sprechen, daß das Gebilde bei manchen Arten recht unbedeutend
entwickelt ist. Möglicherweise ist der einfach nach oben umgeschlagene Lappen bei Phiaris auch nur
ein letzter Rest einer solchen Einrichtung, bei der die Umschläge nach der Unterseite ganz verschwunden
sind.
Am stärksten und auffallendsten ist diese Umrollung des Dorsalrandes der Hinterflügel bei den
0*0* von Cymolomia, Exartema, Eccopsis, wo er zipfelförmig am Tornus vorspringt, weil der Saum
zwischen Ader a und ß wie ausgeschnitten erscheint durch eine Verkürzung der Flügelfläche und der
Ader a. Hier ist das Gebilde auch schon länger bekannt und nach angeblichen Verschiedenheiten
desselben wurden die genannten drei Gattungen aufgestellt. Ich kann nach genauen Untersuchungen
höchstens ganz geringfügige graduelle Abweichungen finden und daher die Trennung der Gattungen
nicht für berechtigt ansehen (vgl. Taf. II, Fig. 23 und 24).
Als letzte s,ecundäre Sexualverschiedenheit ist ein Pinsel langer Haarschuppen auf der Innenseite
der Hinterschienen bei den 0*0* von Cymolomia, Argyroploce, Polychrosis und Lipsotelus zu
nennen, der von meist dunkler Färbung, mitunter aber auch hellbraun oder gelblich, der Schiene der
Länge nach anliegt und in der Nähe des proximalen Endes entspringt. Bald ist er so lang wie die ganze
Schiene (Taf. II, Fig. 22), bald bedeutend kürzer (Taf. II, Fig. 16) oder auch nur angedeutet, in allen
Abstufungen. Er kann ausgebreitet werden, aber nicht aktiv, sondern nur passiv durch den bei Flügelschlag
entstehenden Luftzug, und es scheint, als ob er beim Fluge der Bewegung der Flügel entsprechend
auf- und zusammenklappt. Die „Bälge“, in denen diese langen Haarschuppen eingelenkt
sind, haben eine von der Norm abweichende Form. Die gewöhnlichen sind feine, schräg in die Chitinbedeckung
des Beines eingesenkte Grübchen mit kelchartig etwas erhöhtem Rand. Bei den Haarschuppen
dagegen gleichen sie langovalen Schüsselchen, deren Langseiten in der Mitte eingebogen sind,
und sich dort beinahe berühren; so führen also zwei Öffnungen, durch einen schmalen Schlitz verbunden,
in die Tiefe zur Wurzel des Haares. In der Ruhe ragt dieses zur distalen Öffnung heraus,
beim Aufrichten drängt es sich durch den Spalt aufwärts und ist nun in die proximale Öffnung eingeklemmt,
in der es wieder festgestellt ist. Es handelt sich also um eine Sperrvorrichtung, die sich in
ganz ähnlicher Art auch bei dem großen Haarbüschel an der Hinterschiene der Hepialiden, der Mittelschiene
der CaZocaZaarten und bei anderen Schmetterlingen findet. Bei Catocala trägt der Rand des
Balges an seiner engsten Stelle noch dornartige gegen einander geneigte Spitzen,[zwischen*denen die
Haarschuppen hindurch gedrängt werden, und bei Hepialus ist der Schuppenbalg zwar kreisrund,