
Bei der großen Zahl der so zusammengefaßten Arten läßt sich kaum etwas allgemein Gültiges
in bezug auf Biologie und Verbreitung sagen; es ist begreiflich, daß sich die verschiedenen Spezies
an die mannigfaltigsten Lebensverhältnisse anbequemt haben. In der Regel scheint nur eine Generation
im Laufe des Jahres vorzukommen, doch gibt es davon auch Ausnahmen, zwei, ja sogar mehr
Generationen.
In folgendem habe ich die Arten so angeordnet, daß stets die Vertreter der bisher angenommen
gewesenen Gattungen zusammengeblieben sind, obwohl ich, wie gesagt, diese Gattungen nicht einmal
als Untergattungen, ja selbst nicht immer als natürliche Gruppen ansehen kann, und obgleich oft
recht nahestehende Arten voneinander getrennt werden, wodurch sogar die Vergleichung wesentlich
erschwert wird; auch führe ich die Namen der „Gattungen“ an, zu denen die Arten bisher gerechnet
wurden, sowie die Charakterisierung derselben für solche, die viele „Gattungen“ lieben.
(a. Rhyacionia H b. Adern II und IIIj der Hinterflügel entspringen getrennt nahe beisammen
(nicht gestielt! Hei n. ) , Ader III3 und IVx auf kurzem, gemeinschaftlichem Stiel. Vorderflügel
breit, saumwärts nicht breiter, Saum schräg, gestreckt; Hinterflügel breit, Saum gerundet, unter der
Spitze flach eingezogen. Thorax glatt.)
1. Semasia hastana Hb. f. 186; Tr. VIII p. 266; X, 3 p. 137; S t p h . Illustr. IV, 180;
Wood . f. 1132; HS. IV p. 206; torridana L c d. Wien. Monatsschr. 1859 p. 250; He i n . p. 229.
Spannweite 18 mm. T a f . XVIII Fi g . 77 <J, 78 2.
Die Vorderflügel sind heller bis dunkel schokoladebraun, zuweilen aber auch ziemlich hell
rötlichbraun, an der Costa grauer, bei dunkeln Stücken violettgrau. An der Costa stehen zahlreiche,
oft recht lange Strichei, in der ersten Hälfte senkrecht, hinter der Mitte schräger, gegen den Tornus
ausgezogen; vor der Spitze finden sich zwei bis drei größere rotbraune Häkchen mit helleren, fein
geteilten Zwischenräumen. Aus der Mitte der Costa zieht zum Tornus ein fast gerader hell weißer
Streif, saumwärts etwas verwaschen, wurzelwärts scharf begrenzt; vor ihm ist der Flügel am dunkelsten
angelegt. Aus einem feineren Häkchen oder dickeren Strichei, etwa in der Mitte zwischen dem Schrägstreif
und der Spitze zieht öfters eine dickere braunrote Linie schräg zum Saum. Dieser selbst ist
feiner oder breiter hell weiß. Die Fransen sind heller bis dunkler braungrau, oft mit mehreren feineren
Teilungslinien. Die Hinterflügel sind reiner oder trüber graubraun, die Fransen bei hellen Stücken
gelblich, bei dunkeln grau, mit zarter Teilungslinie. Kopf und Thorax sind der Wurzel der Vorderflügel
entsprechend gefärbt, rotbräunlich bis dunkel braungrau, das Abdomen ist grauer.
Die Raupe ist dunkelbraun mit sehr kleinen undeutlichen Wärzchen, der Kopf kastanienbraun,
Nackenschild und Analklappe sind fast schwarz. Sie lebt im Mai zwischen Blättern versponnen
an Scabiosa, Succisa pratensis; auch Gnaphalium und Hieraciüm wird angegeben. Der
Falter fliegt im Juli.
Hab. Deutschland, Schweiz, Österreich-Ungarn, Dalmatien, Sarepta, Turkestan.
(b. Pdatea Gn. Fühler kürzer als der halbe Vorderflügel; Thorax glatt, Flügel breit, Ader
III3 und IVx entspringen aus einem Punkte; II und IIIx sind getrennt, anfangs parallel.)
2. Semasia klugiana Frr . II p 83; f. 144; F. R. p. 34 t. 20 f. 2; H S. IVp. 224; Hein. p. 140.
Vorderflügel saumwärts verbreitert, Costa leicht gebogen, Saum mäßig schräg, ziemlich
gestreckt Hinterflügel sehr breit, Saum stark bauchig gebogen, unter der Spitze flach. Spannweite
22 mm. T a f . XVIII F i g. 79 $.
Kopf und Thorax sind dunkelbraun, das Abdomen ist heller braun. Die Vorderflügel sind in
der Wurzelhälfte gelblich olivgrün, an der Costa etwas dunkler, mit leicht gebogenen Querreihen
von bleiglänzenden Fleckchen, die gegen die Wurzel hin schwächer werden. Die Saumhälfte des
Flügels ist braunrot (dunkelblutrot); von ihr ist eine mittlere Querbinde durch eine gebogene Bleilinie
abgeteilt, die in der Mitte breiter, saumwärts schwarz gesäumt ist und an der Querader ein
bleiglänzendes Fleckchen enthält; aus dem Dorsum vor dem Tornus steigen einige feinere Bleilinien
auf, und an der Costa Stehen bleiglänzende Schrägstrichel; mehrere davon verlängern sich zu Bleilinien,
die in den Tornus und Saum ziehen. Die Fransen sind braungelb mit feiner Teilungslinie. Die
Hinterflügel sind ziemlich dunkel gelbbraun, die Fransen heller mit brauner Teilungslinie.
Die Raupe lebt im Mai in den Blattknospen von Paeonia rosea; der Falter fliegt im
Juni und Juli.
Hab. Krain, Kroatien, Südfrankreich, Andalusien.
3. Semasia festivana Hb. f. 52; T r. VIII p. 181; X, 3 p. 95; Dup. IX t. 291 f. 3; H S. IV
p. 224; He i n . p. 140.
Vorderflügel wie bei voriger, Saum etwas steiler; Hinterflügelsaum gleichmäßig gerundet,
nicht bauchig, unter der Spitze kaum eingezogen. Spannweite 16 mm. T a f. XVIII F i g . 80 $.
Kopf und Thorax sind hell dottergelb, das Abdomen ist gelblichbraun. Auf den Vorderflügeln
ist ein fast gerade abgeschnittenes Wurzelfeld rostbraun, dunkler gesäumt und von zwei weniger
dunklen Linien durchzogen. Hierauf folgt eine breite Querbinde, in ihrer basalen Hälfte weiß, in ihrer
distalen dottergelb, abgeschlossen durch eine feine dunkle und eine ihr dicht anliegende helle Linie,
die senkrecht von der Costa zum Dorsum vor den Tornus ziehen und in ihrer Mitte eine kleine Ausbuchtung
saumwärts haben. Der ganze Saumteil des Flügels ist graubräunlich mit zwei unscharfen
dunkleren Costalhäkchen, zwischen denen ein stark gekrümmter dunkel braunroter Streif von der
Costa zürn Tornus zieht; er ist an Costa und Tornus senkrecht, jedesmal kolbig verdickt und über
der Mitte in starkem Bogen saumwärts geschwungen; auf seiner Basalseite ist er sehr fein heller
gesäumt und saumwärts von einer dunkleren Schattenlinie, dem Saum parallel, gefolgt. Die Fransen
sind hell bräunlichgelb mit dunklerer Teilungslinie. Die Hinterflügel sind gelbbraun, ihre Fransen
lang, graugelblich mit verwaschen dunklerer Teilungslinie.
Der Falter fliegt im Juni.
Hab. Niederösterreich, Südtirol, Kärnthen, Ungarn, Südfrankreich, Sardinien, Italien, Istrien,
Dalmatien; Kleinasien.
4. Semasia confictana Ke n n . Iris XIII p. 262.
Vorderflügel saumwärts verbreitert, Costa fast gerade, Saum mäßig schräg, gestreckt; Hinterflügel
mit bauchig gebogenem Saum, unter der Spitze stark eingezogen. Spannweite 21 mm.
Tä i . XIX Fi g . 1 Ty p e . (Ein wenig zu intensiv in der Färbung.}1).
Der Thorax ist dunkel goldbraun, die Schulterdecken und der Kopf sind heller gelbrot, das
*) Die Tafeln XIX und XX sind zu meinem großen Bedauern nicht befriedigend ausgefallen. Bei der letzten Revision war
die Wiedergabe der Originale so gut wie tadellos und ich erklärte die Tafeln für druckfertig. Leider wurden dann beim Druck
der Auflage zu kräftige, stark deckende und dicke Farben genommen? besonders betrifft dies das Braun, Rot und Blau. Infolgedessen
sind die dadurch erzielten Farbentöne zu intensiv, die feinen Linien zu stark und hart, helle Stellen, die nur durch einen
zarten Hauch etwas gedämpft sein sollten, zu dunkel und unrein geworden. Auch feine helle Linien, sowie oft die hellen Zwischenräume
der Costalhäkchen wurden teilweise oder ganz zugedeckt, die Fransen fielen zu dick und massiv aus, zarte Abschättierungen
verschwanden oftmals, so daß häuiig die Flügel zu eintönig aussehen, selbst die Genauigkeit der Form des Flügelsaums litt unter
den zu dicken Farben.
Während die Zeichnungsanlagen also im allgemeinen richtig sind, ist an dem Kolorit in der Regel zu tadeln, daß es zu
intensiv und auch häufig unzart und etwas verschmiert ist, sowie daß das Braun meist zu stark ins Rötliche, s tatt ins Graue schlägt.
Ich .habe bei den einzelnen Arten in kurzen Notizen jedesmal auf die wesentlichen Abweichungen von den Originalen aufmerksam
gemacht, und durch ausführliche Beschreibungen die Fehler zu bessern gesucht.