
total abweichenden Eindruck hervorrufen und bereitet große Schwierigkeiten und Unsicherheit bei
der Bestimmung und besonders bei der- Aufstellung neuer Arten auf .Grund nur weniger gefangener
Exemplare. Es hat diese Variabilität denn aiich; zur Aufstellung einer ganzen. Anzahl Von Spezies
geführt, die später eingezogen werden mußten, deren Namen aber teilweise immer noch als Varietäten-
bezeichnungen spuken, obwohl die Abänderungen durch alle denkbaren Übergänge unter reichlichem
Material verbunden sind, z. B. bei Tortrix wahlbomidna L. (Taf. X, Eig. 44 und ¡f.).
In einigen Fälleh sehlägt die ganze Färbung unvermittelt in eine ganz abweichende um* wie bei
der silbergrauen AcaUa schalleriana mit rotbraunem Costalfleek und der dazugehörigen var. com-parcma,
die lederbraun ist und den gleichen Fleck in schwarzer Farbe trägt (Taf. V, Fig. 31 und 34), oder bei
Ac. comariana, welche die nämliche Variante bietet. Manchmal sind beide Eormen annähernd gleich
häufig, wie bei den genannten, manchmal tritt der Farbenumschlag nur ganz vereinzelt als Aberration
auf, wie bei Eumntkis zoegana. wo die schwefelgelbe Grundfarbe in orangebraun geändert sein kann
(Taf. XIV, Fig. 24 und 25).
Als totalen und partiellen M e 1 a i £ n ustkönnte man die Fälle bezeichnen, wo bei Unveb.
änderter Zeichnung die ganzen Flügel.oder einzelne Stellen verdunkelt^ wie mit feinem Buß bedeckt,
erscheinen, z. B. bei Gacoecia podana var. sauberwna (Taf. VI, Fig. 44, 46), Tortrix miliistrana var.
subfasciana (Taf. VIII, Fig. 53, 54); partiell verdunkelt ist der Vorderflügel z. B. bei Pandemis nhema
var. cerasana (Taf. VIII, Fig. 21, 22),. Ähnliches kommt auch bei anderen Arten vor; ISebi.selten.und
nur ganz vereinzelt kommt A l b i n i sm u s oder richtiger l e u c i s m a s vor,', weil e s .sich- nicht
um völligen Pigmentmangel, vor allem nicht auch der Augen handelt, sondern nur um hochgradige
Farblosigkeit der Flügel. Auf. Taf. XXIV ist in Fig. 59 ein solches Tierchen abgebildet, das offenbar
zu Laspegresia dorsana (Fig. 57) gehört, in geringem Mäße und nur lokal weiß ist das. andere Stübk
(Fig. 58). Vielleicht ist auch Argyroploce lutosawa Ken.^plaf. XIV, Fig. 12) nur eine leiicistische
Aberration.
Vereinzelt, kommen Beispiele von S a i s o n - oder H o r a d i m o r p h i s m u s vor, wo die
Individuen der verschiedenen auf einander folgenden Generationen abweichend gefärbt und gezeichnet
sind, z. B. bei Acalla bosedna F. als Sommergeneration und ihrer überwinternden Herbstgeneration
idmana Dup. (Taf. V, Fig. 6—8); erstere rein weiß mit schwarzen Costalflecken, letztere braungrau
mit dunkler braunen Bindenzeichnungen, übrigens noch variierend.
Alle diese Abänderungen erscheinen aber unbedeutend gegenüber der Variation vieler Acalla-
und einiger Epiblemasnt&n, von denen man behaupten kann, daß es die veränderlichsten aller Schmetterlinge
sind. Es seien da nur hervorgehoben: Ac. crista/na (Taf. III, Fig. 7-—19), Ac. hastiana (Täf. III,
Fig. 21—1:3 und Taf.. IV, Fig. 1—8), Ac. fimbriana (Taf. IV, Fig. 22—28), Ac. hippophaeana (Taf. IV,
Fig. 39—46); Epiblema nisella (Taf. XXII, Fig. 51—54), Ep. solancbriana (Taf. XXIII, Fig. 6—13)
und Ep. semifuscana (Taf. XXIII, Fig. 14—19).
Bei diesen und anderen Arten handelt es sich nicht nur um die eine oder andere der oben-erwähnten
Modifikationen, sondern um Kombinationen aller, dazu noch um völliges Verschwinden
der normalen Zeichnung und um Auftreten ganz neuer Musterungstypen, die sonst bei Wicklern gar
nicht geläufig sind; zuweilen auch noch um Auf tauchen stark abstechender und im allgemeinen!
seltener Farben. Ein Blick auf die Abbildungen wird das leichter erkennen lassen, als jede Schilderung
durch Worte. Bei den Abbildungen konnte nur eine geringe Auswahl getroffen werden; oft ist es unter
hundert Exemplaren kaum möglich, zwei annähernd gleiche zu finden. Es sei nur hingewiesen auf
die hellen oder rötlichen Längsstriemen in der Flügelmitte, die ganz aufgehellte Gostal- oder Dorsal-.
hälfte der Vorderflügel und die Aufhellung beider Ränder, so daß nur eine dunkle Mittelstrieme übrig
bleibt. Dabei ist nicht ohne Interesse, 'zu beobachten, wie trotz aller Willkür in diesen Variationen
doch die gleichen Muster bei verschiedenen Arten auftauchen; man vergleiche z. B. Taf. II, Fig. 1
mit 46, 2 und 3 mit 27, 28; 4 mit 42, 43; 5 und 6 mit 44, 45, aber auch mit Taf. XXIII, Fig. 18, 19;
noch andere Vergleiche lassen sich leicht finden. Das spricht dafür, daß hier gleichsam Anlagen
zur Variation in gleicher Richtung bei verschiedenen Arten vorhanden sind, ohne daß irgendwelche
äußere Umstände namhaft gemacht werden könnten, die diese Abweichungen gleichsam dirigieren:
Es muß in der Konstitution dieser Tiere begründet sein, daß sie bei Abänderungen ähnliche Resultate
erzielen. Man kann nicht behaupten, daß die oder jene Variante etwa besseren Schutz gewähre als andere.
Nicht alle Variationen sind gleich häufig; im großen und ganzen kann man wohl sagen, daß
die weniger auffallenden, die mehr einfarbig braunen, mit der Normalzeichnung der Gattung versehenen,
die häufigeren sind; das erklärt sich schon ganz einfach daraus, daß diese eben der Normalform
am nächsten stehen; um diese wird sich stets ein dichter Schwarm geringer Varianten gruppieren,
während die stärker abweichenden seltener sein müssen, — wenigstens bei einer Art, die noch nicht
allzu lange Zeit in Variation begriffen ist. Bei schon länger abändernden kann sich aber das Verhältnis
verschieben, und so zeigt sich bei der sehr weit verbreiteten Epiblema solandriana in manchen Gegenden
die am weitesten abweichende Form (Taf. XXIII,- Fig. 13) mit großem dunkelbraunem Dorsalfleck
auf fast zeichnungslosem hellfarbigem Vorderflügel als die häufigste, während andere selten sind oder
gar nicht Vorkommen; anderswo ist es ,gerade umgekehrt. Ursachen für diese Erscheinung.lassen
sich nicht angeben; die Tatsache aber zeigt, .wie sich eine Art in mehrere lokal getrennte Varietäten
spalten kann, aus denen dann selbständige Arten hervorgehen mögen durch Überwiegen, der einen
und Unterdrückung resp. Verschwinden anderer,
Noch etwas anderes ist von Interesse. Eine und dieselbe Art, z. B. Acalla Jiastiayia, neigt nicht
überall in gleicher vStärke zu Abänderungen; Dr. H i n n e b e r g in P o t s d a m berichtete mir,
daß er aus Raupen seiner Gegend trotz vielfacher, reicher Zuchten, nur wenige Variationen von geringem
Umfang, meist die mehr, einfarbig braunen erzielen konnte. Im Gegensatz dazu liefern Raupen
aus der Umgebung von S p e y e r in der Pfalz alle denkbaren Variationen in reicher Fülle, und es, ist
ganz gleichgültig, ob die Zucht in Speyer oder in Potsdam oder sonstwo geschieht. Von Acalla cristana
kennt man nur aus England die zahlreichen Formen, anderswo sind die Abänderungen gering. Das
zeigt, daß sich Lokalrassen gebildet haben, die ohne in ihren Stammformen oder den ihnen noch nahestehenden
Varietäten irgendwelche nennenswerten erkennbaren Verschiedenheiten aufzuweisen, doch
darin von einander abweichen,, daß die eine ziemlich constant ist, während die andere eine sehr große
Variabilität besitzt. Es sind demnach doch Verschiedenheiten in der Konstitution als bestehend
anzunehmen. Die verschiedene Färbung und Zeichnung der Flügel ist nur ein für uns sichtbares Zeichen
dieser inneren, eigent l i chen Verschiedenheit, Nun ist es nicht als unwahrscheinlich abzuweisen,
daß sich letztere auch noch in anderen Eigenschaften des Körpers ausdrücken mag, etwa in Modifikationen
der Geschiechtsprodükte oder der Begattungsorgane, wodurch zwischen ungleichen Varianten
die Fortpflanzung erschwert oder unmöglich wird. Dann sind nur die gleichartig abgeänderten
Individuen auf einander angewiesen und können ihre Eigenschaften auf die Nachkommen vererben.
So kann sich die Art in mehrere spalten, obwohl mancherlei Varietäten an gleichem Orte vorhanden
sind, öder'eine kann die Oberhand gewinnen und allein übrig bleiben. In der Gattung Lozopera gibt
es öine Anzahl Arten, die sich durch'ihr Aussehen kaum mit Sicherheit von einander unterscheiden
lassen und auch nicht unterschieden wurden, bis L o r d Wa l s i n g h a m nachwies, daß sich die