
In der lateralen Ansicht, die uns Fig. 2 bietet, ist noch das Herz (C) mit den Ostien (Ost) und
begleitenden Zellen (z) zu sehen, ferner ein Teil des Mitteldarmes, die Malpighischen Gefäße (Malpj
(wie bei der anderen Form in der Vierzahl vorhanden), eine Anhangsdrüse des Mitteldarmes, eine
Speicheldrüse mit dem Ausführungsgang (spdrg), der Fettkörper des Gehirns (Ghfk), die Pigmentflecke,
welche bei dieser Larve regelmäßig halbmondförmig gestaltet sind. Vom Nervensystem ist
der dorsale und ventrale Teil des Ganglion opticum zu erkennen, das Gehirn, das Unterschlundganghon
(söggl) und ein Teil des Bauchmarks mit abgehenden Nerven.
Das gezeichnete Tier ist eine schon mit Brut erfüllte Mutterlarve. Von den Ovarien, die man
bei jüngeren Larven im 11. Segment als ballenförmige Körper antrifft, haben sich nach und nach
die Eifollikel losgelöst und haben begonnen, sich im Leibe der Mutter zu entwickeln. In den beiden
letzten Segmenten erblickt man noch ganz junge Follikel (F), weiter nach vorn größere Follikel mit
heranwachsender Eikammer und darnach Furchungsstadien (Fchst) und eine Anzahl Blastöderm-
stadien (Bist), alle in den verschiedensten Lagen zwischen den Geweben der Mutter zerstreut.
Eine Mutterlarve der undurchsichtigen Form ist in Fig. 3 nach einem Schnittpräparat
gezeichnet worden. Sie enthält schon weit herangewachsene segmentierte Embryonen, die auf dem
Schnitt in sehr verschiedener Orientierung getroffen wurden. Die Organe der Mutterlarve sind hier
mit Ausnahme des schon stark zerklüfteten Fettkörpers noch ganz intakt, später erfolgt zur weiteren
Ernährung der Embryonen ein Zerfall aller Gewebe, bis zuletzt nur noch die Cuticula übrigbleibt.
Von einem Auf fressen der Mutterlarve durch die Tochterlarven kann jedoch nicht gesprochen werden,
denn die Ernährung der letzteren geschieht auf osmotischem Wege, und ein aktives Fressen kann ja
nicht stattfinden, weil die Embryonen bis kurz vor ihrer Geburt in Hüllen eingeschlossen sind.
Die Imago (Fig. 4a und b), die ich aus der undurchsichtigen Larve gezüchtet hatte, habe ich
zur Bestimmung Herrn Rübsamen übergeben, der ja für die Kenntnis der Cecidomyiden anerkannte
Autorität ist. Er hat mich beschieden, sie als Miastor metraloas zu benennen, denn sie besitzt das
charakteristische Merkmal dieser Spezies, welches darin besteht, daß die zweite Längsader des sehr
reduzierten Flügelgeäders den Flügelrand nicht erreicht (Fig. 4 b). Allerdings trifft
das nur für das Weibchen zu, während ich beim Männchen das Herantreten der
zweiten Längsader an den Flügelrand deutlich beobachtet habe (Fig. 4a). Da jedoch
beim Männchen die beiden letzten Antennenglieder etwas verdickt sind, hat unsere
Imago auch ein Merkmal von M. subterraneus (Karsch). Doch kann das Tier nach
der Meinung des Herrn Rübsamen zunächst mit gutem Recht als Miastor metraloas
benannt werden, da ein Auseinanderhalten der vier beschriebenen Spezies von Miastor
zurzeit nicht möglich ist.
Die Merkmale der Imago sind folgende:
Palpen: 2 gliedrig, sehr kurz.
Tarsen: 4 gliedrig.
Antennen: 11 gliedrig, perlschnurförmig.
Flügel: mit 3 Längsadern, die zweite beim Männchen den Rand erreichend,
beim Weibchen den Rand nicht erreichend.
Das Männchen ist 1,5 mm, das W eibchen 2 mm lang, beide sind rötlichbraun gefärbt.
Das Abdomen des Weibchens ist mit 5 großen, lang-gestreckten Eiern erfüllt,
welche ein Chorion mit einer Mikropyle besitzen und sich sonst in keiner Weise von
typischen Diptereneiern unterscheiden (Fig. I).
F ig . i.
Abdomen des
Weibchens.
Kür die* umhirnhsieh'.ige Larvciifonn ist also wenigstens ihre Zugehörigkeit, zur Gattung Miastor
'ganz gesichert. Sie ist also mit den yön Wagner und Meinert beschriebenen Larven entweder identisch
oder höchstens in der Spezies oder Varietät verschieden. Nur bezüglich der Zahl der Stigmata finde
ich Unterschiede Wagner findet auch im 5 Segment ein Stigmenpaar, das ich höchstens in sehr
rudimentärer Ausbildung erkenne, und Meinert gibt'außerdem noch1 für das 3. Segment die Existenz
eines Stigmenpaares an.
Die durchsichtige Larve hat soviel Abweichendes, daß sie wahrscheinlich einer anderen Gattung
Zugehört. Sie stimmt im allgemeinen mit der Larve Pagenstechers, Ganins und Leuclcarts überein
und außerdem mit der zweiten von Meinert unter dem Namen „Pappellärven“ beschriebenen Form.
Gemeinsam ift allen, daß die Stachel reihen nur ventral stehen und erst im S. Segment beginnen, und
daß ferner die mit Stacheln versehenen Zapfen um den After ietleii,; Pagenstecher, Leuckart und
Meinert'finden ättch Übereinstimmung im Tracheensystem, das nur Zwei Langsstämme aufweist
und nur im 13 Segment zwei kräftig entwickelte Stigmata besitzt-wählend m den übrigen Segmenten
höchstens punktförmige Stigmen zu erkennen waren. Ganin fand jedoch bei seinen Larven vier
Traeheenlängsstämme und jederseits 9 deutliche Stigmata, von denen allerdings die im 13. Segment
liegenden die größten waren. Er sah ferner auf dem Vorderrande des dritter. Segments drei stumpfe
Zähne, die PägensteCher vergeblich suchte. Der letztere vermißtö aueh bei seinen Larven die Speicheldrüsen
oder fand sie nur ganz rudimentär (vielleicht durch die eigenartige Lebensweise hervorgerufen).
Meinert hat aus seinen „Pappellarven“ die weibliche Imago gezüchtet, die er als Oiigarces paradoxus
benannt hätiSps ist möglich, daß die Larven Pagenstecherä, Ganins, Leuckarts und meine eigenen
durchsichtigem Larven alle diesem Genus angehören.
III. Methodisches.
Das Konservieren der Larven brachte mir im Anfang nur Mißerfolge, g e h versuchte natürlich
zunächst die Tiere ganz und unverletzt zu fixieren. Ich verwendete dabei Formol-Alkohol-Essigsäure,
Sublimat-Alkohol-Essigsäure, Pikrin-Essigsäuie, Platin - Pikrin - Essigsäure, konzentriertes
Sublimat, Zenker’scbe Lösung, Elemming’sche Lösung, aber alle diese Flüssigkeiten schlugen nicht an.
Die^ Larven führten in iden Lösungen heftige Bewegungen aus, vor dem Tode fanden immer in der
Längs- und Querrichtung des Körpers starke Kontraktionen statt, die inneren Organe waren verzerrt
und geschrumpft,- und zu histologischen Zwecken waren derart behandelte Objekte gar nicht zu
gebrauchen. Auch bis zu 60°-erwärmte Lösungen wirkten nicht besser, indem auch darin die Larven
noch lange Zeit lebten. Es muß die Cuticula dieser Tiere, die gar nicht sehr ;||ek ist, dennoch außerordentlich
undurchlässig sein, und indem jedenfalls auch Mund und Afteröffnung schnell und fest
verschlossen werden, können eben die Fixierlösungen erst nach längerer Zeit ins= Innere gelangen
und den Tod herbeiführen; selbst in konzentriertem Sublimat lebten die Larven noch bis zu einer
Viertelstunde. Ich versuchte es darauf mit dem Anschneiden der Larven. Dadurch erhielt ich zwar
histologisch bessere Präparate, in der Schnittfläche quollen je p jh die inneren Organe heraus und
ballten sich zu einem-wirren Knäuel, und besonders'äuch die Eier und Embryonen waren meist
gedrückt und verletzt und in den Schnitten in keiner Weise orientiert. Gerade für ein Studium
Zoologica. Heft 55.