
(Fig. XXXII), indem dabei die Cardioblasten das Lumen des Herzens (C) zwischen sich entstehen
lassen. Diesen Prozeß habe ich mit aller Klarheit an einer größeren Zahl von Embryonen verfolgen
können. Auf einem gewissen Stadium ist nämlich der Rücken vorn und hinten schon geschlossen,
während in der Mitte der Dotter noch frei liegt. In der noch offenen Mittelpartie liegen also die
Cardioblasten noch weit auseinander, folgt man aber der Schnittserie nach vorn oder hinten, so sieht
man die Cardioblasten immer näher zusammenrücken, bis sie sich vereinigen. Das Pericardialseptum
behält nach der Verschmelzung den innigen Konnex mit den links und rechts liegenden Muskelgruppen;
diese heften sich später an die Chitincuticula an, und damit ist die feste Aufhängung des
Rückengefässes vollzogen. Rückwärts habe ich die Cardioblasten bis zu dem in Figur 31 dargestellten
Stadium verfolgen können, wo sie ebenfalls durch ihr histologisches Aussehen (cbl) und ihre Verbindung
mit den kleinen muskulösen Elementen (pers) zu erkennen sind. Von einem paracardialen („guir-
landenförmigen“) Zellenstrang und von Pericardialzellen habe ich nichts beobachten können.
B l u t z e l l e n . Der nicht von mesodermalem Gewebe erfüllte Raum zwischen Dotter und
Ektoderm stellt die L e i b e s h ö h l e des Tieres dar („Epineuralsinus“, Heymons). Sie ist als
Protocoel zu betrachten, da ja ein echtes Coelom,
ein Deuterocoel, garnicht zur Entwicklung kommt.
-dtrr Erfüllt ist sie von einer Flüssigkeit, die nach der
Heidenhainschen Färbemethode vielfach eine deutliche
Gelbfärbung annimmt. In den Spalten und
Lakunen der Leibeshöhle begegnet man überall
isolierten Zellen, den Blut zel l en des Embryos
(Fig. XXXIII). Sie variieren außerordentlich nach
Form und Größe. Bald sind sie schön gerundet, bald
Fig. XXXIII.
•Huuenen mit curomausehen ßestkörpern (i-br r). Hom. Imm. 1. lang aUSgeZOgen oder Unregelmäßig gelappt. Illie
Kerne sind relativ klein und liegen meist einseitig,
nahe der Oberfläche. Ihr Plasma erscheint als eine helle, wenig färbbare Substanz. In weitaus den meisten
dieser Zellen findet man verschieden große, kugelige Körper, die mitunter die Zelle völlig ausfüllen
(Fig. XXXIII) oder auch einzeln oder zu zweien und dreien vorhanden sind. Durch ihre intensive
Färbung, die selbst einem sehr starken Beizen widersteht, sind sie als chromatische Substanzen gekennzeichnet.
Man findet dieselben Körper zahlreich im Dotter zerstreut. Sie sind aber nicht etwa identisch
mit den früher beschriebenen chromatischen Restkörpern, da diese im Stadium des dorsal gekrümmten
Keimstreifens fast gänzlich verschwinden und der Dotter in diesem Stadium entweder gar keine oder
nur ganz vereinzelte chromatische Einschlüsse enthält. Nach der Streckung des hinteren Keimstreifenabschnitts
treten vielmehr überall im Dotter neue chromatische Restkörper auf, die im
weiteren Entwicklungsverlauf immer zahlreicher werden. Da der Dotter außer den Dotterkernen keine
chromatinhaltigen Elemente enthält, so können die neuen Restkörper nur durch Zerfall der Dotterkerne
entstanden sein. Die Degeneration dieser Kerne gibt sich ganz deutlich in dem Hervortreten
der großen Nucleolen durch die Kemmembran kündig W. Die Blutzellen findet man nun besonders
zahlreich in der Nähe des Dotters, wo sie sich mit Nahrungssubstanzen beladen, um sie nach allen
Teilen und Organen des Embryos zu transportieren. Man trifft daher die Blutamoeben zwischen den
Muskelzellen, am Bauchmark, an der Gonade, am Fettkörper und anderen Organen. Zwischen und
in den Zellen der Gewebe aber sieht man oft in großer Zahl die stark tingierten kugeligen Chromatin-
reste, die nur durch die Vermittelung der Blutzellen hierher gelangen konnten. (Fig. 28, 31, 33).
c. Dotter und Darmtraktus.
Die Stelle des Darmes vertritt funktionell fast bis ans Ende der Embryonalentwicklung der
D o t t e r mit den Dotterzellen. Die Entstehung der letzteren haben wir früher kennen gelernt.
Im Verlauf der weiteren Entwicklung erlangen sie eine ziemlich beträchtliche Größe; denn ihre Kerne
messen im Durchmesser 6—12 |i, sodaß viele den Kernen der Uroogonien an Größe nicht nachstehen.
Die Dotterkerne besitzen alle einen blaß gefärbten Nucleolus, um den Nucleolus einen hellen Hof
und nach der Peripherie zu eine Schicht feinkörnigen Chromatins. Das Plasma der Dotterzellen
entsendet lange Fortsätze, wodurch sie untereinander in Verbindung treten und ein lockeres Syncytium
bilden. Der ganze Dotter erhält dadurch eine weitmaschige Struktur. Wie auf Querschnitten
besonders klar ersichtlich ist, nimmt weitaus die Mehrzahl der Dotterzellen eine periphere Lage ein,
während man im Innern nur relativ wenig dieser Zellen antrifft. Die oberflächlich gelegenen Zellen
treten ebenfalls durch ihr Plasma in Verbindung, so daß man den Dotter zum großen Teil mit einer
hellen protoplasmatischen Rindenschicht bedeckt findet, die man mit ihren Kernen als eine embryonale
Mucosa des embryonalen Dotterdarms bezeichnen könnte. Ungefähr vom Stadium der Fig. 29 an
beginnen einzelne Dotterzellen zu degenerieren; die übrigen aber machen auch weiterhin einen
durchaus frischen, aktiven Eindruck, und ein großer Teil bleibt bis zur vollständigen Ausbildung
des Darmdrüsenblattes (Fig. 34, muc) in Tätigkeit. Zu der Funktion, den Dotter zu assimilieren und
dem Embryonalgewebe zugänglich zu machen, sind ja auch vollständig intakte Zellen erforderlich.
Auf die Ähnlichkeit der Dotterzellen mit den Zellen der Serosa habe ich früher hingewiesen.
Der Dotter erfüllt zu Anfang der Gewebsdifferenzierung den ganzen dorsalen Teil des Embryos,
ventralwärts schiebt er sich sogar noch mitten zwischen dieEmbryonalanlage hinein und bildet dadurch
einen Fortsatz, die „mediane Dotterfirste“ (Weismann), welche bis an das Bauchmark heranreicht
(Fig. 29, 31, 33, Df). An diesem ventralen Teile des Dotters findet man die erste Anlage des definitiven
Darms. Die Bildung des Vorder- und Enddarms im Stadium des dorsal gekrümmten Keimstreifens
habe ich bereits geschildert. Später, wenn das Hinterende sich wieder ventral gelagert hat, sind
die beiden Außendärme schon bedeutend in die Länge gewachsen und stoßen mit ihren proximalen
Enden genau auf die ventrale Dotterfirste (Fig. 29, das Proktodäum ist hier nur im Anschnitt zu
sehen). Zwischen Stomatodäum und Proktodäum bilden sich nun zwei symmetrische Zellplatten
oder Lamellen, die links und rechts an der Dotterfirste hinziehen. Die beiden Lamellen stellen schön
ausgeprägte Epithelien dar, welche anfänglich im Querschnitt etwa vier bis fünf Zellen enthalten und
zunächst die Dotterfirste nur lateral bedecken, ohne sich ventral zu vereinigen (Fig. 31, 33). Zu
gleicher Zeit mit den Epithellamellen, aus denen das Darmdrüsenblatt hervorgeht, bildet sich eine
zweite, den Drüsenzellen aufliegende Zellschicht, das splanchnische Blatt oder Darmfaserblatt
(Fig. 31, 33, splm), das von dem benachbarten Mesoderm geliefert wird, und aus dem sich später die
Muskulatur des Darms entwickelt. Das splanchnische Blatt besteht im Anfang aus sehr wenig Zellen,
sodaß auf Querschnitten oft nur einer oder zwei der dazu gehörigen Zellkerne zu sehen sind. Eine
äußere Schicht von Muskelzellen ist auch am Vorder- und Enddarm deutlich zu unterscheiden.
Die Entstehung der muskulösen Elemente des Darms aus Mesodermzellen wird für alle Insekten
übereinstimmend beschrieben. Bezüglich der Herkunft des Drüsenepithels des Mitteldarms bestehen
jedoch immer noch weitgehende Differenzen. An einer Ableitung aus den Dotterzellen*) wird in
1) Für die Apterygoten ist die Beteiligung der Dotterzellen an der Bildung des Mitteldarms ziemlich sichergestellt.
Was hier ausgeführt .wird, bezieht sich nur auf die höheren Insekten,