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Al l e R e c h t e Vo r b e h a l t e n .
Chr. Bolser’sche Blichdruckerei in Stuttgart.
V orwort.
Nach, mühsamer, durch mehr als zehn Jahre sich erstreckender Arbeit übergebe ich die vorliegende
monographische Darstellung der Tortriciden des palaearktischen Gebietes der Öffentlichkeit
in der Hoffnung, damit eine zusammenfassende Grundlage zu bieten, auf der die weitere Forschung
und die noch sicherere Kenntnis dieser Schmetterlingsgruppe sich weiter entwickeln kann.
Wie fast überall in der Insektenkunde, so ist auch hier das Erreichte das Resultat der Sammler-
und Beobachtertätigkeit zahlreicher Liebhaber und der Sichtung und Ordnung einiger wenigen
Spezialgelehrten. Denn nicht vielen steht die außerordentlich umfangreiche und in den verschiedensten
Zeitschriften und Spezialabhandlungen zerstreute und teilweise schwer zugängliche Literatur
zur Verfügung, die das bisherige Wissen birgt; nicht zahlreich sind genügend vollständige Sammlungen
dieser kleinen Schmetterlinge mit sicherer Bestimmung der Arten, die es ermöglichen, neue Funde
zweifellos der Gattung und Spezies nach durch Vergleichung festzustellen. Die große Schwierigkeit,
beinahe Unmöglichkeit, gesammeltes Material selbständig zu bestimmen, ist ja auch der Hauptgrund,
weswegen sich unter den zahllosen Liebhabern von Schmetterlingen so relativ wenige ausgiebiger
mit den kleinen Formen, wie es auch die Wickler sind, beschäftigen wollten. Beschreibung
der Arten genügt allein nicht, um die oft so ähnlichen Spezies sicher kenntlich zu machen; die feinen,
vielfach verworrenen Zeichnungen, die zarten Farbennuancen, die minutiösen Verschiedenheiten
im Flügelschnitt und was sonst zum Auseinanderhalten der Arten dienen muß, läßt sich kaum in
Worten festlegen, jedenfalls nicht so, daß ein Anderer daraus allein ein Individuum mit Sicherheit
erkennen kann. Differenzialbeschreibungen, Vergleiche mit und Angabe der Unterschiede zwischen
änderen nahestehenden Arten haben aber nur dann einen Wert, wenn der Leser schon einen reichhaltigen
Grundstock sicher bekannter Arten zur Verfügung hat. Die älteren Bilderwerke leiden,
abgesehen von ihrer Seltenheit und Kostbarkeit, alle noch unter den Mängeln der damaligen Reproduktionskunst
mit Handkolorit, wodurch die Abbildungen von höchst ungleichem Wert, zum
Teil schwer erkennbar, mitunter ganz unbrauchbar werden, je nach der Sorgfalt, mit der sie ausgeführt
sind; auch ist dort nur ein kleiner Bruchteil der Arten dargestellt.
Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde in dem vorliegenden Werke ganz besonderes Gewicht
auf die Darbietung möglichst naturgetreuer und einwandfreier Abbildungen gelegt. Mit wenigen Ausnahmen,
von denen mir Exemplare unzugänglich waren, wurden von sämtlichen palaearktischen
Wicklerarten sorgfältigst ausgeführte Aquarelle in 2,5facher Vergrößerung, der Raum- und Kostenersparnis
wegen nur die rechte Hälfte der Tiere, von mir selber gemalt, wo es nötig erschien, von beiden
Geschlechtern, von vielen Arten auch die wichtigeren Varietäten, so daß hier gleichsam eine Mustersammlung
vorliegt, nach welcher jedes Exemplar verglichen werden kann. Es wäre möglich gewesen,
Zoologiea. Heft 64. *