Die C o rn e a hat eine Gesammtstärke von 0,0045 mm. Ihre Dicke verhält eich zur Augentiefe
wie 1 :6 6 ,8 8 (bei Typhlops vermicularis wie 1 : 85,36). Was ihren feineren Bau betrifft, so ist zu bemerken,
dass sie entschieden weiter zurückgeblieben ist, als bei Tyhhlops vermicularis: Ih re Faserzüge
sind mehr gewellt, vor Allem ist die Membrana Descemetii noch nicht zur wirklichen Membran geworden,
sondern praesentirt sich als einfache Lage sehr langgestreckter und dünner Zellen mit ent-
sprechenden Kernen.
S c le r a u n d C h o r io id e a (Fig. 82) lassen sich nicht v o n e in a n d e r trennen. Es ist eine einzige
Haut, die in ihren distalen, inneren Partien ziemlich locker und wellig angelegt, in den proximalen,
äusseren, ein wenig straffer geschichtet erscheint. Die inneren Partien sind kemreich und führen kl0;„ I
Gefasse; auch einzelne Muskelfasern lassen sich nachweisen. Der äussere Theil der Sclero-Chorioidea
ist ärmer an Kernen; dieselben sind überdies kleiner. Etwa in der Mitte der Schicht zeigt sich stellenweise
leichte Pigmentirung, wodurch der spätere Ort einer Lamina fusca, von der aber sonst noch jede
Spur fehlt, angedeutet sein mag. Die Sclero-Chorioidea h a t im Augenhintergrund eine Dicke von
0,0148 mm, verhält sich also zur Länge der Augenaxe wie 1 :2 0,33 (bei Typhlops vermicularis wie
1 : 38,58) und stimmt hierin mit den Verhältnissen des Tropidonotus überein, wo dieselbe Vergleichung
die Zahlen 1 : 21.63 ergibt.
Am inneren Bande der Sclero-Chorioidea lässt sich überall eine deutlich differenzirte Z w is c h e n m
em b r a n nachweisen. Bei genauerer Untersuchung zeigte diese noch ihre Zusammensetzung aus einzelnen,
überaus feinen Lamellen, ausserdem liegt ihr noch eine Anzahl länglicher Kerne, besonders an
der proximalen Fläche, dicht an. Ob sie in Beziehung zu den Müller’schen Fasern steht, lässt sich leider
nicht feststellen, da die H au t dem stark piginentirten Pigmentepithel immer dicht anliegt, zuweilen
auch von dessen Pigmentmassen noch verdeckt wird.
Die L in s e (Fig. 81a, 93) hat eine Tiefe von 0,1452, eine Höhe von 0,1399 mm, ih r Volumen
beträgt 0,0015 ebmm, Linsentiefe verhält sich zu Bulbustiefe wie 1 : 2,07; Lin?envolum zu Bülbusvolum
wie 1 : 3,6. Nimmt man nu n als feststehend an, dass in der Wirbelthierreihe eine im Vergleich zum
ganzen Auge grosse Linse einen embryonalen Standpunkt bezeichnet, so ergäbe sich aus den für die hier
m Betracht kommenden Schlangen gefundenen Zahlen, dass das Auge von Typhlops vermicularis das am
weitesten fortgeschrittene wäre; erst m zweiter Linie käme dann das Tropidonotus-AvCgb und endlich
das des Typhlops braminus. Freilich gilt, dies blos, so lange man die Ausbildung der Linse, und auch
da nur hinsichtlich ihrer Grössenverhältnisse, als Maassstab annimmt.' Im Bau weicht die Linse des
Typklops braminus von derjenigen des Typhlops vermicularis nicht ab; höchstens sind ih te Fasern nicht
ganz so dünn und ibre Kerne ein klein wenig grösser.
Der G la s k ö r p e r (Fig. 94 V) zeigt in noch höherem Grade einen faserigen Bau. Es finden sich
m seinen Gewebszügen auch ausserhalb des perivasculären Bindegewebes da und dort kleine Kerne.
Von einer Membrana limitans interna zeigt sicli keine Spur.
Das P ig m e n t e p i th e l hat etwa dieselbe Stärke, wie bei Typhlops vermicularis, nämlich 0,0133 mm,
ist also im Vergleich zur Grösse des Auges erheblich stärker, als dort. Seine Dicke verhält sich nämlich
wie 1 : 22,63, während sich dies Verhältniss bei Typhlops vermicularis a u f 11 33,83 stellt. Die Fortsätze
der Pigmentepithelzellen überschritten niemals die Länge von 0,0037 mm. Die Grösse der Zellen selbst
und ihrer Kerne liess sich wegen der dichten Pigmentirung auch hier nicht feststellen. Dagegen war
in vielen Fällen deutlich zu constatiren, dass die Müller’schen Fasern ohne Zerreissung von der Retina
sich bis an das Pigmentepithel erstreckten, zwischen dessen Pigmentmassen sie dann verschwanden.
Die R e t in a hat im Augenhintergrund eine Stärke von 0,0698 mm. Sie setzt sich aus den
typischen Schichten zusammen. Von Innen nach Aussen betrachtet kommt also zunächst die Opticusfaserschicht,
0,0023 mm breit, hieran schliesst sich die Opticusganglienschicht mit 0,0096 mm, dann die
Granulosa interna 0,0089 mm, die innere Körnerschicht 0,,0118 mm, die Granulosa externa 0,0044 mm,
und endlich die äussere Körnerschicht mit den Sehzellen 0,0328 mm stark.
Die Elemente der Opticusganglienschicht (Fig. 94 OG) sind erheblich grösser, als bei Typhlops
vermicularis: sie haben einen Durchmesser von 0,0089 mm, ihre Kerne von 0,0074 mm.
Die einzelnen in der Granulosa interna (Fig. 94 EG) liegenden Ganglienzellen, die „eingeschobenen
Ganglienzellen“ haben einen Durchmesser von 0,0063 mm, ihre Kerne besitzen einen solchen von 0,0055 mm.
Diese Ganglienzellen sind viel weniger zahlreich, als bei Typhlops vermicularis, ein Umstand, der mir ebenfalls
für die Richtigkeit meiner oben geäusserten Ansicht zu sprechen scheint, dass die fragl. Ganglienzellen
in der Typhlops-Hetina. als relativ junge, erst secundär in die nervöse Leitung sich einschiebende
Elemente zu betrachten seien. Würden sie nicht Theile einer in der Bildung begriffenenen Einrichtung,
sondern im Gegentheil Reste eines in der Hauptsache bereits wieder geschwundenen Apparates darstellen,
der auf früheren Entwicklungsstufen in voller Ausdehnung thätig war, so müssten sie sich bei der in
der Ausbildung zweifellos hinter derjenigen des Tijphlops vermicularis bedeutend zurückstehenden Retina
von Typhlops braminus jedenfalls zahlreicher, nicht aber seltener finden.
Die innere Körnerschicht (Fig. 94IK) ist viel einfacher, als bei Typhlops vermicularis. Eine Einte
i lu n g in verschiedene Lagen, wie dort, lässt sich noch entfernt nicht aufstellen. Sie setzt sich lediglich
aus zwei Reihen ganz gleicher Ganglienzellen (Durchmesser 0,0052, Kern 0,0037 mm) zusammen, die
ich als die „inneren“ resp. „äusseren“ Ganglienzellen in Anspruch nehme. Dazwischen finden sich vereinzelt
die nervösen Körner der inneren Körnerschicht noch als deutliche ovale Zellen (Durchmesser
0,0055 : 0,0037, Kern 0,0044 : 0,0029 mm).
Die übrigen Retinaschichten unterscheiden sich, abgesehen von den etwas abweichenden Stärkeverhältnissen,
nicht von den entsprechenden Netzhautlagen bei Typhlops vermicularis. Die nervöse,
direkte, Leitung zwischen Opticusganglienzellen und Sehelementen durch Nervenfasern und Ganglienzellen
ist auch hier continüirlich nachweisbar.
Der Sehnerv zeigt im Bau ebenfalls keine Abweichung. Nur ist er viel schwächer: er misst
beim Austritt aus der inneren Körnerschicht blos 0 ,0 1 9 2 mm. Seine Stärke verhält sich also zur Augentiefe
wie 1 ; 4 5 ,2 1 , zur Dicke der Retina wie 1 : 3 ,6 3 . Bei Typhlops vermicularis ergeben diese beiden
Vergleiche die Ziffern 1 : 15,38 resp. 1 : 2 ,8 7 .
V e rg le ic h u n g d e r S t ä r k e v e r h ä l tn i s s e d e r R e t in a s c h i c h t e n .
Auch für die Netzhaut führt die Vergleichung der Mächtigkeitsverhältnisse bei Typhlops vermicularis,
Typhlops braminus und Tropidonotus natrix vielfach zu interessanten Resultaten. Ich wähle zur
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