
liehe Ausbildung b esitzt die Samentasche bei den beiden Fledermausdistomen und denen des
Frosches mit seitlicher Geschlechtsöffnung. Es re p rä s en tirt h ie r (vgl. die Fig. 51, 52, Taf. I I I ,
Fig. 167 168, Taf. V III, Fig. 97, Taf. V) immer eine Aussackung des LAURER’schen Canales, die
m itu n te r sogar v e rm itte lst eines allerdings n u r kurzen Stieles diesem ansitzt, n ich t selten aber
und das besonders da, wo sie s ta rk gefüllt is t — als der H a u p t t h e i l erscheint, der an irgend
einer Stelle seiner Seitenwand einen Abführungsgang nach dem Rücken entsendet. Am voluminösesten
ausgebildet is t endlich das Receptaculum b e i Distomum nodulosum und Dist. isoponm
(Fig. 92 und 106, Taf. V), bei welch letzterem es im erwachsenen Wurme fa s t dem Keimstocke
an Grösse gleichkommt. Es s itz t h ie r ausser dem v e rm itte lst eines ziemlich langen Stieles dem
L a u r e r ’sehen Canale an ; man könnte sich fa s t versucht fühlen, den le tz teren n u r fü r seinen Ausführungsgang
zu halten. Endlich habe ich am Ende dieser Reihe noch das Bist, variegatmn zu
erwähnen, bei welchem die Samentasche im reifen Zustande einen Körper d a rstellt, der den Keim-
stock und selbst die Hoden an Grösse ü b e rtrifft (cf. Fig. 145, Taf. VII). Seiner t a g e nach
stimmt dieses Receptaculum durchaus mit den anderen überein und unterscheidet sich von diesen
n u r dadurch, dass ihm der Ausführungsgang nach dem Rücken, eben der LAURER’sche Canal, fehlt.
Histologisch zeigen alle diese verschiedenen Formen der Samentasche durchaus denselben
Aufbau. Ih r e Wandungen bestehen, gleichgültig,- ob das im erwachsenen Zustande noch an dem
Vorhandensein der Kerne erkennbar is t oder nicht, ’ ursprünglich aus einem E p i t h e l , das auf
seiner äusseren Fläche durchgängig einen Belag mit feinen, dicht nebeneinander hinziehenden
Ringfasern zeigt, die mit denen des LAURER’schen Canales in continuirlichem Zusammenhänge
stehen. Die Beschaffenheit der inneren Oberfläche is t nich t ü berall gleich. Bei dem kleinen
Receptaculum von Bist.perlakim scheint sie g la tt oder leicht gerunzelt zu sein, doch is t das der
Kleinheit wegen und weil es gewöhnlich zusammengefaltet ist, n ich t re c h t zu erkennen. Bei
Bistomum endolobum zeigt augenscheinlich die gesammte Innenfläche eine dichte Bekleidung mit
Flimmerhaaren, während bei den anderen Formen das Flimmerepithel n u r au f den Mündungs-
th e il des Receptaculums beschränkt is t und die übrige Innenfläche desselben entbehrt: Die
Bewegungsrichtung der Wimperhaare is t h ie r nach dem I n n e r e n zu, von dem LAURER’schen
Canale w e g gerichtet, und es können in Folge''dieses Umstandes von dem Keimgange aus wohl
sehr leicht Spermatozoen in dasselbe hinein, aber n u r sehr schwer wieder daraus herauskommen.
E s entspinnt sich h ie r zwischen den Flimmerhaaren und den Spermatozoen derselbe -harmlose
Kampf, wie w ir ihn schon oben innerhalb des Befruchtungsraumes kennen le rn ten ; n u r is t er
hier, da die Zahl der Samenfäden eine viel grössere is t und diese sich gegenseitig verdecken,
n ic h t so leicht zu beobachten, wie dort. F ü r gewöhnlich und bei B etra ch tu n g mit schwächerer
Vergrösserung sieht man nichts als ein lebhaftes Gewimmel von Spermatozoen, das in nicht
seltenen Fällen aber in einen regelmässigen, geradezu- rasenden Tanz au sa rte t. Diese Bewegung
beobachtete schon P agenstecher bei Bist, clavigerum 1857 *), fe rne r 1861 V an B eneden a) bei Bist.
„r e t u s u m der le tz tere giebt eine ganz treffende Beschreibung d,er Wirklichkeit, indem e r in dem
Bläschen Spermatozoen erkennt, „qui se meuvent en fa isan t le manège, e t qui, plus longs que
la cavité qui les loge, se recourbent en p ren an t l’aspect d’un pinceau de cheveux enchâssés dans
une broche. Ces spermatozoïdes to u rn e n t avec une rap id ité étonnante dans l ’in té rieu r de leur
*) P agenstecher, 1. c. p. 40.
2) Van Beneden, Mémoir. sur les vers intest. etc. 1. e. p. 95.
löge Auch M oein h a t 1859 seinem Dist. clavigerum neben dem Bancbsangnapfe
„una piccola eavitä sierica^jbemerbt/. welcbe „era a ttapez z ata internamente di cigli v ib ra n ti“.
Dass damit, unsere H immerhaare gemeint sind, i;st. kaum anzunehmen, wohl ab e r werden es die
Spermatozoen selbst gewesen sein. N u r in seltenen Fä llen ist, wie ieb schon sagte, die Bewegung
der im Receptaculum aufhältlichen Samenfäden eine ganz regellose und das meist dann, wenn
die Würmer, m a tt,s in d , oder s ta rk gedrückt Werden. Im anderen. F a lle sitzen die Samenfäden
dieht gedrängt mit ih ren Köpfen zwischen den Flimmerhaaren, während die Schwänze längs der
Innenwand der-Tasche hin flottiren, ähnlich vielleicht, wie die Ha are eines Pferdeschweifes, wenn
man ihn in die Einströmungsöffnung einer T u r b in g h a lte n würde. Da ih re Länge die des
Receptaculums -bedeutend ü bertrifft, so laufen die Schwänze fast- längs der ganzen Innenwand
derselben herum bis wieder nachSsprn, wo sie sich nochmals # nw ä rts biegen (Fig. 167, Taf. V I I I ;
die Wiedergabe meiner Originalzeichnung durch den Lithographen lässt-dies kaum noch erkennen).
In dem von ihnen freigelassenen Raumer lieg t dann s tets noch eine grössere oder geringere Menge
fre i beweglicher Fäden. Mitunter trifft man aber auch die ganze Gesellschaft frei beweglich
und dann drehen sie sich wie besessen, mit rasender Geschwindigkeit rin g s herum. Dieser Tanz
is t das alleinige Werk der Flimmerhaare am Eingänge der Samentasche; sowie sie ih re Thätig-
kejt,%|instellen, h ö rt auoh die G|gchmässigkeit. in der Bewegung der Samenkörperchen auf.
Man bemerkt deutlich, dass- von den Flimmercilien eine Strömung erzeugt wird, welche in den
Raum der Samentasßhe hin e in fü h rt und ein A u stre ten von Elementen, wenn nicht to ta l verhindert,
dann wenigstens-, ausserordentlich erschwert. Damit , s teh t ps re c h t jro h l in Einklang, dass bei
jüngeren Würmern, obgleich dieselben in ihrem U te ru s schon reichlich Spermatozoen besitzen, die
Tasche immer viel weniger voll und gross angetroffen wird, wie bei älteren. Bei le tz teren kann
man dagegen beobachten, dass durch Oontraction der Wände des Receptaculums ein grösser Theil
des In h a lts aus demselben hervorgetrieben wird, n i c h l j a b e r i n d e n K e im l e i t e r h i n e i n ,
wie man e rw a rten sollte, s o n d e r n i n d e n L a u ite h ’s e h e n Ca n a l , wo sie mehr oder minder
weit vorgeschoben werden, um nach k u rz e r Zeit meist in das Receptaculum zurückzukehren.
Dazwischen aber p a ss irt auch, dass ein Theil der im LAUEin’schen Canal aufhältlichen Spermatozoen
durch eine ziemlich schnelle, peristaltisohe Bewegung desselben — n a c h a u s s e n b e f
ö r d e r t wi r d . . Nach dem Keimgange zu habe ich diese Evacuationen nicht stattfinden sehen.
Aehnlich liegen auch die Verhältnisse bei den mit ganz grossem Receptactdum versehenen
Formen und D. variegatum\ n u r dass sich bei diesen, wegen der grösseren Entfe rn u n g des eigent-
lichen Receptaculum seminis, die Flimmerhaare nich t bis in dieses hinein erstrecken,: sondern auf
den gemeinsamen Anfangstheil von LAUREK’schem Canal und Receptacultim beschränken. Bemerkenswert!!
erscheint mir auch npeh der gerade bei diesen. Formen sehr auffällige Umstand,
dass die Receptacula seminis einmal sich sehr frü h e entwickeln, dann aber schon, ehe in den
weiblichen Keimwegen Samenfäden auftre ten, sich zu ganz bedeutender Gtrösse aufblähen und
irgend welche Fremdkörper, besonders Dotterzellen und deren Trümmer in sich ansammeln. Ich
fand das namentlich bei Distomum isoperum und variegatum. Auch im erwachsenen Zustande zeigt
bei dem letzteren das Receptaculum, wie ich bei der Beschreibung des Wurmes schon hervorhob,
noch einen re c h t bemerkenswerthen In h a lt. Abgesehen von vereinzelten Dotter- und auch Keimzellen,
die sich h ie r und da vorfinden, zeigen die Samenfäden zu einem Theile Erscheinungen,
!) MOLIK, Nuovi Myzhelminthi etc. i.-Uo’. p. 847.
Bibliotlieca zoologica. Heft 16.