Die Ausbildung wirklicher Muskelzellen hat indessen, auch gegenüber dem Stadium I I I (8,5 mm)
entschiedene Fortschritte gemacht: ihre Zahl hat sich bedeutend vermehrt, und sie sind auch viel deutlicher
als solche zu erkennen. Yon einer Querstreifung zeigt sich aber noch keine Spur.
S t a d i u m VI (13 mm).
Die Gesammtstärke der Augmuskeln scheint, soweit dieselbe sich überhaupt feststellen lässt, etwa
dieselbe geblieben zu sein. Im Inneren der Muskelzüge zeigen sich jedoch jetzt ziemliche Fortschritte.
Neben den immer noch vorkommenden, weniger entwickelten Muskelzellen nämlich ist nun die Muskelfaser
als solche deutlich ausgebildet. Sie ist bandförmig und besitzt eine grosse Länge. Sie führt einen einzigen
Kern, der 0,0081 mm lang, 0,0022 mm dick ist. Der Theil der Faser, welcher den Kern birgt, hat eine
Stärke von 0,0030 mm; sonst ist dieselbe 0,0022 mm breit.
Die Faser wird von einer zarten Membran umschlossen; ihren Hauptbestandteil bildet, neben dem
Kern, ganz feinkörniges helles Protoplasma. Dasselbe ist an dem Rande (der Membran), an welchen es
stets unmittelbar heranreicht, erheblich verdichtet. In grösseren, unregelmässigen Abständen gehen von
dieser verdickten Randzone ziemlich starke Ausläufer ein Stück weit in die Tiefe der Faser, erreichen
aber deren Mitte lange nicht. Diese Querleisten finden sich indessen nie im Gebiete der gesammten
Faser, sondern sind auf einen mehr oder weniger grossen, aber immer nur einen einzigen Abschnitt beschränkt.
In dem Teile, wo sich der Kern befindet, kommen sie niemals vor.
Sonst zeigt das Protoplasma der Augmuskelfaser absolut keine Differenzirung. Nur der Kern besitzt
ebenfalls eine eigentümliche Anordnung seiner Chromatinsubstanz; dieselbe zieht sich nämlich zum
grossen Theile in einer A rt von Leisten quer durch den Kern hin, und es entsteht so das Bild einer Querstreifung
des Kernes selbst.
S t a d i u m Y II (17 mm).'
Die einzelne Muskelfaser zeigt in ihrem Bau keine Fortschritte; nur schien es mir in einzelnen Fällen,
als ob dio von der dichteren peripheren Randschicht in’s Innere der Faser hineinragenden Querleisten zahlreicher
geworden und infolgedessen etwas näher an einander gerückt wären. Sie kommep indessen immer
noch nur in ganz unregelmässigen Abständen von einander vor und beschränken sich stets auf den einen
Theil der Faser, während der andere ganz frei davon bleibt.
Die Fasern sind in den Bündeln auf Kosten der rein bindegewebigen Bestandtheile des Muskels viel
häufiger, die Bündel infolgedessen erheblich stärker und fester geworden. So hat z. B. jetzt der Musculus
rectus externus, eine Strecke vor seiner Insertion am Bulbus, eins Dicke von 0,0312 mm. Der Muscul/us obli-
quus inferior hat 0,0325 mm und der Musculus obliquus superior, unmittelbar vor seiner Insertion an der
Sclera, 0,026 mm Stärke.
S t a d i u m V III (19,7 mm).
Die Muskelbündel sind durch Neubildung zahlreicher Fasern wieder etwas stärker geworden.
Der Musculus rectus superior misst z. B. jetzt, eine kleine Strecke vor seiner Insertion am Bulbus 0,0125 mm
in der Dicke.
Vor allem aber sind jetzt die Augmuskeln compacter, d. h. es legen sich häufig Muskelfasern an
Muskelfasern, ohne durch die, allerdings noch immer zahlreichen lockeren Bindegewebszüge, mehr in dem
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hohen Grade von einander getrennt zu sein, wie früher. Ein dünner Bindegewebsüberzug bleibt jeder
Faser indessen unter allen Umständen.
Die einzelne Muskelfaser ist viel länger geworden; ihre Stärke ist jedoch die alte geblieben.
Die nach der Axe der Faser hin gerichteten ringförmigen Aufwulstungen des in dem peripherischen
Partieen verdichteten Protoplasmas reichen tiefer ins Innere der Faser hinein. In einzelnen Fällen durchsetzen
sie jetzt, in ihren inneren Theilen freilich nur ganz zart und dünn, die ganze Faser. Dies kommt
jedoch stets nur in dem e i n e n Abschnitt der Faser, auf der einen oder anderen Seite des Kerntheiles vor,
niemals in beiden zugleich. Die auf die peripherischen Partieen beschränkten Septa finden sich indessen
jetzt gelegentlich im Gebiete der ganzen Faser, mit einziger Ausnahme des Kerntheiles. Der Kern selbst
liegt stets inmitten der Faser. Die scheinbare Querstreifung desselben, die für ein früheres Stadium zu
konstatiren war, ist jetzt nicht mehr anzutreffen.
S t a d i u m IX (22,3 mm).
Hier handelt es sich lediglich um eine abermalige Yermehrung der als solche deutlich erkennbaren
Muskelfasern. Bin Bortschritt in der inneren Differenzirung derselben ist nicht nachweisbar. Ganz glatte
Fasern sind eher häufiger geworden, als in der Anzahl zurückgegangen; diejenigen, welche eine mehr oder
weniger weit fortgeschrittene Querstreifung erkennen lassen, haben sich hinsichtlich ihrer Menge etwa auf
der Stufe des vorigen Stadiums erhalten.
S t a d i u m X (27,5 mm).
Beim vorliegenden Stadium Hessen sich zwar wieder die sechs typischen Augmuskeln sämmtlich
constatiren, doch gestattete der Zustand meiner Praeparate nicht, sie alle einer genauen Untersuchung zu
unterziehen.
Der Muse. rect. extern, hat eine Breite von 0,0325 mm. Seine Fasern sind bereits sehr lang
und von den reichlich sich dazwischen findenden Bindegewebsfasern deutlich zu unterscheiden. Ihre Breite
beträgt 0,0022 mm; in dem Abschnitt, welcher den Kern enthält, schwellen sie auf 0,0031 mm an. Der
Kern selbst, der sich immer in der Achse der Faser findet, ist 0,0059 mm lang und 0,0025 mm dick. In
der Hauptsache ist die Faser glatt. Nur selten, finden sich die ringförmigen von dem verdickten Randprotoplasma
ins Innere hineinragenden Vorsprünge, und noch seltener haben letztere die ganze Faser
durchsetzt, also an der betreffenden Stelle eine eigentliche Querstreifung bewirkt.
Der Muse. rect. infer. ist 0,0286, der Muse. obl. sup., nahe seiner Insertion am Bulbus 0,0186 mm
breit. Hinsichtlich des Faserbaues gilt bei beiden Muskeln das für den Muse. rect. extern. Gesagte.
Der Muse. obl. infer. hat nahe der Sclera eine Breite von 0,0234 mm. Seine Faser misst nur etwa
0,0018 mm in der Dicke. Der 0,0074 mm lange Kern scheint fast ebenso stark zu sein, wie die Faser,
wird also nur durch einen äusserst dünnen Ueberzug der letzteren umschlossen. In der weitaus grössten
Mehrzahl sind die Fasern hier ganz glatt. Erste Anfänge einer Querstreifung finden sich nur ganz selten.
S t a d i u m X I (32 mm).
Auch hier war mir eine genaue Beschreibung sämmtlicher sechs Augmuskeln nicht möglich.
Der Muse. rect. sup. ist 0,0234 mm stark. Seine Faser hat eine Breite von 0,0019 mm, und
zwar durchweg, da kein durch besondere Dicke ausgezeichneter Kernabschnitt zu constatiren ist. Der