Charakteristik der Art.
L e i b e s f o rm : Von oben b e tra c h te t (Taf. V III, Fig. 1), ähnelt das T ier s ta rk einer Ccmthocam-
pkns-Axt, lä ss t sich jedoch leicht durch die kurzen Vorderantennen, die eigentümliche Form des Rostrums
und die abweichenden Verhältnisse des letzten Abdominalsegments von einer solchen unterscheiden.
De r charakteristische Habitus des Tieres is t aber e rs t in der Seitenlage (Taf. V III, Fig. 2) deutlich
zu erkennen. Die s ta rk nach der Bauchfläche v e rlän g e rten , dorsalen Rückenschilder lassen den
Cephalothorax, der von dem sich immer mehr verjüngenden Abdomen n u r undeutlich geschieden ist, sehr
bre it erscheinen. Die Form des Rostrums und der Bau einiger Extremitätenpaare, besonders der ersten
Antennen und des fünften Fusspaares tre te n in dieser Lage bereits bei geringer Vergrösserung deutlich
hervor und lassen in Verbindung mit der s ta rk en B raunfärbung fa s t des gesamten Panzers die
A r t leicht und sicher erkennen. Nach dem Tode bleibt der Körper fa s t ganz g e stre c k t; selten is t
eine geringe Knickung an der Grenze zwischen Cephalothorax und Abdomen zu beobachten.
C e p h a l o t h o r a x : Das erste Segment übe rtrifft die v ie r anderen zusamengenommen noch an
Länge. Die grösste Bre ite lieg t an der Grenze der beiden ersten Segmente. Die Seitenpartien der
einzelnen Rückenschilder, welche sich etwas übereinander schieben, sind s ta rk v e rb re ite rt, so dass sie
einen grossen Teil der Bauchseite überdecken. Die hinteren Ecken derselben sind etwas v e rlän g e rt
und abgerundet (Taf. V III, F ig . 2 u. 8 ). Die Seitenränder des ersten Segments, das sich in ein abgerundetes,
muldenförmiges Rostrum fo rtse tz t, sind mit mehreren Reihen feiner Dornen besetzt. Dem
Rande des Rostrums feh lt dieser Domenbesatz.l) Die Cuticula aller Segmente, auch der des Abdomens,
is t ausserordentlich s t a r k , brüchig und durch intensive B rau n fä rb u n g vollkommen undurchsichtig,
ein Umstand, der das Studium ungemein erschwert. Eine P u n k tieru n g der Cuticala scheint d a ra u f
hinzudeuten, dass sie n ic h t überall von gleicher S tä rk e ist. Auch einige rechtwinklig z u r Längenachse
verlaufende Linien dürften dasselbe d a rthun. Unmittelbar über dem Vorderrande jedes Segments
macht sich eine sehr intensiv b rau n g e fä rb te D u p lik a tu r bemerklich, durch welche die Grenzen der
einzelnen Abschnitte deutlich h e rvortreten. F e rn e r is t etwa im e rsten D ritte l der Länge jedes Segments,
aber n u r a u f die m ittlere P a rtie beschränkt, eine Querreihe k u rz e r Dornen bemerklich. Diese
Dornen sind aber nich t selbständige Gebilde, sondern n u r als Auszackungen einer d e r soeben erwähnten
s tä rk e r chitinisierten „Linien“ zu betrachten, wie sich dies aus den analogen Verhältnissen d e r Abdominalsegmente
ergiebt. Die H in te rrän d e r der einzelnen Segmente sind ganzrandig, n u r der des
fünften Abschnittes (Taf. V III, Fig. 21) is t seh r fein ausgezackt.2)
A b d om e n : Die einzelnen Segmente nehmen nach der F u rk a zu gradweise an Bre ite und Länge
ab. Das v ie rte weibliche, resp. fünfte männliche Segment is t bis zu seinem Vorderrande gespalten,
so dass es a u f den e rsten Anblick e rsch e in t, als h ä tte man ein T ier mit sehr langer F u rk a vor sich
(Taf. V III, Fig. 6 ). Die fü r die Cephalothoraxsegmente,erwähnten Chitinduplikaturen unmittelbar h in te r
*) Eine Bewehrung des Rostrums mit „Cilien“, wie R i c h a r d angiebt, findet niemals statt.
2) Die feineren Strukturverhältnisse und die Ornamentik der Cephalothoraxsegmente mit Ausnahme der Seitenränder
des ei'sten hat R i c h a r d nicht angegeben.
den Vorderrändern tre te n h ie r ebenfalls, und zwar au f der R ückenseite im allgemeinen s tä rk e r als au f der
Bauchfläche, und mit mancherlei Modifikationen auf, wie dieses Fig. 3, 4 u. 5 zeigen. Die Hinte rrände r
aller Segmente sind -dorsal sehr fein, v en tra l aber s ta rk ausgezackt.1) (Taf. V III, Fig. 4, 5, 6 u. 9 .)
Am ventra len H inte rrande des ersten weiblichen Segments fehlen diese Auszackungen in der
mittleren P a rtie (Taf. V III, Fig. 5). Beim Männchen is t ein Teil der ventralen Cuticula des ersten
Segments zu zwei grossen, beweglichen Genitalklappen, die mit je einer Borste bewehrt sind, umgewandelt
(Taf. V III, Fig; 3). D e r freie Rand derselben is t nicht ausgezackt ; die beiden seitlichen Absch
n itte des ventralen Hinterrandes dieses Segments sind ebenso wie der v entrale H in te rran d des
letzten (gespaltenen) Abdominalsegments (Taf. V III, Fig. 6 ) n u r fein eingekerbt. Wie die Cuticula
des Cephalothorax, so erscheint auch die des Abdomens fein p u n k tie rt und au f jedem Ringe mit einigen,
n u r bei s ta rk e r Vergrösserung sichtbaren, dunkleren Linien versehen. Dass die im oberen D ritte l
der Länge jedes Segments verlaufende „Linie“ fein gezähnelt erscheint, is t schon oben e rw ähnt.2)
Am grössten sind diese Zähnchen an der Bauchseite des zweiten Segments bei beiden Geschlechtern
(Taf. V III, Fig. 4 u. 5). Eine Analklappe is t nich t vorhanden ; der Darm mündet frei in dem Winkel
d er beiden, an den Innenseiten m it feinen und kurzen Haaren besetzten Abschnitte des letzten Ab-
domin alsegments.
Uber die Ventralseite des weiblichen Genitalsegments vgl. p. 100.
Die beiden Furkalzweige werden ebenso, wie die als F u rk a funktionierenden Abschnitte des
letzten Abdominalringes im normalen Zustande gespreizt gehalten. Sie sind re la tiv kurz, etwas b re ite r
als lang (Taf. V III, Fig. 6 ) und zeichnen sich dadurch au s, dass die dorsale sowohl als ventrale
E n d p a rtie in je einen eigentümlichen, dornartigen F o rts a tz ausgezogen ist. Diese Fortsätze, besonders
der fa s t farblose, dorsale, lassen sich wegen der B raunfä rbung der Apikalborsten n u r schwer konstatieren,
3) am leichtesten noch, wenn sich das T ier in der Seitenlage befindet. W ill man diese Gebilde
deutlich erkennen, so müssen die Apikalborsten abgebrochen werden. D e r dorsale F o rts a tz (Taf. VIII,
Fig. 7) is t an seiner Basis sehr bre it und endet in eine scharfe Spitze. D e r ventrale, s ta rk gebräunte
F o rts a tz is t mehr dornenförmig, nich t immer von gleicher Form und s tets mit der Spitze nach aussen
g e rich te t (Taf. V III, Fig. 6 ). Zwischen diesen beiden charakteristischen Fo rtsä tz en sind die Apikalborsten,
d r e i4) an -der Zahl, eingelenkt.
Die m ittlere dieser Borsten e rre ich t etw a die Länge des Körpers mit Ausschluss des ersten
Cephalothoraxsegments und v e rh ä lt sich zu r äusseren etwa wie 4 : 3. Beide sind in ih ren oft etwas
angeschwollenen Basalabschnitten so g ebaut, wie dies fü r die entsprechenden Borsten der Cyclopiden
frü h er erw ähnt worden i s t a) , und n u r selten sind sie mit einigen winzigen, weit von einander entfe
rnten Nebendornen besetzt. Die innere Apikalborste is t bei weitem k ürzer als die beiden anderen.
*) R i c h a r d s Angabe: „Tons les segments de l ’abdomen portent vers leur extrémité distale une couronne de fines
épines“ ist nicht genau.
2) Diese Verhältnisse hat R i c h a r d unbeachtet gelassen.
8) Dem sicher sehr gewissenhaften R i c h a r d ist das Vorhandensein dieses Gebildes auch entgangen.
4) R i c h a r d rechnet die innerste Borste nicht zu den Apikalborsten. Ganz analoge, bei allen übrigen Süsswasser-
Haypneticiden zu beobachtende Verhältnisse bedingen dies aber.
8) Teil I, p. 17.