
fü h rlich er mit herangezogen, da sie zum Tlieil noch in te re ssan te re Verhältnisse darbieten, als
diejenigen der K a ltb lü te r, und, wenn man so sagen will, höher o rganisirt sind, als diese. Einige
derselben, die ich zufällig und gelegentlich a n tra f, un d bei denen ich wichtige und fü r manche
unserer Anschaungen massgebende Organisationsverhältnisse erkannte, glaubte ich n ich t gänzlich
mit Stillschweigen übergehen zu sollen und habe sie hie und da zum Vergleiche herangezogen,
obwohl sie n ic h t zu unserem speciellen TJntersuchungsmaterial gehören. Vor allem aber werden
sich auch in der D a rstellung und Behandlung des eigentlichen Gegenstandes Ungleichheiten und
Lücken finden, die der Ausfüllung noch bedürfen, die ich auch zweifellos v o r der Veröffentlichung
ausgefüllt haben würde, wenn es m ir noch möglich gewesen wäre. Eine Heise jedoch, die mich
längere Z e it von liier wegführen wird, e rfo rd e rt es, die gegenwärtigen Studien abzubrechen; und
da ich we ite rhin kaum Aussicht habe, dieselben vor Ablauf von zwei J ah ren wieder aufnehmen
zu können, so schien es m ir doch wiinschenswerth, die bisher erlangten R esu lta te nich t liegen
zu lassen, besonders da ein Theil derselben wenigstens als vorläufig abgeschlossen gelten kann.
Ic h übergebe darum die A rb e it auch in der lückenhaften Form der Oeffentlichkeit, in der Hoffnung,
das Fehlende sp äte r ergänzen zu können.
Als Untersuchungsmaterial diente mir von den Schmarotzern der F is c h e : Distomum
tereticolle, folium, perlatum, nodutosum, globiporum und eine neue, bisher nich t unterschiedene Form,
die ich als Distomum isoporum bezeichne; von denen d e r Amphibien besonders Distomum cygnoides,
cylindraceum, variegatum, endolobum, clavigerum, medians und eine zw ar nichts weniger als neue,
aber bisher mit Distomum clavigerum R ud. zusammengeworfene A rt, fü r die ich den Namen confusum
vorschlug. Als unvollständig b e tra ch te ich die B eschreibung des interessanten Distomum ovocaudatum
V ulpian , da ich von ihm n u r wenige, u nd dabei meist ganz a lte Exemplare erhielt, die fü r
meine Zwecke und fü r die Lösung der mich besonders interessirenden F rag en fa s t vollkommen
untauglich waren. E s kommen, als nicht zu den Fischen und Fröschen gehörige Formen, hinzu
Distomum ascidia V an B en. und ascidioides V an B en. aus Vespertilio murinus, Distomum leptostomum
O lsson aus jErinaceus ewropaeus1) und Distomum echinatum der E n ten und Gänse; an Stelle einer
Beschreibung gebe ich von den drei erstgenannten, von denen bisher n u r ziemlich mangelhafte
.Abbildungen existiren, einige Zeichnungen, die zu r Erkennung der hauptsächlichsten Organisationsverhältnisse
genügen werden.
Von den 13 zu erst genannten "Wurmarten fand ich in den u nte rsuchten W irth e n nicht
n u r erwachsene und eierhaltige, sondern seh r oft auch jüngere und ganz jugendliche Individuen,
in einzelnen Fä llen sogar noch in ih re C y ste eingeschlossene, die unmitte lba r vorher e rs t verschluckt
sein konnten. Dadurch ergab sich ein sehr schätzenswerthes Material fü r eine Unter-
J) Dieses Distomum leptostomum, das sein Entdecker in Meies tctxus anffand, (Bidrag tili Skand. Helminthf. etc.
p. 18) h a t eine bedenkliche Aehnlichkeit mit dem drei Jahre vorher von v. L in s to w ans dem Igel beschriebenen
Distomum caudatum (Arch. f. Naturgesch. 39, I. 1873, p. 103). Abgesehen von Grösse und den wechselnden Formverhältnissen,
die nicht massgebend sein können, berichtet v. L in s to w von dem D. caudatum, dass: die Hoden hintereinander
liegen und den hintersten Raum im Körper einnehmen; der „Vereinigungspunkt der Dottergänge eigenthümlicher
Weise zwischen den beiden Hoden“ liegt (den ebenda liegenden Keimstock h a t v. L. nicht gesehen) und dass männliche
und weibliche Geschlechtsöffnung direkt vor dem ersten Hoden sich befinden. Diese Angaben passen d u r c h a u s auf das
Dist. leptostomum O ls so n ’s , ebenso wie die von v. L. angegebene Grösse des Eies; nur der „einziehbare, schwanzartige
Anhang am Hinterleibsende von cylindrischer Gestalt mit cönischer Spitze“, der Dist. caudatum anszeichnen soll, und den
ich nirgends gesehen habe, h ä lt mich ab, die OLSSON’sche Form, die ich, ebenfalls im Igel, zweifellos wiedergefunden,
direkt für das D. caudatum v. L in s to w ’s zu erklären.
suchung der allmählichen E n tfa ltu n g und der Gewebs- und Organdifferenzirung im Körper unserer
Thiere, das es nicht verdiente, unbeachtet gelassen zu werden. Na türlich nahm bei dieser U n te rsuchung
die Entwickelung des Genitalapparates, welche hauptsächlich in die erste Zeit nach der
Uebertragung in den definitiven W ir th fä llt, bald das Hauptinteresse in Anspruch, schon deshalb,
weil durch ih re Kenntniss auch au f Lösung einiger z u rZ e it oft ven tilirter, aber nich t e rledigter
F rag e n zu hoffen war. A u f diese Weise wurde freilich die Aufmerksamkeit von den übrigen
Organen abgelenkt, und es resulti-rt daraus ein Theil der schon oben erwähnten Lücken nnd
Ungleichheiten in der Behandlung der einzelnen Theile.
Die von mir angewandten
Untersuchnngsmethodeii
sind die denkbar einfachsten, denn die Thiere wurden durchweg lebendig, unmittelbar nach der
Entnahme aus ih ren möglichst frischen W irth e n untersucht. Sie wurden entweder in ihrem
natürlichen Medium, oder, wenn dies aus gewissen Gründen inopportun- erschien, in Kochsalzlösung,
Schneckenblut etc. auf dem Objektträger mR dem Deckgläschen bedeckt und je nach
Erforderniss mehr oder minder gedrückt. Um die P r ä p a ra te v o r Verdunstung zu schützen, und
zugleich um die Dicke derselben constant zu erhalten, wurden sie sofort mit einem Ringe aus
flüssig gemachtem Whchs umgehen und erhielten sich dann bis 24 Stunden und länger. An
d e ra rtig behandelten Thieren lä ss t sich nun, ausser in wenigen Ausnahmefällen (Dist. variegatum),
die g e s ammt e - Anatomie übersehen, un d das oft an einem und demselben Thiere, wenn man es
n u r an der nöthigen Geduld und Aufmerksamkeit nicht fehlen lässt. Im Anfang freilich sind
die Bewegungen der Objekte noch störend, obgleich sie au f der anderen S eite wieder werthvolle Aufschlüsse
über diesen oder jenen P u n k t gehen, der hei ruhenden Thieren allein nich t zu entscheiden
ist. Nach einiger Z e it aber lassen s ie regelmässig nach, und dann (mitunter schon nach einer,
m itu n te r auch nach drei, v ie r und mehr Stunden) beginnt die histologische S tru k tu r der Organe
u n te r völliger W ah ru n g der ursprünglichen Durchsichtigkeit m it einer Deutlichkeit und Schärfe
he rvorzutre ten, wie sie kein- Reagens auch n u r annähernd zu gehen vermag. Ich wciss nicht
sicher, w orauf diese Veränderung b eruht, vermuthe aber, dass ein ganz allmähliches Absterben
und dabei eine Lockerung in dein gegenseitigen Verbände der Elemente P la tz greift, in Folge
deren dann alles schärfer sich markirt. Es fü llt sich gleichzeitig der gesammte Gefässapparat
und lie fe rt in Folge einer- gleichsam natürlichen Injektion Bilder, wie sie vollständiger und
schärfer keine künstliche jemals erzielen könnte, — kurz, man e rh ä lt a u f diese Weise vortreffliche
Untersuchungsobj ekte.
Man w ird m ir einwenden, dass diese Methode, prim itiv und barbarisch, wie sie ist, n u r
unvollkommene und jedenfalls nich t einwandsfreie R esu lta te ergehen könne, besonders da durch den
angewandten Druck die Lagebeziehungen der einzelnen Organe immer mehr oder minder Veränderungen
erleiden müssen. Ich gehe das zu und habe, um dem letzteren E inwande zu begegnen, überall auch frei
bewegliche, nicht m it einem D eckgläschen bedeckte Thiere, ausserdem auch S chnitte durch möglichst
sorgfä ltig conservirte Objekte zum Vergleiche herbeigezogen. Gerade hierbei habe ich re ch t augenfällig
bemerkt, wie unendlich weit doch das gefärbte und geschnittene P r ä p a r a t h in te r dem
frischen, lebendigen zurücksteht. Ich bin weit davon ‘entfe rnt, den W e r th der Schnittmethode
zu verkennen oder ih re Verdienste irgendwie herabsetzen zu wollen, und ich weiss auch, dass sie