Im Gegensätze hierzu findet P oirier bei den Nerven des Distomum clavatum eine sehr
dicke nnd sogar mehrfach geschichtete Nervenscheide, die sich ausserdem dnrch eine s ta rk e F ä rb b
a rk e it anszeichnen s o ll1), während dieselbe Hülle bei Distomum veliporum und insigne n u r dünn
ist. Ans Beschreibung nnd Abbildung dieser Scheide g eh t das Verhältniss derselben zu dem
benachbarten Parenchyme nicht deutlich h e rv o r; jedenfalls lieg t aber bei diesem exceptionellen
V erhalten der Nervenhülle allein bei dem D. clavatum die Vermuthung nahe, dass es sich liier
vielleicht um ein im Umkreise der Nerven angehäuftes und fibrillär gewordenes Körperparenchym
handelt, wie w ir es auch sonst um andere Organe herum antreffen. Ohne Zweifel re p rä s en tirt
diese Scheide aber wohl etwas anderes, als die dünne, pellucide Membran der anderen Autoren 2).
Ich erwähnte schon, dass ich mich von der Existenz einer besonderen, bindegewebigen
Umhüllung der Nerven bei den von m ir s tu d irten Würmern n ich t h ä tte überzeugen können.
Indess sieht man doch, und das namentlich bei ganz dünnen Nerven oder iso lirt .verlaufenden
F a sern, einen glashellen Saum sehr deutlich einen Mantel um sie bilden (cf. Fig. 174, Taf. VIII).
Meinem Dafürhalten nach g eh ö rt dieser Saum aber dem P a r e n c h ym e an ; die Nerven verlaufen
n a tü rlich zwischen den Parenchymzellen, nnd ih re Begrenzung fä llt mit der Begrenzung jener
zusammen. Man sieht nun ganz deutlich, dass da, wo zwei Parenchymzellen aneinander stossen,
d er glashelle Saum der Nerven in den Spaltraum zwischen diesen Zellen h in e in tritt und sich in
die Grenzlinie der Blasenzellen fo rtse tz t. Ich sehe mit anderen W o rten in diesem Saume d i e
W ä n d e der dem Nerven direct anliegenden P a r e n c h y m z e l l e n , eine Bildung, die w ir sp äte r
genau in der gleichen Weise als Begrenzung der Capillaren der Excretionsgefässe wiederfinden
werden.
Der nervöse A p p a ra t selbst se tz t sich zusammen aus F a sern und Zellen. W as zunächst
die ersteren anbelangt, so h a t Lang8) zu erst an ihnen eine Differenz von Wand und In h a lt nachgewiesen;
die Wan d bildet gewöhnlich eine festere Böhre, in deren Lumen der fein g ran u lirte,
blasse F o rtsa tz der Nervenzelle gelegen ist. Gruppiren sich dann mehrere F a s ern zu Strängen
zusammen, so bekommen diese au f dem Querschnitte das bekannte spongiöse Aussehen. Im Leben
habe ich von diesen Verhältnissen an den Nerven nichts e rk a n n t; es sind bei unseren Würmern,
die in Bezug au f die Le istungsfähigkeit ihre s Nervenapparates wohl zweifellos h in te r den Mono-
genea zurückstehen, augenscheinlich völlig gleichartige, blasse F a s e rn von n u r geringem L ich tbrechungsvermögen,
ohne nachweisbare Differenz zwischen Wan d und In h a lt. Auch au f dem
Querschnitte durch tadellos conservirte Objecte sieht man von dem bekannten spongiösen Bau
n ich t viel, sondern in den meisten Fä llen n u r eine äusserst feinkörnige, blasse Substanz, die von
der F a rb e n u r wenig angenommen h a t, und blos da, wo sie etwas schräg getroffen ist, eine
schwache Faserung erkennen lässt. Bei der Untersuchung kleinerer Nerven oder ganz iso lirt
verlaufender F a sern am lebenden Thiere zeigt sich, dass ih re Dicke nich t allenthalben constant
ist, sondern beträchtlich wechselt; bei Distomum tereticolle messen die feinsten der Quere nach
1) P o ir ie r , 1. c. p. 138 S.-A.
2) Was Mo n t ic e l l i hierüber sagt (Studü sui Trematodi etc. 4. c. p. 70), ist mir nicht recht verständlich:
Questi fibre nervose sono, specialmente nel cervello, immerse e circondate, come si vede nelle sezioni, da una massa finamente
granulare, assai facile a riconoscersi dai tessuti circonvicini, e che forma uno tessuto. interstiziale del cervello,' di
natura anch’esso epiteliale (?) originatosi a spese del blastema neuroepiteliale primitivo (?) e che potrebbe considerarsi
una sorta di nevroglia.
*) Lang, Unters, etc. 1. c. p. 3.7.
ca. 0,0006 mm, die s tärk sten 0,003—0,004 mm. Nicht selten habe ich bei selbstständigen Fasern
auch ähnliche Varicositäten bemerkt, wie sie fü r die Nerven vieler Wirbelthiere charakteristisch
sind (Fig. 174, Taf. VIII). Theilung und Anastomosenbildung zwischen feineren F a sern is t
theilweise g a r nicht selten zu beobachten.
Die G a n g l i e n z e l l e n sind während des Lebens sehr, schön zu erkennen und zeichnen
sich insgesammt aus durch ih r feinkôrnigés Plasma, und ihren im Verhältniss grossen, bläschena
rtig e n Kern, der aus einer vollkommen hyalinen, schwach lichtbrechenden Masse besteht und
ein s ta rk hervortretendes Kernkörperchen einschliesst. Diese Ganglienzellen finden sich, was
ziemlich allgemein beobachtet worden ist, in den ganglionären Anschwellungen sowohl, wie in den
peripheren Nerven ; im allgemeinen is t ih re Zahl bei den erwachsenen Würmern keine allzugrosse.
Obwohl sie augenscheinlich ohne besondere Beschränkung an jeder Stelle der Nerven auftreten
können, finden sie sich in diesen doch hauptsächlich da, wo eine Vereinigung oder Trennung von
F a sern stattfindet, also hauptsächlich im Gehirn und in den Kreuzungspunkten der Longitudinal-
und Quernerven. "Ueberall, wo von den e rsteren die Qüercommissuren oder sogar einzelne Nervenfasern
abgehen, bemerkt njan eine, oft auch mehrere, eingelagerte Ganglienzellen, die mitunter
den Hauptstamm ein klein wenig aufgetrieben erscheinen la ss en 1). Offenbar sind es diese kleinen
Anschwellungen gewesen, Vielehe Blanchard bei den Längsnerven des Distomum hepaticum gesehen
und als Ganglien von einer extrême ténuité beschrieben hat-2). Wenn nun auch vom anatomischen
Standpunkte aus wegen der geringen Individualisirung dieser Anschwellungen der Ausdruck
Ganglien fü r dieselben wenig passend erscheinen will, so muss andererseits doch anerkannt
werden, dass es im physiologischen Sinne durchaus solche sind und dass demnach die alte Angabe
Blanchard’s bis zu einem gewissen Grade vollkommen rich tig ist.
F.iir gewöhnlich liegen die Ganglienzellen im Inneren der Nervenstränge, und dann sind
von ihnen eigentlich n u r die hellen Kerne mit einem unregelmässigen Mantel des körnigen P ro to plasmas
zu erkennen; ih re Grenzen sind vollständig verwischt und es lässt sich meist nich t einmal
unterscheiden, ob man es in ihnen mit bipolaren oder pluripolaren Elementen zu th u n hat.
Andererseits kommt es aber auch häufig genug vor, dass die Kerne, oder vielmehr die Zellen,
mehr peripher und theilweise sogar ganz fre i an der Oberfläche der Nervenstränge getroffen
werden. Im le tz teren Falle r a g t ih re freie Fläche sch a rf begrenzt buckelförmig nach aussen
h ervor (Fig. 56, Taf. II I), während der im Inneren der Nerven gelegene Theil wiederum mehr
oder minder verschwommen begrenzt ist. Im Gehirn ist, nach dem, was ich gesehen habe, die
Grösse dieser peripher gelagerten nich t wesentlich von derjenigen der ganz eingelagerten Zellen
verschieden; anders aber bei den Ganglienzellen der Nervenstämme. Hier treffen wir ausserordentliche
Schwankungen in der Grösse, die ich mir in keiner Weise zu erklären vermag. So
sind in der eben c itirte n F ig u r 56, Taf. I I I zwei solche Zellen von Distomum tereticolle gezeichnet,
von denen die grössere dem Longitudinal-, die kleinere einem Quernerven angehört; ähnliche
Verhältnisse fand ich auch bei Distomum cygnoides und isoporum. Bei den kleineren Formen, wo
n a tü rlich Hand in H an d ’ m it der allgemeinen Vereinfachung des Nervensysternes auch eine Verminderung
der Ganglienzellen e in tritt, habe ich von solchen Unterschieden kaum noch etwas
bemerkt. Worin diese auffälligen Grössendifferenzen begründet liegen mögen, is t mir noch dunkel;
») Dasselbe findet und beschreibt auch MoNticelli bei den von ihm untersuchten Formen (Nachtr. Zusatz).
2) B l a n c h a r d , -Recherches sur l ’organisation des Vers. Ann. d. Sciences nat. Zool. I I I Sér. 8. 1847. p. 282.
Bibliotheca zoologica. Heft 16. , 2 0