
Ob die beiden gegeneinander ausgesandten Fortsätze, sich treffen werden, is t also eine Sache
des Z u f a l l s . In den meisten Fällen werden sie sich wohl nibht nahe genug kommen, um eine Verschmelzung
emgehen zu können. De r von der Opticusganglienzelle ausgeschickte Ausläufer verkümmert
dann; es wird aus der Zahl der kleineren Proximalfortsätze derselben Zelle wieder einer besonders
hervorragend entwickelt und gegen die innere Ganglienschicht hingetrieben, um die Vereinigung zu
— | ■ B «ft ¡ S g l des MissHngens derselbe Prozess sich wiederholt, lä sst sich nicht
feststellen, dodi durfte der Umstand, dass die Opticusganglienzelle ja n u r über eine bestimmte Menge
Material verfugt, und die E rn äh ru n g der Zelle wohl kaum E rs a tz fü r de ra rtig e grpsse Ausgaben
«» verschaffen im Stande sein d ü rf te , den Versuchen bald eine Grenze stecken. I s t es einer
p icusganghenzelle also nich t gelungen, sich mit einer inneren Ganglienzelle in Verbindung zu setzen
so h a t sie ih re erste Bestimmung verfehlt und fä llt der Auflösung anheim. Infolgedessen wird einerseits
der P la tz , den sie eingenommen h a tte , fü r eine aus der Zahl der Beserveelemente hereinriickende,
neue OpticusganghenzeUe frei, andrerseits vermehrt sie durch ih r M ate rial die Grundsubstanz der
M m Opticusganglienzellen werden dadurch etwas auseinandergerückt, un d es en tsteh t so aE-
mahhch wieder Baum fü r den Nachschub neuer Elemente in ih re Beihen.
. , C ^ n c e n der beiderseitigen feinen Ausläufer, sich zu treffen, sind ja nun sehr, gering, und
es . w ird häufig genug Vorkommen, dass OpticusganglienzeEen infolgedessen'in Zerfall ge ra then müssen
,a dieser F a ll w ird sogar die Begel, das Zustandekommen der Verbindung dagegen die Ausnahme
büden. Bedenkt man aber die im Verhältniss z u r Zahl der OpticuSgangEenzeEen immer bedeutende,
o geradezu gewaltige Anzahl der BeservegangHenzeEen, so kommt man leicht zu der Erkenntniss
dass bei den immer von Neuem, immer wieder durch frische Elemente unternommenen Versuchen’
jenen Zusammenhang z u s ta n d e zu bringen, doch von Z e it zu Zeit einer mit Erfolg gekrönt sein muss’
Die inneren GangUenzeEen scheinen sich an diesem Bestreben in weit geringerem Mafse activ
zu betheüigen. Sie schicken ih ren D istalfo rtsa tz eine Strecke weit gegen die OpticuSgangEenzeEen
hm und w a rten nun, ob ein Proximalfortsatz von jener S e ite 'h e r sich damit in Verbindung setzen
v n r i. Oeschieht dies innerhalb eines gewissen Zeitraumes nicht, so vcrfaEcn sie, ganz ebenso und
mit derselben Wirkung, der Auflösung und ih re SteEe wird aus der Zahl ih re r Beserveelemente neu
besetzt. Wie gross jen e r Zeitraum, von der Ausbildung des Distalausläufers, bis zum Beginn des
Z e rfalk , sein mag lasst sich auch nich t annähernd feststeEen. Es scheint aber, dass die inneren
GanghenzeEen, schon weil sie weniger Ausgaben haben, sich länger zu ha lten vermöchten, als die-
OpticuSgangEenzeEen. D a fü r sp rich t auch die Thatsache, dass ihnen stets viel weniger Eeservegang-
EenzeEen z u r Verfügung stehen, als diesen. -
1 V ( ■ B f l B O 61180 ( 9 Bezug au f d i-se b e id e nA r ten von GangEenzeEen und ih re gegenseitige
Verbindung ein Kampf ums Dasein geltend. N u r Elemente, welche u n te r günstigen Bedingungen -
als solche käme hier in e rs te r Linie die Lage in B e t r a c h t s existieren, können den e rstrebten Zusammenhang
hersteEen und damit eine SteEe in der nervösen Leitung erlangen, also ih re Bestimmung
er uUen, aüe ungünstiger s itu ie rten verfehlen ihren Zweck und gehen daher als selbstständige Elemente
zu Grunde, wobei sie aEerdings f ü r das Organ dann wieder in anderer Weise nützEche Ver-
w e rthung finden.
Wl8 jwelter unten 8 ® « ^ werden wird, tre te n Ei der Entwicklung von Z e it zu Zeit Perioden
verhaltmssmassiger Buhe ein. Dieselben sind zw ar keineswegs fü r aEe Netzhauttheile gleichzeitige,
doch kann es nicht ausbleiben, dass sich Rückwirkungen einer vorübergehenden Stockung in der Ausbildung
eines Theiles au f viele, oder alle übrigen geltend machen. E rle id et z. B. die Neubildung von
Körnerzellen eine vorübergehende Unterbrechung, so w ird bald auch eine Pause in der Ausbildung
von Reserveganglienzellen, sei es fü r die innere Ganglienschicht, oder fü r die Opticusganglienschicht,
sich bemerklich machen. Infolgedessen werden die Lücken in le tz te re r nicht so rasch, wie sonst,
wieder ausgefüllt werden können. Es gelangen weniger F o rtsä tz e von Opticusganglienzellen zur
Verbindung mit inneren Ganglienzellen u nd infolgedessen gehen wieder von diesen mehr Exemplare zu
Grunde, als sonst. Inzwischen h a t nun allerdings die Neubildung von Körnerzellen wieder in erhöhtem
Masse eingesetzt, aber der V o rra th genügt dem entstandenen Bediirfniss vorläufig noch nicht, und
innere Körnerzellen beginnen sich deshalb sofort zu Ganglienzellen zu entwickeln, ohne vorher, wie
dies sonst gewöhnlich der Fall, kugelige Ge sta lt angenommen zu haben. Es kommt eben d a ra u f an,
die vorhandenen Lücken möglichst rasch wieder auszufüllen, und in Ermangelung ganz fertigen, wird
dazu halbfertiges Material herbeigezogen. E r s t an der Stelle ih re r Wirksamkeit, nachdem sie meist
schon in Fu n k tio n getreten, erhalten diese Zellen dann ih re gewöhnliche Kugelgestalt. Es e rk lä rt
sich so das au f einzelnen Entwicklungsstufen in Erscheinung tre ten d e Vorkommen von rundlich-ovalen
Opticusganglienzellen, inneren Reserveganglienzellen und inneren Ganglienzellen.
Die im Obigen geschilderten Vorgänge sind indessen keineswegs auf die frühen Entwicklungsstadien
der R etin a beschränkt. Es bilden sich vielmehr immer wieder Körnerzellen zu Nervengang-
lienzellen aus, entweder innerhalb der Körnerschicht, oder erst, nachdem sie aus derselben heraus in
das Gebiet der Bindegewebsfaserschicht, resp., au f höheren Entwicklungsstufen, der Granulosa in te rn a
g e tre ten sind. Die Reservezellen reihen sich in die Lagen der entwickelten Ganglienzellen ein und
suchen dann, selbst zu solchen geworden, durch distale, resp. proximale F o rtsä tz e die erwähnte Verbindung
herzustellen, was ihnen, wie gezeigt wurde, gelingt — oder auch nicht.
In der Zeit, wo sich der Zusammenhang zwischen den beiden Ganglienzellenlagen zum ersten-
male h e rstellt, entwickelt sich auch der proximale Theil der Körnerschicht weiter. Seine äusserste
Zellenlage differenziert sich immer deutlicher zur S e h z e l l s c h i c h t , indem die proximalen Zellpole
weiter aus wachsen und allmählich kuppelförmige, dann Kegelgestalt gewinnen. Das ausgewachsene
Ende zeigt s te ts dichteres und dunkleres Protoplasma und setz t sich gegen die helle Zelle selbst oft
sehr deutlich ab. De r z u r Spitze ausgezogene, distale Zellpol beginnt einen kurzen Faden zu entwickeln,
der sich ein kleines Stück weit in die Tiefe der- Körnerschicht hinein erstreckt.
In der bisher geschilderten Entwicklung is t es also nunmehr zu r Differenzierung einer Körnerschicht
und einer Faserschicht gekommen. In e rs te re r h a t sich eine Sehzellschicht und innere Ganglienschicht,
in le tz te re r die Opticusganglienschicht und Opticusfaserschicht gebildet. Die Körnerzellen
erfahren nun eine gewaltige Vermehrung und infolgedessen nimmt die Mächtigkeit der Körnerschicht
sehr bedeutend zu. Die Umbildung von Körnerzellen in Ganglienzellen nimmt ebenfalls grössere
Dimensionen an* is t jedoch s tets au f die innere Hälfte der Schicht beschränkt. Die neugebildeten
Ganglienzellen nähern sich aber n ich t mehr sämmtlich, wie früher, der inneren Ganglienschicht, mit
der offenbaren Tendenz sich in diese einzureichen, sondern ein grösser Theil von ihnen v e rh a rrt je tz t
etwa in der Mitte der Körnerschicht. Die am weitesten entwickelten Ganglienzellen dieser Gegend
ordnen sich zu einer ziemlich regelmässig verlaufenden, einfachen Lage an, den ä u s s e r e n G a n g l i e n z
e l l e n , wodurch die Körnerschicht in zwei, zunächst ungefähr gleiche Hälften, eine i n n e r e und