zu dieser Gliederung kommt (Fig. 144, Taf. V I und 192, Taf. IX). D e r Centraltlieil bei der
Cercarie (Fig. 191, Taf. IX) h a t noch genau das gleiche Aussehen und den gleichen Bau, wie
der des Di st. leptostomimi; auch bei demjenigen des erwachsenen Thieres erkennen w ir leicht einen
unpaaren h in te ren Stamm und zwei vordere paarige Zipfel, die bis in den Kopfabschnitt hineinlaufen,
h ie r umkehren, und als flimmernde Theile wiederum bis in’s Hinterende zurnckziehen.
Der Gefässverlauf von h ie r ab bleibt zeitlebens genau wie der des Distomum leptostomum (Fig. 114
rechts). Unmittelbar vor der vorderen Umbiegungsstelle sehen w ir nun bei . dem reifen Thiere
aus den Schenkeln der S am m e l b l a s-e kleine, unregelmässige S e i t e n z a p f e n in das umgebende
Parenchym h inaustre ten; weiter nach hinten werden diese Seitenzapfen grösser, sie stehen sehr
regelmässig alte rn iren d rechts und links von den Blasenschenkeln rechtwinklig ab und rufen den
Eindruck pa ra lle ler Querverbindungen der beiden Schenkel der Endblase hervor (Fig. 192). In
W irklichkeit handelt es sich aber um k e i n e Querverbindungen, sondern n u r um b l i n d e n d i -
g e n d e S e i t e n z w e i g e d e r S am m e l b l a s e . Auch an dem unpaaren Theile der letzteren entstehen
solche Queräste, sie verästeln und verzweigen sich aber h ie r noch weiter, so reich, dass der
Eindruck eines förmlichen N e t z w e r k e s von Canälen hervorgerufen w ird (Fig. 114). V on letzterem
is t aber wiederum keine Bede, es sind n u r blinde, reich verzweigte Divertikel der Endblase, die
sich von dem Bücken aus (wo ja die Blase gelegen ist) dicht u n te r der Körperwand nach den Seiten
und in diesen nach dem Bauche herum bis zu dessen Mittellinie hinziehen, aber n u r dichotomische
Verästelung, keine Verbindung zu Maschen eingehen. Damit haben w ir jenen Zustand, au f den ich
bereits oben hinwies, wo der Sammelraum eine Gliederung und Ausbreitung im 'K ö rp e r erreicht,
dass e r dem Systeme der Gefässe, Capillaren und T r ic h te r kaum nachsteht. Querverbindungen der
beiden Schenkel der Samraelblase kommen bei Distonmm echinatum, tro tz der reichen Verzweigung
derselben, meinen Beobachtungen nach n i c .h t vor, wohl aber sind sie bei anderen Formen vorhanden.
F ü r uns von besonderem Interesse is t h ie r Distomum ooocauäatwn, bei dem, wie bei den
Apoblemaarten nach J u e l l) die im übrigen einfachen, schlauchförmigen Schenkel über den P h a ry n x
herüber in gegenseitige Verbindung tre te n ; das Verhalten des übrigen Gefässapparates is t dadurch
aber nicht im Geringsten a lte rirt, denn, wie sonst die rücklaufenden Gefässe aus einer
Umkehr der aufsteigenden Schenkel der Blase entstehen, so erscheinen sie h ie r als Seitenäste der
vereinigten Schenkel. Aehnlich werden die Dinge auch bei den anderen ° Formen mit so ver- . ■
schmolzener Endblase liegen.
Das eben geschilderte Verhalten des Distomum echinatum zeigt nun au f das deutlichste,
dass das zunächst im Körper sichtbare „Gefässnetz“ mit dem eigentlichen System d e r G e f ä s s e ,
d e r S a m m e l r ö h r e n , n i c h t d a s G e r i n g s t e zu th u n h a t, und dass es in Folge dessen auch
dem Capillametz der kleineren Formen n i c h t homolog ist. Schon sein aus Körnchen bestehender
In h a lt, der derjenige der Endbläse ist, müsste d a ra u f hinführen, dass w ir es in ihm mit einem
enorm entwickelten Sammelraume zu th u n haben, h i n t e r dem e rs t das System der Sammelrö
h ren mit den Capillaren und E n d tric h te rn folgt. Nun kennen w ir aber noch eine Anzahl
anderer Wurmformen, bei denen ein ähnlich weites „Gefässnetz“ bekannt is t: die Vermuthung
lieg t nahe, dass wir es auch in diesen Netzen n u r mit einer besonders reich entwickelten Endblase
zu th u n haben, und dass die au f dieselbe folgenden Sammelröhren und T rich te r (zum Theil)
J) JüEL, Beitr. z. Anat. etc. 1. c. p. 25. Neuerdings von Mo n t ic e l l i auch von anderen Formen (Di8t. fractum, ■
Bonnieri) beschrieben.
171 -
dann überhaupt noch n ich t bekannt sind. Betreffs des frü h er von mir beschriebenen Distomum
reticulatum ') is t dies sicher der Fall, denn es gelang mir schon damals, ausser dem Netzwerke
flimmernde Längseanäle äufzu finden, die in dasselbe mündeten ; -ich sprach da rau f hin dire c t die
Vermuthung aus, dass in jenem Netzwerke wohl n u r ein ausserordentlich d ifferen z irter. Central-
theil zu sehen sei. Ebenso is t es zweifellos; dass .bei dem V illot’sehen. Distonmm leptosomum,
einer Dchinostomumîorm aus Tringa variabilis *), es sich betreffs der „deux troncs longitudinaux
anastomosés avec des branches transversales“ sich n i c h t um Gefässe in unserem Sinne, d. h. um
S a m m e l r ö h r e n , sondern um T h e i l e d e r E n d b l a s e n s c h e n k e l , und deren Seitenäste
handelt (cf.; Fig. 192, Taf. IX). EinAfder interessantesten und bekanntesten hierher gehörigen
Formen is t nun noch der Leberegel mit seinem reich „netzförmig verzweigten“ Gefässsystem.
Eine eingehendere Zurückführung desselben au f die bei den übrigen Formen herrschenden Verhältnisse
is t meines Wissens bis je tz t nicht versucht worden. L euckart, der in seiner Beschreibung
des Wurmes auch diesem Organe seine Aufmerksamkeit widmet, sagt darüber zunächst8):
„ Distomum hepaticum is t ein ziemlich schwieriges Object und zur Entscheidung der F rag e nach
den Beziehungen des Gefässsystemes wenig geeignet.“ Im Uebrigen scheint aber L euckart, wie
aus der Beschreibung hervorgeht, n u r den centralen Stamm des Gefässnetzes fü r die Excretions-
blase zu halten, das übrige Gefässwerk aber dem System der Sammelröhren gleichzusetzen: „die
Gefässe selbst zeigen an Stelle der baumförmigen eine mehr re ticulä re Bildung“ (1. c. p. 211).
Ganz unzweideutig fasst B raun die herrschenden Anschauungen zusammen, in dem e r s a g t4) :
„die . . Capillaren, die vielleicht auch u n te r einander anastomosiren, vereinigen sich zu kleineren
Böhrchen und diese bilden nun durch ih re mannichfachen Anastomosen mit benachbarten Röhrchen
ein dichtes und oberflächlich gelegenes Netzwerk von Gefässen mit grösseren und kleineren
Maschen. Schliesslich führen dieselben nich t n u r in die beiden, beim Leberegel verhältnissmässig
kurzen Sammelröhren, sondern ih re grössere Mehrzahl mündet d ire c t-in den langgestreckten,
röhrenförmigen Sammelraum, der der Excretionsblase anderer Formen en tsp rich t“. Wenn ich
. ]) Beitr. z. Kenntn. d. Tremat. Zpitsclir. f. wissensch. Zool. XLI. 1885. p. 50 d* {3.-A. Nack einer an L eu c k a r t
gelangten Mittlieilnng von R. Wr ig h t , soll diese Form mit dem LEiDY'schen Clinostomiim gracile zusammenfallen. Allerdings
ist die Aehnlichkeit zwischen' beiden Formen sehr beträchtlich, doch lässt sich aus der dürftigen Beschreibung;
■welche R. Wr ig h t (Contributions to Américain Helmintliology No. I, Proceedings of the Canadian Institute, New Series
Toi. I, .1879, No. 1, p. 9) giebt, die absolute Identität beider Formen noch nicht feststellen. Ausserdem lebt Clinost.
gracile eingekapselt im Hecht und in barschartigen Fischen, während Bist, reticulatum in Welsen gefunden wurde. Immerhin
kann dieses aber bis auf weiteres mit der LEiDY’schen Art vereinigt werden, und das um so eher, weil unter dem
Namen Dist. reticulatum von R. Wr ig h t (loc. supra cit: p. 7) eine andere Art aus der Lunge von Ceryle alcyon beschriebenworden
ist. S p ä t e r e r Z u s a t z : Mo n t ic e l l i (1. c.- p. 156) sieht sich ve r a n la sst, den Namen reticulatum in
(lictyotus umzuwandeln „in omaggio alle leggi della nomenclatura zoologica“, da nicht innerhalb eines und desselben Genus
zwei Species denselben Namen führen dürfen. Soweit wäre ich mit der Namensänderung durchaus einverstanden; da aber
Mo n t ic e l l i unsern Wurm in ein a n d e r e s Ge n u s (Mesogonimus) stellt, so sollte gerade für ihn doch wohl nicht der
mindeste Grund zu einer solchen Umtaufa vorliegen, und um so weniger noch,' als er, wenn ich ihn richtig verstehe,
„am m e tte con il L e u c k a r t l'identità del Clinostomum gracile L e id y col D. reticulatum LOOSS“ (1. c. p. 155).
a) ViLLOT, Organisation et développement de quelques espèces de Trématodes endoparasites marins. Ann. d. Se.
natur. Yle Sér. Zool. To V ili. 1879. p. 26 d. S.-A. Nachträglicher Zusatz: Auch bei einer nicht einmal Millimetergrösse
erreichenden Echinostomumiovm, die in Egypten im Darme von Milvus parasitions lebt, zeigt das Gefässsystem denselben
Bautypus; nur ist die ursprüngliche Blasenform hier wegen der geringen Entwickelung, der Seitenzweige viel klarer
zu erkennen.
3) Leuckart, Paras, d. M. II. p. 35.
*) Braun, Bronn’s CI. u. 0; 1. c. p. 650.