in allen den aufgezählten Fällen durch die Umgestaltung der Blase n ich t im geringsten verändert,
der ganze Bau lä ss t ohne Schwierigkeit den gemeinsamen Ty p u s erkennen ‘).
Bei den beiden oben zuletzt genannten W u r informell kann man w e ite r auch den bemerkens-
werthen Umstand erkennen, dass die Weiterentwickelung und Ausbildung des .Exeretionsgefäss-
systemes, die wohl sicher auch au f einer erhöhten Leistung beruht, nicht etwa an die Körper-
grosse der Thiere gebunden ist. Distomum ascidia sowohl, wie Dist. ascidioides sind Zwergformen,
die im erwachsenen Zustande nicht einmal Millimeterlänge erreichen. Maasgebender, als
die Körpergrösse, scheint ih r A u fen th a lt in Warmblütern zu sein; soweit ich gegenwärtig übersehen
kann, gehören die Formen mit s ta rk entwickeltem Gefässsystem vorzugsweise den le tzteren
an, — allerdings giebt es auch Ausnahmen, wie z. B. Dist. lanceolatum, Jietet'ophyes u. a., deren
Excretionsapparat ziemlich einfach gebaut ist.
Aber nicht n u r der Sammelraum des Gefässsystems b re ite t sich aus, auch die Gefässe selbst
erfahren Weiterbildungen, theilweise augenscheinlich bedingt durch die Weiterausdehnung der
Endblase, theilweise ohne nachweisbare äussere Ursachen. Wenn w ir den Verlauf der H au p tgefässe
bei Distomum cygnoides in ’s Auge fassen (Fig. 125, Taf. VI), dann sehen w ir dieselben,
aus detii Ende der einfachen, aber sehr langen Endblase austretend, nach vorn bis gegen den
Mundsaugnapf hinziehen, dann umbiegen, zurückgehen, und vor dem Bauchsaugnapfe plötzlich
sich theilen. Sie theilen sich in zwei Aeste, von denen der eine nach vorn, der andere nach
hinten läu ft, genau wie bei den obengenannten kleineren Wurmformen. Distomum cygnoides u n te rscheidet
sich von diesen n u r dadurch, dass bei ihm die Gefässstrecke: Endblase-, Gabelungsstelle
so lang geworden ist, dass sie in gerader Ausdehnung im Körper nich t mehr P la tz fand, und
demnach vorn zurückbiegen musste (Fig. 125 rechts, Taf. VI). Eine weitere E ig en tüm lich k e it,
die zunächst, allerdings kaum in die Augen fällt, und die e rs t durch den Vergleich mit anderen
Wurmformen ih re Bedeutung erhält, is t die, dass das erste, direct au f die Theilung folgende
Nebengefäss des vorderen Hauptgefässes etwas grösser wird, als seine Genossen, vor allem aber
einen besonderen Verlauf einschlägt. Es begiebt sieh, wie bei der speciellen Beschreibung des
Wurmes im ersten Theile (pag. 60) bereits 'betont wurde, n ich t nach oben und in den Körper
herein, wie diese, sondern v e rläu ft dem hinte ren Hauptgefässaste pa ra lle l n a c h h i n t e n . .
U n te r den Fisch- und Froschdistomen finden sich nun lejder keine Formen mit noch weiter
gehender Complication des A p p a ra tes, ausgenommen vielleicht das interessante Distomum ovo-
caudatimi, welches ich aber zu meinem Bedauern n ich t in einem fü r unsere Zwecke geeigneten
Zustande e rhalten konnte. Von grossem Interesse und höchst lehrreich sind aber w e ite r die Verhältnisse,
welche die zwei Warmblüterformen, die ich schon gelegentlich h ie r und da zum Vergleiche,
herbeizog, Distomum leptostomum des Igels und Distomum echinatum der E nten und Gänse, d a rbieten;
sie sind so bezeichnend, dass ich nich t d a rau f verzichten kann, sie h ie r mit aufzunehmen,
obgleich sie streng genommen nich t zu unserem speciellen Gegenstände gehören. Ziemlich direct
J) Mo n t ic e l l i (1. c. pag. 60 f.) unterscheidet an dem Excretiohsgefässsystem „dne tipi principali“, bei denen
aber augenscheinlich nur die Endblase, nicht das ganze Gefässsystem, berücksichtigt ist. „II p r imo t i p o 6 costituito
da una vescicola caudale semplice, o bifida, dalla quäle partono d ue tronchi principali longitudinali, che si dirigono
anteriormente . . . i due tronchi principali possono in altri casi originai’si come un nnico. tronco dalla v e s c ic o la caudale
semplice e poi, dopo un certo tratto, dividersi. . . . II s e c o n d o tipo c il seguente: al corto tratto impari terminale
segue una vescicola caudale piccola, semplice, spesso poco apparente, la quäle si continua in un piii, o meno, lungo dotto
impari, che si divide in due b ran ch e e piglia la forma di un Y “ . Ich muss gestehen, dass mir ans dieser Beschreibung
der w irk lich e Unterschied der „tipi principali“ nicht recht klar wird.
an Distomum cygnoides schliesst sich Dist. leptostomum an (Fig. 113, Taf. VI). Der Sammelraum
th e ilt sich schon ganz kurz h in te r dem Excretionsporus in zwei Schenkel, die in fa st gefäss-
a rtig e r Dünne bis vorn in die Höhe des P h a ry n x verlaufen, in histologischer Hinsicht aber die
A ttrib u te des Sammelraumes, Epithel und Muskulatur, tragen. Sie kehren im Vorderende um
und laufen nach hinten zurück, ebenfalls noch in ziemlich gestrecktem Verlaufe und wiederum
bis nahe in das Hinterende des Thieres. K u rz vor demselben aber erfolgt eine Theilung, und
zwar eine Theilung, in welcher w ir bei genauerer P rü fu n g ein vollständiges Ebenbild zu der
uns bereits bekannten finden werden. Dass diese Uebereinstimmung nicht sofort in die Augen
fällt, liegt n u r an den besonderen Lageverhältnissen der Theilungsstelle. Dieselbe liegt im H in te rende:
es bleibt damit fü r den sonst nach hinten laufenden Gefässast h ie r n u r wenig Daum, weshalb
w ir ih n k u rz e r Hand im Hinterende umbiegen und wieder nach vorne verlaufen sehen. Der
andere Gabelast verlief nach der Theilung h a ch .v o rn ; fü r diesen is t h ie r freie r Daum und er
b ehält denn auch seinen früheren Verlauf bei. Schliesslich sehen wir h ie r aber n o c h ein stärkeres
Gefäss auftreten, welches sich als das je tz t sehr s ta rk entwickelte, e r s t e N e b e n g e f ä s s des
vorderen Hauptgefässes e ntpuppt, dasselbe, welches schon bei Distomum' cygnoides, wie oben
re c ap itu lirt, ein etwas abweichendes Verhalten zeigte. Dieses ursprüngliche Nebengefäss is t bei
Distomum leptostomum s tä rk e r entwickelt und h a t die Dimensionen eines Hauptgefässes angenommen;
es lä u ft dem le tz teren parallel, biegt also auch nach vorne um und wir erhalten damit
die a u f den ersten Blick frappirende Vie rtheilung der Gefässe, wie sie in der linken Hälfte der
F ig u r 113, Taf. VI, und ausserdem in Fig. 50, Taf. I I I sichtbar ist.
Das Gefässsystem unseres Wurmes zeigt aber noch eine weitere E ig en tüm lic h k e it, die
m it der excessiven Verlängerung der Gefässbahnen in ziemlich leicht ersichtlichem Zusammenhänge
s teh t: die gesammte rücklaufende Gefässstrecke von dem Schlundkopfe an bis zu r Gabelung
im Hinterende is t mit krä ftig en F l imme r a p p a r a t e n ausgestattet, die einen Strom von hinten
nach vorn, d. h. döm Ausgange zu, erzeugen. Man h a t fü r diese Wimperorgane den Ausdruck
„Flimmerläppchen“ gebraucht; in der T h a t is t dieser ganz bezeichnend, denn es sind isolirte,
lebhaft schwingende Häutchen, die e rs t bei dem Duhigwerden ih re Zusammensetzung aus einzelnen
H a a r e n erkennen lassen; nach dem Bilde, welches sie dann bieten, könnte man sie wohl auch
als „Flimmerkämme“ bezeichnen. Sie liegen in regelmässigen In te rv a llen hintereinander und
sind P r o d u c t e v o n f l a c h e n Z e l l e n , welche d ie ;W and des Gefässes bilden. W ir müssen
diesen ganzen Abschnitt demnach der Sammelblase zurechnen und ich ha lte ihn in der T h a t fü r
einen besonders differencirten Theil derselben, der infolge einer Arbeitstheilung entstanden is t
und die bei der re la tiv enormen Länge und geringen Weite der Gefässe erschwerte Circulation,
d. h. die W irk u n g der Flimmertrichter, zu unte rstü tz en ha t.
Zwischen dem Distomum leptostomum und dem D. cygnoides in der Mitte steh t dem Baue
seines Gefässapparates nach das frü h er von mir bßschriebene Amphistomum subclavatum, bei dem
w ir bis zum Kopfe reichende Schenkel der Endblase, und eine ungefähr in der Mitte des Leibes
gelegene Gefässgabelung antreffen. Auch h ie r re su ltiren aus der Gabelung nicht zwei, sondern
drei Gefässe, davon eines das schon bei Dist. cygnoides angelegte und zu einer s tärkeren Ausbildung
sich aufschwingende ursprüngliche Nebengefäss.
Sehen w ir uns nun endlich noch das Distomum echinatum an, dann unterscheidet sich dies
von dem D. leptostomum n u r dadurch, dass bei ihm die Excretionsendblase eine excessiv reiche
Verästelung e rfä h rt; sie is t freundlich genug, uns zugleich den W eg zu zeigen, auf welchem sie
Bibliotheca zoologica. Heft 18. ^