noch eine Lage von Längsmuskelfasern aufgefunden ha t. Die Ringmuskulatur ist, wie schon
erwähnt, sehr verschieden s ta rk und vor allem fä llt hierbei die Dicke mancher Fasern, sowie
die ungleichmässige Dicke der einzelnen, benachbarten F a sern au f (z. B. Distomum cylindraceum
F ig . 151, Taf. VH). Man k ann an ihnen nich t selten auch eine gabelige Spaltung, ja sogar
Anastomosenbildung constatiren, leichter als das bei den dünnen und viel regelmässiger gelagerten
Fa sern anderer rö h rig e r Organe der F a ll ist. An der (meist runden) Mündung des Canales habe
ich, .soweit dies auf T o talp räp a ra ten möglich ist, nichts von einer etwaigen, besonderen Vers
tärk u n g der Muskulatur wahrnehmen können; ich ha lte die Existenz einer solchen schon um
deswillen nicht fü r sehr wahrscheinlich, weil man an der Oeffnung, im Gegensätze zu der Genitalöffnung,
kaum irgend welche willkürliche Ge sta lt Veränderungen beobachtet, und weil dieselbe von
mir auch s tets offen und theilweise sogar etwas e rw e ite rt gefunden wurde. Die yon vielen
anderen A utoren in der Umgebung des L aurer’sehen Canales beschriebene Anhäufung von Zellkernen
is t auch bei den von mir untersuchten Formen allenthalben vorhanden.
Das i n n e r e E n d e des LAURER’schen Canales s te h t meinen Beobachtungen nach s t e t s
u n d a u s n a h m s l o s in Verbindung mit dem K e im l e i t e r und zw ar z w i s c h e n der Einmündung
des Dotterganges und dem Befruchtungsraume, resp. dem Keimstocke. Die Verhältnisse stimmen
danach bei den 15 h ie r in Rede stehenden Wurm a rte n (und noch einer Reihe anderer) überein
m it denen, welche gefunden wurden von L e u c k a r t bei Dist. lanceolatum ’), B lum b e rg bei jimphi-
stomum conicum2), (Amph. subclavatum v e rh ä lt sich genau so), B ü t s c h l i bei Dist. endolobum'6),
H e c k e r t bei Dist. macrostomum4) , Z i e g l e r bei Gasterostomum fimbriatum5) und N o a c k . bei Dist.
clavigerum6). In anderen Fällen stossen L a u r e r ’scher Canal und Do tte rg an g ungefähr g l e i c h z
e i t i g a u f d en Keimgang, wie bei Dist. hepaticum, spathulatum und pulmondle nach L e u c k a r t . Endlich
lässt, abgesehen von einigen älteren, ähnlichen Angaben von S t ie d a etc., neuerdings v. L in s to w
bei Distomum cylindraceum7) den LAURER’schen Canal von dem D o tte rre serv o ir aus entspringen.
Diese Angabe ist, wie ich bestimmt versichern kann, u n rich tig ; Dist. cylindraceum v e rh ä lt sich,
genau wie die anderen, von mir untersuchten Formen und h a t einen von dem Dottergange völlig
g e tren n ten LAURER’schen Canal (cf. Fig. 148, Taf. VII).
In einer nich t unbeträchtlichen Anzahl vön Fällen tr ä g t nun der L aurer’sehe Canal einen
blasenartigen Anhang von verschiedener G e sta lt und Grösse, das R e c e p t a c u l u m s emi n i s ,
die Samen t a s c h e , frü h e r auch als Vesicula seminalis exterior, a n te rio r oder superior bezeichnet.
Bei einigen Formen feh lt diese Samentasche noch gänzlich und der L aurer’sehe Canal is t völlig
g la tt und in seinem Verlaufe auch durchschnittlich überall gleich w e it (z. B. Dist. tereticolle,
cygnoides, foliim; ganz ähnlich ve rha lten sich auch Amphistomum subclavatum und conicum, Gasterostomum
fimbriatum, Distomum hepaticum, pulmonale, cylindraceum etc.). Bei anderen dagegen zeigt er
selbst sich in seinem Basaltheile mehr oder minder blasenartig aufgetrieben und zu einem Reservoir
>) Leuckart, Paras, d. M. 1. ç. p. 373 f.
2) Bl u m b e r g , TJeb. d. Bau d. Amphist. conicum. Dissertât. Dorpat 1871.
8) Bütschli, Beobachtungen üb. einige Paras. 1. c. p. 235.
*) H e c k e r t, 1. c. p. 38.
5) Zie g l e r , 1. c. p. 24. S.-A. B r a u n giebt (1. c. p. 718) irrtümlicherweise an, dass Zie g l e r den LAURER’schen
Canal bei Gasterost. fimbriatum in den unpaaren, kurzen Dottergang einmünden lasse:
®). N o a c k , 1. c. p. 43.
7) v. L in s t o w , Heber d. Bau etc. Arch. f. mikr. Anat. 1. c. p. 183.
entwickelt, das dann, wie es scheint, die Stelle und Function eines Receptaculums v e r tr itt. So
is t es bei Opisthostrema nach F ischer, so is t es, eigenen Beobachtungen nach, bei D is t ovocaudatum.
Nach alle dem, was ich davon gesehen habe, muss ich jedoch bezweifeln, dass w ir es h ie r mit
einer c o n s t a n t auftretenden Bildung zu th u n haben, wenigstens is t es so bei dem- letztgenannten
Wurme, wo die Auftreibung einmal da ist, das anderemal feh lt; auch Creutzburg e rwähnt von
ih r n i c h t s 1). Braun h ä l t 2) die von Ziegler (1. c.) beschriebene Auftreibung des Ke im ganges
bei Gasterostomum fimbriatum fü r einen E rsa tz der Auftreibung des Laurer’sehen Canales; aus
dem w e ite r oben Gesagten w ird sich aber ergeben, dass dieselbe nich t dieser entspricht, wohl
aber der von uns als Befruchtungsraum bezeichnete Abschnitt ist.
In der, wie es scheint, grösseren Mehrzahl der Fälle finden w ir jedoch an dem LAURER’schen
Canal jenes Receptaculum a n h ä n g e n ; manchmal so dicht an dessen Verbindnngsstelle mit dem
Keimgan^e, dass es füglich ebenso g u t diesem zugerechnet werden könnte,, bei anderen Formen
aber deutlich und zweifellos als Appendix des LAURER’schen Canales kenntlich. W ir werden
sp äte r noch genauer sehen, dass es diesem le tz teren auch entwickelungsgeschichtlich zugehört,
indem es sich aus einer Ausstülpung seiner Wand, hervorbildet. Damit erledigt sich wohl auch
die Auslegung der von mir frü h er über die Lage des Receptaculums gemachten An g ab e3)
durch v. Linstow, der dasselbe dem Keimgange und nicht dem Laurer’sehen Canale zugerechnet
wissen w ill4). Die Grösse des Receptaculum seminis is t eine re c h t verschiedene. Am kleinsten
habe ich es gefunden bei Distomum perlatum (Fig. 85, Taf. IV), wo es schon in der reifen Cercarie
als ein kleiner, blinder Anhang des LAURER’schen Canales unmittelbar an seinem,,Ursprünge e rkennbar
ist. Es entwickelt sich n ich t weiter und w ird nach dem, was ich beobachtet habe,
überhaupt nicht benutzt. Wahrscheinlich würde ich es beim erwachsenen Thiere überhaupt nicht
e rk an n t haben, wenn ich nicht bei ganz jungen, kaum e rs t übertragenen Exemplaren des Wurmes,
die leichter a n a ly sirb a r sind, -auf sein Vorhandensein 'aufmerksam geworden wäre; es is t im Ver-
hältniss re c h t schwer, es bei den erwachsenen zu constatiren. Nicht viel anders v e rh ä lt es sich
mit der Samentasche des Distomum endolobum (Fig. 159, Taf. VIII).- Bei den meisten Individuen,
und zwar geschlechtlich wohlentwickelten, zeigt es sich in Gesta lt eines kleinen, kaum mehr wie
0,07 mm lang und 0,03 mm b re it werdenden Beutelchens, welches der B asis des LAURER’schen Canales
anhängt. Was seine Füllung anlangt, so h a b e ich es wohl am öftersten völlig leer, oft auch mit
einer geringen Menge Spermatozoen, und n u r einige, wenige Male s tä rk e r gefüllt angetroffen.
D a es Bütschli in seiner Darstellung der Genitalorgane des W u rm e s5) überhaupt nicht erwähnt,
so d ü rfte es auch bei seinen Exemplaren nich t s ta rk spermahaltig gewesen sein; andererseits
wäre es ihm wohl gewiss aufgefallen.
Eine in den einzelnen Fällen nich t ganz gleichmässige, im allgemeinen aber re ch t ansehn-
*) Cr e u t z b u r g , 1. c. p. 32.
2) B r a u n , Bronn’s' 01. u. 0. p. 713.
8) Beitr. z. Kennt», d. Tremat. Zeitschr. f. wiss. Zool. 41. 1885. p. 416.
<) y . L in s t o w , Ueber d. Bau u. d. Entw. etc. Arch. f. mikr. Anat. 1. c. p. 183. Nacht r . Zus a t z : Auch
Mo n t ic e l l i erklärt es in seiner neuesten Arbeit für ein Derivat des K e i m g a n g e s : „questo ricettacolo seminale
interno 6 da considerarsi come uno slargamento o dipendenza del primo tra tto del tubo d’escrezione femminile, ovidotto
interno, del quäle ha l’identica struttura . . .“ (1. c.: p. 106). Die späteren Ausführungen im entwickelungsgeschichtlichen
Theile dieser Arbeit werden zeigen, dass — für die Fisch- und Froschdistomen wenigstens — diese Auffassung unhaltbar ist.
6) BÜTSCHLI, 1. c. p. 234 f.