
Jü n g ere Formen ie s Distomum cygnoides "habe ich in d e rZ e it, wo ick siei tesonders h ä tte
braueken können, n u r in verhältnissmässig ge ringe r Anzahl angetroffen; indessen w a r d a ru n te r
dock wenigstens eines, bei welchem die Hoden, wie .bei d e r Gerearie, noch in d e r Zweizahl vorhanden
waren (Fig. 24, Taf. I). Allerdings h a tte n sie-sich auch h ie r schon ziemlich lang ge-
s tre ck t und wiesen in einer Anzahl querer, ringförmiger Einkerbungen die Anfangsstadien der
sp äte r eintretenden F ragm en tiru n g in mehrere, h in te r einander liegende P a rtie e n auf, Auch die
übrigen Keimdrüsen, Keimstock und Dotterstöcke waren bereits d eutlich erkennbar, die D o tte rstöcke
allerdings e rs t in Ge sta lt einfach kugeliger Drüsen, in welcher Form sie b e i Distomum
fölium zeitlebens e rh a lten bMben (Fig. ISO,, Taf. T f l Schon v o r ih re r Theilung in die einzelnen
Abschnitte beginnen die Hoden ih re T h ä tig k e it; die gebildeten Spermatozoen begeben s ich ' sofort
au f die Wanderung nach vorn, wo sie in der Samenblase sich ansammeln. Von h ie r aus -treten
sie dann, e rs t einzeln,- sp äte r in immer wachsenden Q u an titä ten in die weiblichen LeitungswegA
über, wo man sie allmählich immer zahlreicher und allmählich auch immer w e ite r nach hinten
zu antrifft. Kurze Z e it nach der Bildung der ersten Spermatozoen beginnen auch die weiblichen
Keimdrüsen ih re productive Thätigkeit, besonders Schalendrüse und Dotterstöcke. Kügelchen
und Schollen der Sehalenmässe, Dotterzellen und Trümmer von solchen, schliesslich auch Keimzellen,
wandern im Uterus nach vorn, den eindringenden. Spermatozoen entgegen. E r s t zu r Zeit
des Eintreffens der ersten Samenfäden an der E ibildungsstätte beginnt dann die Bildung reg e lre
c h te r Eier, die sich den obengenannten Producten heimischem,, aber allmählich immer mehr an
Zahl überhand nehmen. D e r U te ru s en tb eh rt zunächst noch seiner zahlreichen SeitÄschlingen,
sondern v e rläu ft n u r leicht gekrümmt, wie oben geschildert. • Koch im späten A lte r, wenn die
Thiere mit Eiern e rfü llt sind, sieht man gelegentlich h ie r und da zwischen dielen letzteren
grössere Gesellschaften von Spermatozoen a u f der Wanderung nach hin ten und innen'begriffen.
8. Distomum cylindraceum ZEDER.
L i t t e r a t u r :
Swammerdam, Bibel der N a tu r. (Deutsche Uebersetzung.) 1752. p: 317.
Fascidkb subclavata ex p. P a l l a s , Dissertatio de infestis viventibus in tr a viventia. Lugd,
Batav. 1760. p. 29.
Flmaria cylindrica G o ez e , Versuch einer Naturgesch. etc. 1.787. p. 174. Anm.
Distoma cylindraceum Z eb e r , N a ch trag e tc . p. .188. Taf. IV, Fig. 4 ___6.
Fasdola cylmdracea ßnnSLpm, Wiebemaun’s A rchiv f. Z o o l. u. Z o o t . in. 1 8 0 2 . p. 83.
Distoma cylindraceum Hubolphi, Entoz.. hist, na t. H. p i 393. Entoz. Synops. p. 106.
ii n Du ja rdin, Hist. na t. d. Helm. p. 395.
Brachylaemus cylindracms B la n ch a rd , Annales des Sc.. n a t. H ie Sör. Zoolog. To. VTTT
1847. p . 295.
Distomum cyUndraceim D ie s in o , S y s t. Helm. p. 3 6 8 .
Distoma cylindraceum P a s e n s te c h e r , Trematodenl. u. Tremat. p. 4 3 . Taf. V, Fig. 3 u. 4.
‘ n n ' O ls s ö n , B id rag etc., p. 14.
Distomum cylindraceum v . L in s tow , Arch. f. mikr. Anat. 3 6 . 1 8 9 0 . p. 1 7 3 , Taf. V U u. V E X
Distomum cylindraceum dürfte neben dem Distomum hepaticum einer der ältesten bekannten
Trematoden sein, da ihn bereits Swammerdam vor .über 150 J a h ren zweifellos beobachtete (die
erste Ausgabe der Biblia n a tu ra e erschien 1737). In der Folgezeit wurde e r mannichfach wieder
aufgefunden (Pallas, G-oeze), aber immer mit ähnlichen Formen zusammen geworfen, da man
augenscheinlich damals noch keine Ahnung von dem Artenreichthum dieser Classe von P a ra siten
h a tte , während die Band- und Spulwürmer im Gegensatz zu ihnen in derselben Zeit schon weit
besser bekannt waren. E r s t Zeder bestimmte die A r t genauer, doch kamen auch in Zukunft
noch Verwechslungen, namentlich mit dem an dem gleichen Wohnorte, aber bei dem W asserfrosche
lebenden Distomum variegatum vor, das auch im übrigen eine gewisse Aehnlichkeit mit
dem Distomum cylindraceum ha t. So veröffentlicht Mayer (cf. die L i tte r a tu r angäben bei der folgenden
A rt) Beobachtungen über ein angebliches Distomum cylindracewn, das aber nichts anderes
als variegatum ist. J a , Pachinger k en n t im J a h r e 1888 den Unterschied zwischen den beiden
Wurmformen noch nicht, denn die Abbildung und auch die Beschreibung, die er von Distomum
„cylindraceum“ giebt, lä ss t in A n b e tra ch t der Lage der Genitalöffnung, des Grössen Verhältnisses
der Saugnäpfe und noch einer Anzahl specifischer in n e re r Merkmale nichts anderes als das
Distomum variegatum erkennen.
Ic h habe das Distomum cylindraceum n u r in der Lunge des braunen Frosches, JRana
temporaria gefunden, niemals bei der grünen JRana esculenta, und kann damit -durchaus die Angaben
Dujardin’s bestätigen. Ausserdem finden sich in der L i tte r a tu r aber weitere über ein
Vorkommen des Wurmes auch bei der letztgenannten F ro s c h a rt (besonders Zeder), die indessen
wohl au f Verwechselungen entweder der Frösche oder der W ürme r zurückzuführen sind.
F e rn e r wurde der P a ra s it gelegentlich auch in den Lungen des Laubfrosches, Hyla arborea
beobachtet. Im Gegensatz zu der Mehrzahl der frü h eren Autoren (Zeder, Rudolphi, Blanchard,
P agenstecher, Olsson, v. Linstow), welche den Wurm als sehr häufig und gemein bezeichnen,
muss ich gestehen, dass ich ihm diese Eigenschaften durchaus nicht nachsagen kann. In einer
grossen Menge von Landfröschen aus der näheren Umgegend von Leipzig is t mir das Thier
innerhalb von 12 J ah ren n u r ein einziges Mal zu Gesicht gekommen, und auch da w a r es nicht
einmal ganz sicher, ob der Frosch wirklich in der Nähe gefangen war. Häufiger (zu 17°/o) fand
ich unseren P a ra s ite n in Fröschen aus der Umgebung von Chemnitz, woher ich dann in der
Folge auch das weitere .Untersuchungsmaterial bezog. Die höchste Zahl von Würmern, die ich
in einer Lunge beisammen tra f, belief sich au f 11 erwachsene Exemplare (17 in demselben Frosche);
v. Linstow giebt sogar 12 Exemplare, P agenstecher ebenfalls 11 als Maximalzahl fü r eine Lunge,
Olsson 7 fü r den ganzen F ro sch an. Die weitere Angabe v. Linstow’s, dass das Ä lte r der
W ürmer m it dem der Frösche in einer gewissen Wechselbeziehung stehe, kann ich, nach dem,
was ich gesehen habe, nicht bestätigen. Wohl tr if f t man, wenn viele Würmer gleichzeitig zugegen
sind, einen grösseren oder geringeren Theil von ihnen a u f augenscheinlich derselben A lte rs s
tu fe stehend; aber daneben finden sich auch jüngere, und, im ersten F rü h jah re wenigstens, auch
ganz junge Exemplare von kaum einem halben Millimeter Grösse. Auch hier is t es allerdings
auffällig, dass man vielfach n u r ganz junge, oder n u r mittelalte, oder von beiden je eine Anzahl,
ohne Mittelformen vorfindet, was immerhin fü r eine raten- oder schubweise Infection der
Frösche mit den Pa ra s iten s p ric h t; aber eine Beschränkung der jüngeren Würmer n u r au f jüngere
Frösche muss ich bestimmt in Abrede stellen. Meine E rfahrungen sprechen positiv dafür, dass
in jedem J a h re , und zwar hauptsächlich gegen den H erbst hin, Neuinfectionen stattfinden.
Bibliotheca zoologica. Heft 16. - 9