von einer losen Gewebsmasse umgeben, die zuweilen „gelbe fettige Substanz enthielt“. Diese Substanz
bildete einmal einen runden Fleck, der durch die H au t durchschimmerte, und glaubt W ym a n , dass
frühere TJntersucher (so z. B. de Kay) dieses Gebilde für ein Auge angesehen haben könnten. Iris und
Pupille sollen ganz fehlen. Von dem linsenförmigen Körper, den W ym a n 3) in früheren Berichten an
die Boston Society of Natural History, Vol. IV. 1851/54 und Vol. V. 1854/56, als „ lenticular shaped
body“ bezeichnet hatte, sagt er in einer späteren Mittheilung: „this body ist truly a lens“ und zwar:
„the rudimentary lens of the eye of this fish“.
P u tn am 4), dessen Veröffentlichungen über Typhlichthys sich grossentheils auf Notizen und Zeichnungen
W ym a n ’s gründen, wiederholt in der Hauptsache dessen obige Angaben. E r erklärt die pig-
mentirte Schicht als Repräsentantin einer Chorioidea, die farblosen kernhaltigen Zellen als Retina. Ob
man die am vorderen Augenpol sehr verstärkte Pigmentlage als Iris auffassen darf, lässt er dahingestellt.
Ringsum setzen sich Muskelbänder an den Bulbus a n ; doch sollen dieselben ganz anderer Natur sein,
als die Augenmuskeln der übrigen Vertebraten. Trotzdem glaubt P u tn am aus der Thatsa.che ihres Vorhandenseins
au f eine ursprüngliche Beweglichkeit des Bulbus schliessen zu dürfen.
Meine eigenen Beobachtungen haben mich zu folgenden Resultaten geführt.
Zur Untersuchung standen mir zwei Exemplare von Typhlichthys subterraneus, die ich der Güte
des He rrn Professor Dr. M a rk von der Harward University verdanke, zur Verfügung. Die Thiere be-
sassen eine Länge von 38, resp. 36 mm, hatten also, soweit sich dies nach der Körpergrösse bestimmen
lässt, annähernd dasselbe Alter und damit im Allgemeinen wohl auch denselben Grad der Ausbildung
erreicht.
Aeusserlich war bei beiden Exemplaren von einem Auge keine Spur erkennbar.
Vor Vergleichung der Ergebnisse mikroskopischer Untersuchung halte ich es für nothwendig, zu
betonen, dass sich alle im Folgenden gemachten Zahlenangaben lediglich auf die Verhältnisse der beiden
von mir untersuchten Exemplare beziehen; bei höher entwickelten, oder bei weniger ausgebildeten Thieren
mögen sich unter Umständen ganz andere Zahlen ergeben.
Der Bulbus h a t nahezu kugelige Gestalt (Taf. V III, Fig. 76, 77) mit einem Durchmesser von
etwa 0,04 mm. Das Verhältniss der Länge der Augenaxe zur Körperlänge stellt sich somit au f ca. 1 : 900,
Das Thier, welches W y m a n -P u tn am hauptsächlich ihre r Untersuchung zu Grunde gelegt
haben, besass eine Länge von 4 engl. Zoll, also 101,6 mm; die Längenaxe des Bulbus maass engl. Zoll,
also 1,587 mm, es verhielt sich demnach die Länge der Augenaxe zu der des ganzen Thieres wie 1 : 64.
Der grosse Unterschied zwischen W ym a n ’s Messung und der meinigen mag sich, freilich n u r zum
Theil, daraus erklären, dass W y m a n -P u tn am bestimmte Gewebsschichten als zum Auge gehörig betrachten,
die nach meiner Ansicht, wie unten gezeigt werden soll, keinen Bestandtheil des Organs aüs-
machen und deshalb natürlich von mir auch nicht mitgemessen worden sind.
Die Orbita stellt eine äusserst flache Grube dar, die dem Auge n u r ganz unvollkommen Schutz
zu gewähren vermag. Der den Teleostiern eigenthümliche, durch H a u t Verknöcherungen gebildete
Orbitalring fehlt vollständig. An seiner Stelle besitzt das Auge von Typhlichthys einen knorpelig-bindegewebigen
Schutzring, oder besser gesagt eine Schutzkapsel, nahezu von der Gestalt einer hohlen Halbkugel,
welche dem Bulbus dorsal und lateral aufgesetzt erscheint. Diese Schutzvorrichtung setzt sich
zusammen aus einzelnen Knorpelplatten, die eine durchschnittliche Dicke von 0,02 mm aufweisen. Sie
stehen nicht iii unmittelbarem Connex mit einander, sondern lassen, zwischen sich oft verhältnissmässig
weite Lücken, die mit starken dichten Bindegewebszügen äusgefüllt sind. Dieses Bindegewebe bildet
eine unmittelbare Fortsetzung der dünnen Bindegewebslagen, welche die Knorpelplatten überkleiden, und
stellt das Mittel dar, durch welches die getrennten Knorpelplatten zu einem einheitlichen Organ, eben
der Schutzkapsel, vereinigt werden. In den Lücken zwischen den Platten führt dieses Bindegewebe
zahlreiche, oft ziemlich dicke und grosse Kerne, die zuweilen zu Gruppen vereinigt sind. Eine solche
Kernansammlung mit umgebenden Bindegewebsfasern fand sich bei den von mir untersuchten Exemplaren
an der Stelle, an welcher W ym a n (in der von P u tn am veröffentlichten Fig. 5) eine.„lens pressed out
of place“ abbildet. Eine genauere Untersuchung zeigt aber deutlich, dass von einer Linse h i e r keine
Rede sein kann, eine solche vielmehr an ganz anderer Stelle (aber auch nicht da, wo sie Wy m a n ’s Fig. 3 l
zeigt) gesucht werden muss und auch, wie ich weiter unten zeigen werde, thatsächlich zu finden ist.
Nach dem Gehirn hin wird der Bulbus durch die, wie bemerkt, gering entwickelte knorpelige
oder bereits verknöcherte Orbita gedeckt und n u r ventral findet sich keine Art festerer Schutzvorrichtung
für das Organ.
Das Auge liegt, gemessen von seinem distalen Pol bis zum distalen Rande der Epidermis, 0,195 mm
unter der Körperoberfläche. Es folgt auf die beschriebene knorpelig-bindegewebige Kapsel gegen Aussen
zunächst eine 0,092 mm dicke Schicht sehr lockeren, von Fettzellen durchsetzten Bindegewebes, die von
reichlichen Gefässen und kleinen, mit den Hautsinnesorganen resp. den Sinnesorganen der am Kopfe
des Fisches vielfach verzweigten „Seitenlinien“ in Verbindung tretenden Nervenästchen durchzogen wird.
Es folgt alsdann gegen Aussen eine 0,013 mm dicke Schicht sehr festen, aus feinen, fast kernlosen
Fibrillenzügen gebildeten Bindegewebes. Hieran schliesst sich wieder lockeres subcutanes Bindegewebe in
einer Mächtigkeit von 0,018 mm, sodann die Cutis 0,03 un d endlich die Epidermis 0,026 mm stark.
Sämmtliche Gewebsschichten zeigen in ihren augendeckenden Partien absolut keine Verschiedenheit von
dem Aufbau der benachbarten Theile.
Von Augenmuskeln fand ich nirgends eine Spur. Auch die zahlreichen an das Auge sich anheftenden
schwachen Muskelbündel, die W ym a n beschreibt und abbildet, besitzt das Auge der von mir
untersuchten Thiere nicht. An ihrer Stelle treten zuweilen besonders dichte, starre Bindegewebszüge
auf, die, von der Innenfläche jener Knorpelplatten ausgehend, sich gegen das Auge hinziehen und in
die den Bulbus zunächst liegenden Schichten des umhüllenden Bindegewebes übergehen. Eine direkte
Verbindung dieser starren Faserzüge mit der Sclera selbst ist niemals vorhanden.
Das Auge von Typhlichthys subterraneus steht, wenigstens bei den von mir untersuchten Exemplaren,
deutlich erkennbar auf dem Standpunkt-einer eben erst in der Bildung begriffenen secundären
Augenbläse. Das Innere des Bulbus zeigt noch einen grossen Hohlraum (die Höhle der primären Augenblase),
der nur in seinem distalen Theil durch die in der Einstülpung begriffenen Partien der primären
Augenblase, d. h. das spätere innere Blatt der secundären Augenblase, bereits in etwas verdrängt ist.