er bleibt vielmehr stets an derselben Stelle. Das Sehelement stellt daher zunächst eine ganz flache
Kuppe dar, die allmählich länger und spitzer wird und schliesslich eine Kegelgestalt annimmt. Nur in
ganz seltenen Fällen übertrifft die Länge des Sehelements die der Kornzelle, meist bleibt sie bedeutend
dahinter zurück. Auch die Breite der Sehelemente ist meistens geringer, als die der betreffenden Zellen.
Doch kommen hier häufiger Ausnahmen vor, indem zuweilen die Sehelemente eine bauchige Kuppelgestalt
annehmen, deren Breite die der Sehzelle selbst übertreffen kann. Gewöhnlich tritt diese Erscheinung
bei den, freilich seltenen, Zellen zu Tage, die im Niveau der Limitans externa eine Einschnürung gewonnen
haben, d. h. allem Anscheine nach den ältesten der ganzen Anlage. Die Sehelemente, und wohl
auch die Sehzellen selbst, haben nämlich augenscheinlich ein sehr verschiedenes Alter, trifft man doch
in derselben Netzhaut Sehelemente, die kaum über das Stadium der allerersten Auswachsung hinaus
sind, neben Elementen, die jene Einschnürung zeigen, ihre Kornzelle in Länge und Breite übertreffen
und auch schon in ihrem Inhalte eine gewisse Differenzirung zeigen. Die Sehelementbildung scheint
also ununterbrochen weiterzugehen, indem immer neue Kornzellen aus der Zahl der von mir so bez
e ic h n te n „Reservezellen“ dazu herangezogen werden.
Die Differenzirung des protoplasmatischen Inhalts der Sehelemente nimmt stets damit ihren Anfang,
dass das Protoplasma des ausgewachsenen Theils der Zelle dichter und dunkler wird, als das der
Zelle selbst, und sich so gegen das letztere scharf ahsetzt. In der Folge zieht das Protoplasma der Sehelemente
sich von der Membran etwas zurück. Es entsteht eine hellere Randzone, die mit der Kornzelle
communicirt, neben einer dunkleren, dichteren centralen Partie. Weiter geht jedoch die Differenzirung
niemals.
Es Hess sich an meinen Präparaten auch für Proteus stets aufs deutlichste erkennen, dass die
Sehzelle auf die geschilderte Art, d. h. durch Auswachsen zu Stande kommt, dass das Sehelement also
nicht, wie z. B. W. K r a u s e annimmt, das Product einer Ausscheidung der betreffenden Zelle, also eine
Cuticularbildung, ist.
Eine Membrana Hmitans externa tritt erst sehr spät auf, zu einer Zeit, wo die Sehelemente
schon verhältnissmässig hoch entwickelt sind, und wo die Stützfasern, wenigstens zum Theil, das Pigmentepithel
bereits erreicht un d durchdrungen haben. Die Limitans externa, die sich bei alten Thieren als
deutliche Membran darstellt, kann also nicht aus Stützfasern hervorgegangen sein, sie ist vielmehr
meines Erachtens als das Abscheidungsproduct der protoplasmatischen Grundsubstanz der Retina, somit
als eine Cuticularbildung aufzufassen.
Das bindegewebige Stütznetz wächst von der Glaskörperanlage her in die Retina ein. Bei jungen
Thieren lassen sich die Bindegewebszüge und -Zellen erst in den mehr nach In n en gelegenen Netzhautschichten
nachweisen, mit zunehmendem Alter dringen sie immer weiter vor bis zur schliesslichen Vereinigung
zahlreicher Bindegewebsfasern mit der zwischen Chorioidea und Pigmentepithel sich hinziehenden
Zwischenmembran.
Auf allen Entwicklungsstufen sind die Stützfasern noch in unmittelbarem Zusammenhang mit
den Bindegewebsmassen. der Glaskörperanlage und documentiren so ihren mesodermalen Ursprung.
Anderer Ansicht ist unter Anderen W. K r a u s e , der die Müller’schen Fasern durch Auswachsen von
aus der Retina selbst hervorgegangenen Fulcrumzellen, die ectodermalen Ursprungs wären, entstehen lässt.
Mit zunehmendem Älter nimmt die Zahl der Bindegewebszellen in der Netzhaut ah, auch nehmen
die noch vorhandenen eine immer länger gestreckte und immer dünnere Gestalt ah. Zu reichlicher
horizontaler Verzweigung der Bindegewebsfasern und dadurch zur Bildung einer besonderen Retinaschicht,
die also, wenigstens hauptsächlich, mesodermalen Ursprungs, kommt es nur einmal: es ist dies die
zwischen ähsserer und innerer Körnerschicht sich hinziehende Granulosa externa, die mit zunehmendem
Alter an Stärke zunimmt, aber freilich' niemals sehr bedeutend wird (sie erreicht nie eine grössere Mächtigkeit,
als die von 0,003 m m | | | |
Eine Limitans interna existirt au f keiner Entwicklungsstufe, und ebenso hat sich auch bei den
weitest entwickelten Thieren in der Gegend der Irisanlage noch keine Zwischenmembran aus dem Bindegewebe
der Chorioidea heraus üifferenzirt. Da jedoch dieses Gewebe in unmittelbarem Zusammenhang
steht mit den Bindegewebsmassen der Glaskörperanlage, mit welchen wieder ihrerseits die Müller’schen
Stutzfasern m Connex verblieben sind, so h a t auch für das Proteus-Auge der feste Rahmen, zwischen
dem sich das bindegewebige Stütznetz für die Retina ausspannt, keine Lücke.
Der Sehnerv. (Fig. 6 3 , 6 4 , 63. H
Wie schon bemerkt, senden die Opticusganglienzellen nach Innen, oder besser gesagt, direkt in
der Richtung nach dem Augenhintergrund hin, ziemlich starke Fortsätze, die zunächst weit aus einander
liegen, im Verlauf ihres Wegs aber näher zusammenrücken, und sich etwa an der Spitze des durch die
Opticusganglienschicht dargestellten Zapfens zu einem starken Bündel, dem Nervus opticus, vereinigen.
Dasselbe nimmt, während es durch die Granulosa interna und das distale Drittel der inneren Körnerschicht
hinzieht, allmählich an Dicke ah, schwillt etwa in der Mitte der inneren Körnerschicht rasch auf etwa
das Doppelte seiner vorigen Stärke an und gewinnt mit dem Durchtritt durch Chorioidea und Sclera,
also mit dem Austritt aus dem Bulbus, die Mächtigkeit wieder, die es hei Eintritt in die innere Körnerschicht
besessen hatte;
Im Gebiete dieser Schicht gehen die Opticusfasem eine Kreuzung ein (Fig. 63,- 65). Es betheiligen
sich an derselben jedoch n u r die im Sehnerv mehr central gelegenen Fasern, und zwar in der
Art, dass die von dorsal gelegenen Opticusganglienzellen herrührenden im Sehnerv eine ventrale Lage,
und umgekehrt, annehmen, hinwiederum die Fortsätze, welche dem Kopfende zugekehrten Theilen der
Opticusganglienschicht ih r Dasein verdanken, sich an der dem Schwanzende zugekehrten Seite des
Opticus sammeln, und umgekehrt. Stets geht dabei aber auch eine geringe Anzahl von Fasern nach
der e n ts p r e c h e n d e n Seite (also dorsal ausgesandte nach dem dorsalen Theil des Sehnervs, ventrale
nach dem ventralen und so fort) und diese, keiner Kreuzung unterworfenen Nervenfasern bilden die
peripheren Theile des Sehnervs; die Kreuzung der Opticusfasem ist also hur eine partielle, das Chiasma
nervi optici nicht vollkommen.
Bindegewebsfasern oder -Kerne lassen sich im Sehnerv des erwachsenen Proteus nicht nachweisen;
zuweilen nur reichen einzelne Fasern der Glaskörperanlage, die den durch die Opticusganglienschicht
gebildeten Hohlzapfen ausfullen, in das Nervenfaserbündel hinein, doch finden sie sich niemals
Bibliotheca zoologica. Heft X III. j «