Ueber die Jugendform des Distomum nodulosum wissen w ir bis beute nocb nichts. Allerdings
beschreibt v. L instow (1. c.) eine Cercarie, die e r in JBitliynia tentaculata fand, u n te r dem Namen
Cercaria nodulosa n. sp. als Jugendform unseres Wurmes. Aber nicht nur , dass meiner Ansicht
nach der Beweis fiir die Zusammengehörigkeit beider Formen nich t e rb ra c h t is t : ich bin sogar
der bestimmten Ueberzeugung, dass beide Geschöpfe n ich t das geringste miteinander zu th u n
haben! Es mag betreffs der Gere, nodulosa zunächst hervorgehoben werden, dass ich sie sehr wohl
aus eigener Anschauung kenne; es is t dieselbe, die 1857 de F il ip p i u n te r dem Namen Cercaria
virgula genauer beschrieb1); eine noch ä lte re Beschreibung aus dem J a h r e 18372) is t n u r nach
Untersuchung mit der Loupe entworfen und fü r eine genaue F e stste llu n g der A r t heute nicht
mehr genügend. In einer d ritte n M itth e ilu n g 3) unterscheidet derselbe Verfasser endlich zwei
verschiedene A rte n derselben Cercarie, eine grössere und eine kleinere, ohne aber bei der nahezu
völligen, sonstigen Id e n titä t der beiden Formen eine generische Verschiedenheit bestimmt anzunehmen.
Beide sind sp äte r noch einmal, die grössere u n te r dem Namen Cercaria rostro-aculeata,
die kleinere als rostrata von E rcolani beschrieben w o rd e n 4). Die von v. L instow angegebenen
Maasse passen a u f die grössere der beiden Formen de F il ip p i’ s , die ursprüngliche Cercaria virgüla,
n u r is t meinen M essungen nach der Mundsaugnapf .selber nich t n u r „grösser, als der Bauchsaugnapf,“
sondern beinahe d o p p e l t so g r o s s , was v. L instow auch ric h tig zeichnet. Ganz vorzüglich
c h a ra k te ris irt und leicht kenntlich is t das T h ier aber durch den Besitz einer e ig en tüm lich en
A u ss ta ttu n g des Mundsaugnapfes, die E rcolani als S tü tzap p a ra t, v. L instow zunächst als drüsige
Gebilde beschrieb. In einer späteren Ergänzung der ersten M itth e ilu n g 5) sp rich t le tz te re r A u to r
von diesen Gebilden als von: „bimförmigen Organen, die vorn und hin ten verbunden sind, und
so einen geschlossenen B ing da rstellen , der sich in der weiteren Entwickelung beim Distomum
nach aussen s tülpt, um den Rand des Mundsaugnapfes zu bilden.“ A u f eine K ritik dieser (nicht
zutreffenden) Ansichten will ich h ie r nich t' eingehen; was aber die Beziehungen unserer
Cercarie zu dem Distomum nodulosum betrifft, so sind sie zunächst keineswegs erwiesen. A lle rdings
is t es bemerkenswerth, dass, nach den Beobachtungen v. L instow’s , das le tz tere auch in
zwei re c h t verschiedenen Grössenausgaben vorkommt, oder wenigstens seine Jugendformen; g e g e n
eine Zusammengehörigkeit beider sprechen aber einmal (worauf ich indess den geringsten W e rth
lege) das s e h r verschiedene Grössenverhältniss der Saugnäpfe, indem bei der Cercaria virgula
der Mundsaugnapf, wie erwähnt, beinahe d o p p e l t so gross, als der Bauchsaugnapf i s t ; es spricht
w e ite r dagegen, dass die H au t der Cercarie eigenen Beobachtungen nach sehr fein, aber deutlich
b e s t a c h e i t is t (v. L instow beschreibt „reihenweise gestellte feine Pünktchen, die ich aber nicht
als Stacheln erkennen k a n n “), wohingegen das Distomum nodulosum eine völlig g l a t t e H a u t besitz
t. De r bedeutungsvollste Umstand is t aber d e r, dass die Cercaria virgula keinerlei Augenflecken
erkennen lä s s t, während meines Dafürhaltens nach die Jugendform des Distomum nodulosum
A u g e n f l e c k e besitzen muss. v. L instow e rk en n t ganz ric h tig bei den jungen Würmern
*) D E F i l i p p i , I l e Mém. pour servir à l’histoire génétique des Trematodes. Memorie della R. Accad. di Torino
Ser. II. To. XVI. 1857, p. 421, Taf. I, Fig. 5—10.
2) D E F i l i p p i , Descrizione di nuovi entozoi. Biblioteca italiana To. 87. 18 3 7 , p. 3 34.
8) d e F i l i p p i , m e Mém. pour servir etc. Mem. della R. Accad. di Torino. • Serie I I. To. XVIII.
4) E r c o l a n i , Dell’Adattamento etc. Nuove Ricerche etc. Mem. della R. Accad. di Bologna. Serie IV, To. III.
1881. p. 52 u. 53, Tav. I, Fig. 15—18 u. 19—422.
°) v. L i n s t o w , Helminthologisches. Arch. f. Naturgesch. 50. I. 1884.
zwischen Mund- lind Bauchsaugnapf „immer ein schwarzes, körniges: Pigm ent’, das bald diffns
v e rth e ilt ist, bald sich symmetrisch links nnd rechts in zwei Hänfen sammelt und mitu n te r bilden
zwei grössere Pigmentkörner den Mittelpunkt dieser Haufen. ^ ( 1 . c. p. 5.) Ich kann das vollau
f bestätigen, ja ich habe die Reste dieser Pigmentflecke bis ins A lte r der Wü rm e r b i™ ., erhalten
gefunden, und fü r mich isties nicht zweifelhaft, dass - worauf v. L instow nicht gekommen
zu sein scheint - diese Pigmentflecke nichts als Reste von C e r c a r i e n ä u g e n darstellen. Damit
w ird auch die von de F il ip p i aufgestellte Vermuthung, dass das Distoma Planorbis carinaü. die
Jugendform des Distomum nodulosum s e i f , hinfällig; auch diese, im übrigen schwanzlose Cercarie
besitzt k e i n e Augenflecken. So haben w ir bis je tz t keine Anhaltspunkte betreffs des Jugendzu-
Standes unseres Wurmes.
_ jüngsten Individuen desselben, die ich in den Fischen fand, waren alle schon be-
trä ch tlich entwickelt; in dem Stadium v o n der männlichen Reife habe ich leider keins zu sehen
bekommen. Bei den meisten w a r der Uterus schon zu einem mächtigen Sacke angeschwollen, der
m Ermangelung fe rtig er , beschälter E ie r zunächst n u r ganz schwarze' Tropfen und Engeln des
Schalendriisensekretes, fe rn e r Keimzellen, Dotterzellen nnd Reste von solchen enthielt (Fig. 1 0 ,
Taf. j). Augenfällig drän g te sich bei,diesen Individuen f c th a ts a c h e auf, dass die Erweiterung
des U te ru s nicht>- etwa e rs t durch seine Füllung mit reifen E ie rn hervorgerufen: w ird , sondern
dass diese völlig selbstständig e in tr itt und unab h än g ig von der Fe rtig ste llu n g der Eier. W ir
werden dieseÄjUmstande noch verschiedentlich und auch bei anderen Organen begegnen. Die
Reste der Augenflecke sind bei allen diesen Individuen ohne alle Schwierigkeiten nachzuweisen,
auch die Kopfzipfel waren bei den jüngsten, denen ich begegnete, bereits völlig entwickelt.
5. Di st om um globiporum RU D.
L i t t e r a t u r :
Fasciola bramae M üller, Zoolog, dan. I. p. 33, Tab. XXX, Fig. 6 .
Fasciola l&ngicoWs K roju.ich, Naturi'. Stück 25, p. 72. Tab. H I, Fig. 9 —1 1 .
Distoma egprinaemm Z eder, N a ch trag etc. p. 181.
Fasciola globipora R ddolphi, Wiedemann’s A rchiv. IH . 18,02. p. 72.
Distoma globiporum R ddolphi, EntoZ. hist. na t. H. p. 364. Synops. p. 96.
Distomum globiporum B drmeistee, Wiegmann’s Arcli. 1835. I. p . 187.
» „ v. Slebold, ibid. 1836. I. p. 217, Tab. VI.
Distoma globiporum E hrenberg, Abhandl. d. K. P r. Akad. d. Wissensch, J ah rg . 1835,
p. 179. Tab. I, F i g S A u. B.
» » D djardin, Hist. nat. des Helm. p. 417.
Distomum globiporum D iesino, SySt. Helm. p. 341.
Distoma globiporum Z schokke, Reeherches etc. p. 44.
Distomum globiporum P renant, Recherohes etc. p. 213.
V DE F i l i p p i , m e MAm. I. e. p. 14. T a v . n , F ig . 1 2— 13.
Bibliotheca zoologica. Heft 16.