Das fünfte F u s sp a a r des M ä n n c h e n s : (Taf. I, Fig. 20). Die wie beim Weibchen nach unten
n u r wenig verlän g e rte Innenpartie des ersten Segments trä g t, abgesehen von einigen nicht konstanten
Dörnchen, n u r zwei grössere mit Fiederdornen besetzte Anhänge, nämlich einen äusseren, kürzeren und
einen inneren, doppelt so langen, krä ftig en Dorn. Am Unterrande der äusseren P a rtie dieses Segments
finden sich gleichfalls einige kurze Zähnchen.
Das zweite Glied is t viel schmaler als beim Weibchen. Die Bewehrung des Aussenrandes is t
die gleiche wie dort. D e r apikale Dorn is t h ie r etwas kürzer, und der Innenrand tr ä g t ausser jenem
kleinen, auch im anderen Geschlechte auftretenden, h ie r aber in der Regel befiederten Dorne noch eine
lange, sehr zarte, in einem tiefen Einschnitte inserie rte Borste, die in ih re r apikalen H ä lfte mit zarten,
langen Fiederhärchen besetzt ist. Die Vermutung, dass diese Borste eine sekundäre sexuelle Bedeutung
habe, d ü rfte einige Wahrscheinlichkeit haben.1)
De r E i b a l l e n is t aus einer grossen Anzahl von Eiern zusammengesetzt.
Die S p e rm a t o p h o r e (Taf. I I I , Fig. 18) is t die grö sste, welche bei allen bekannten Siiss-
■w&sseT-HarjMickiciden anzutreffen ist. Sie bildet einen sehr dickwandigen, la n g e n , etwas gekrümmten
Schlauch, der vorn in einen engen Kanal ausläuft. D a bei Ganth. staphylinus der Klebstoff in re la tiv
sehr grösser Menge abgesondert wird, welcher meist den ganzen vorderen Abschnitt der Spermatophore
umfliesst, so bleibt dieselbe meist noch sehr lange nach ih re r Entlee ru n g an der weiblichen Geschlechtsöffnung
haften und erscheint dann in allen Teilen von fa s t gleicher S tä rk e , nich t unähnlich der
Scheide eines Krummsäbels.
G r ö s s e : Das kleinste von mir beobachtete, aus dem Schulensee bei Kiel stammende Weibchen,
mass 0,65 mm; die durchschnittliche Grösse b e trä g t sonst circa 0,9 mm. Das Männchen misst
0 ,6—0 ,8 mm.
relativen Längen der Borsten des ersten Segments durchaus unrichtig; der charakteristische „Zwischenraum“ zwischen der dritten
und vierten Borste fehlt; den Innenrand des zweiten Segments lässt er mit drei ziemlich gleich langen Dornen bewehrt sein u. s. w.
In B r a d y s Figur h a t das Basalsegment ganz unrichtige Form. Den Zwischenraum zwischen der dritten und vierten
Borste dieses Segments giebt er nicht an; auch fasst er die kurze zweite Borste nicht als charakteristisch auf. Für den Innenrand
des zweiten Segments giebt er zwei kurze Borsten an; charakteristisch ist nur eine; die andere, oder die anderen treten
nicht konstant auf.
Auch R i c h a r d s Figur ist nicht vollkommen genau. So zeichnet er — um nur eins zu erwähnen — an Stelle des
winzigen Dorns neben der äussersten Borste der Innenpartie des ersten Segments und der zweiten Borste dornförmige Vorsprünge
des freien Randes.
v. D a d a y erwähnt das fünfte Fusspaar in seiner Diagnose überhaupt nicht, und V o s s e i e r sagt von ihm nur, dass
es „plattenförmig und beim "Weibchen sehr gross“ (!) sei.
*) Die starken Differenzen im Bau des fünften Fusspaares bei Männchen und "Weibchen sind den meisten Forschern
entweder vollkommen unbekannt geblieben, oder doch nicht zur vollen Klarheit gekommen.
C l a u s sagt von den Füssen des Männchens nur: „sie sind auffallend kleiner (als beim Weibchen), ihr Basalglied ist
schmäler und nur mit zwei Borsten besetzt.“ Die abweichende Bewehrung des Endsegments h a t er nicht gekannt.
v. D a d a y , V o s s e i e r , R i c h a r d (ganz abgesehen von F i s c h e r und L i l l j e b o r g ) erwähnen sie gar nicht.
Zeichnungen des fünften männlichen Fusses geben allein Cl a u s , B r a d y und Hoek. Die Darstellung des ersteren
in seinem Habitusbilde des Männchens ist ganz unbrauchbar. Die Figur H o e k s ist gut, jedoch zeichnet er die zarte Fiederborste
am Innenrande des Endgliedes viel zu kurz; auch er hat die Aussenborste des Basalsegments übersehen und dem Segmente
selbst ganz falsche Umrisse gegeben.
F ä r b u n g : Die Tiere sind meist von schmutzig g ra u e r Farbe. Selten finden sich Individuen,
deren Panz er schön blau ge fä rbt is t; F u rk a und E x tremitätenpaare dagegen zeigen sehr oft diese
Färbung. In einigen kleineren Gewässern fand ich durch zahlreiche F e tttro p fen ro t gefärbte Exemplare.1)
Das l e i c h t e s t e E r k e n n u n g s m e r k m a l sind die dornartigen Verlängerungen der hinteren
Ecken des letzten Abdominalsegments; sodann kommen die langgestreckten Furkalglieder und der Bau
des fünften Fusspaares in B etracht. Die befruchteten Weibchen sind leicht an der grosssen Spermatophore,
die meist am Porus klebt, zu erkennen.
V e r b r e i t u n g : Ganth. staphylinus is t S wie bereits einleitend b em e r k t^ - die gemeinste
deutsche Copcpoden-A rt. Sie findet sich vorzüglich in kleineren Gewässern, seltener in grösseren Seen.
2. Canthocamptus minutus Claus („0n o. f . muim.
Taf. I I , Fig. 1—14.
Canthocamptus minutus C la u s , d. freileb. Gopcp. p. 122. Taf. X II, F ig. 1—3, Taf. X III, Fig. 1.
; minutus U l i a n i n , Crustae. v. Tu rk estan p. 26. Taf. V II, Fig. 1 u. 2.
„ lucidulus R e h b e r g , Beitr. z. Kenntn. p. 551.
„ minutus v. D a d a y - , Monogr. Eucopcp. p. 287—288.
„ minutus R i c h a r d , Recherch. su r les Copep. p. 245—246.
Bemerkungen zu den Synonyma.
1863.
!®75.
1880.
1885.
1891.
Wie viele andere Forscher, so glaubte auch R e h b e r g in Ganth. stciphylinus J u r in e den von
O. F. M ü l l e r aufgestellten Cyclops (Ganth.) minutus wiederzuerkennen. Dem Gesetze der P r io ritä t
zufolge wendete e r deshalb die M ü l l e r sehe Bezeichnung fü r diese A r t wieder an. Die. von C l a u s
aufgestellte A rt, Ganth. minutus, musste deshalb — da ja der Name „minutus“ seiner Meinung nach
einer ä lte ren Form zukam — neu benannt werden. E r schlug fü r dieselbe die Bezeichnung Ganth.
Uicidulus vor.
Das R e h b e r g sehe Vorgehen müsste unbedingt gebilligt werden, falls sich nachweisen liesse,
dass Ganth. staphylimis J u r i n e mit Cyclops (Ganth.) minutus M ü l l e r wirklich identisch sei. D a s i s t
a b e r , w i e b e r e i t s f r ü h e r e i n g e h e n d d a r g e l e g t (cf. p. 18), a b s o l u t u n m ö g l i c h . F ü r die
>) cf, Teü p. 44, _ B r a d y neigt zu der Ansicht, dass die Färbung von den Pflanzen und Infusorien (?) abhängig
sei, welche das Tier verzehrt. .