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Eigene Untersuchungen.
(Tafel IV.)
Der Bulbus.
Das Auge von Myxine glutinosa (Fig. 34) liegt im Niveau der Grenze zwischen Vorderende des
Gehirns und Riechkapsel und zwar, wie schon J o h . M ü lle r gezeigt hat, unmittelbar über dem ersten
Ast des Trigeminus in der Gegend von dessen Austritt aus der Schädelhöhle. Eine wirkliche Orbita
fehlt; das Auge ist vielmehr, wie bei Petromyzon, n u r in seinem hintersten Theile, etwa auf ein Sechstel
des Umfangs, durch Aufwulstungen der knorpeligen Schädelkapsel geschützt. Der Bulbus ist von
lockerem Bindegewebe umhüllt, in dem sich zuweilen Spuren von F e tt nach weisen lassen. Er hat die
Form eines Ellipsoids, dessen grosse Axe parallel zur Körperlängsaxe verläuft. Sie hatte bei den von
mir untersuchten Thieren eine Länge von ca. 0,425 mm. Der Querschnitt des Auges ist nahezu kreisrund,
mit einem Dufchmesser von ca. 0,294 mm.
Das Sehorgan von Myxine ist gegen Aussen durch eine Reihe über einander gelagerter Gewebs-
schichten abgeschlossen. Dieselben sind von Innen nach Aussen betrachtet folgende :
Auf die das Auge umhüllenden Bindegewebsmässen folgt eine dicke Muskelschicht von durchschnittlich
0,4 mm Mächtigkeit. Es sind dies Theile der zum Rande der Mundöffnung resp. den Tentakeln
in Beziehung stehenden Muskeln. Das Auge wird von ihnen nicht blos gegen Aussen verdeckt,
sondern auch seitlich eingeschlossen. Auf die deckenden Muskellagen folgt nu n eine Schicht subcutanen
Bindegewebes, etwa 0,025 mm stark, und darauf, in einer Mächtigkeit von 0,0359 mm, die Cutis (Gt), an
die sich schliesslich, mit ziemlich wohl entwickeltem Rete Malpighii, die Epidermis, 0,0392 mm stark, anreiht.
Die Gesammtkörperhaut erleidet über dem Auge weder in Bezug au f Starke, noch au f Struktur
eine Veränderung gegenüber ihrem sonstigen Verhalten, höchstens ist über dem Auge das subcutane
Bindegewebe etwas schwächer entwickelt. Die gesammte das Auge abschliessende Deckschicht misst,
das bulbus-umhüllende Bindegewebe mit eingerechnet, ca. 0,52 mm. Ob zwischen der Stärke dieser
Deckschicht und der Länge des Thieres, oder zwischen ersterer und der Augentiefe ein constantes Ver-
hältniss besteht, vermag ich nicht anzugeben, da mir n u r Exemplare von Myxine zur Verfügung waren-,
die an Körperlänge wenig differirten. Bei den von mir untersuchten Thieren stellte sich das Verhältniss
von Augentiefe (d .h . der Länge der Augenaxe zwischen dem proximalen und distalen Pol, gemessen von
der äusseren Grenze des Pigmentepithels aus) zu Stärke der Deckschicht immer auf 1 : 2,6. Es findet
sich dies Yerhältniss, ganz geringe, wohl auf Differenzen in der Schnittrichtung zurückzuführende
Schwankungen abgerechnet, wie gesagt, bei allen von mir untersuchten Myxine-Augen gleich, so grossen
Spielraum man bei diesem Organ auch sonst .m. E. der Einwirkung individueller Eigenthümlichkeiten
lassen muss. Dieselben gehen ja so weit, dass es z. B. keine Seltenheit ist, wenn das eine Auge ein und
desselben Thieres um ein Bedeutendes grösser und auch in seinen D etails w eiter entwickelt ist, als das andere.
Die Epidermis zeigt eine sehr enge Lagerung ihrer Elemente, die ausserdem durchweg sehr klein
sind. Sie führt zahlreiche kleine Schleimzellen. Die Cutis besteht aus ungemein feinen, sehr gestreckt
— -m 51 Sssverlaufenden
Fibrillen und ist fest geschichtet. Sie besitzt in ihrer distalen Hälfte ziemlich zahlreiche
längliche Kerne. Von der Mitte der Schicht ab werden dieselben immer seltener und kommen endlich
am proximalen Rande fast gar nicht mehr vor. Das subcutane Bindegewebe ist etwas lockerer und besitzt
wieder reichlichere Kerne, die jedoch viel kleiner sind,' als die in der Cutis sich findenden, wenn
auch nicht in demselben Maasse in die Länge gezogen.
Sogenannte Hilfsorgane besitzt das Auge von Myxine überhaupt nicht. Es ist weder eine Spur
von Augenlidern vorhanden, noch findet sich eine der drei Augendrüsen; ebenso wenig existirt eine
Augenmuskulatur.
Nach dieser kurzen Uebersicht über die Lagenverhältnisse des Bulbus im Allgemeinen komme
ich zur Schilderung der denselben zusammensetzenden Theile im Besonderen. Dieselben lassen sich
jedoch nicht von einander getrennt behandeln, da sie zum grossen Theil noch in innigem Zusammenhänge
u n te r sich geblieben sind, wie z. B. Retina und Glaskörper, Retina und Sehnerv etc. Die noch
für Petromyzon durchführbare Eintheilung des Folgenden in einzelne Abschnitte nach den verschiedenen
Organen konnte somit nicht aufrecht erhalten werden.
Der Bulbus ist, wie schon bemerkt, ringsum von einer Bindegewebsmasse umgeben. In derselben
h a t sich bereits insofern eine Differenzirung vollzogen, als man von dem übrigen Bindegewebe
deutlich eine das Auge unmittelbar umhüllende Partie unterscheiden kann. Diese Differenzirung findet
sich im ganzen Umkreise des Bulbus (Fig. 38, 39, 40); nur in der Gegend der fötalen Augenspalte ist
dieselbe in einzelnen Fällen noch nicht ausgebildet. Die besonders differenzirte Schicht ist ca. 0,02 mm
stark und besonders in ihrem äusseren Theile sehr fest geschichtet. Die Faserzüge, die sie bilden, sind,
wenn auch im inneren Theile ziemlich gewellt, doch stets parallel angeordnet und mit zahlreichen
Kernen versehen. Dieselben sind in der inneren Hälfte der Schicht grösser, als in der äusseren, wo
sie sich ziemlich in die Länge ziehen. Gefässe besitzt die Schicht,. doch sind dieselben ziemlich selten.
Die beiden Hälften der Schicht lassen sich zuweilen leicht aus einander' halten, meist gehen sie aber
ohne scharfe Grenze in einander über. Man h a t es, meiner Meinung nach, auch hier bereits mit einer
Sclero-Choriöidea zu thun, d. h. mit einer Gewebsschicht, aus der sich im weiteren Verlaufe einer ungestörten
Entwicklung die beiden äusseren „Häute“, die Sclera und die Chorioidea, herausgebildet haben
würden. Dass man nicht berechtigt ist, anzunehmen, dass die fraglichen Bindegewebszüge lediglich als
Chorioidea aufzufassen seien, eine Sclera also gänzlich fehle, geht auch hier (wie bei Petromyzon gezeigt)
■aus dem Umstand hervor, dass die stets deutlich ausgesprochene äussere Umhüllung des Sehnervs, dessen
Duralscheide, in unmittelbarem Zusammenhang steht mit den äusseren Lagen der von mir als solche
aufgefassten Sclero-Chorioidea. Gegen das den Bulbus im weiteren Umkreis einhüllende Bindegewebe
setzt sich die Schicht scharf ab. Jenes Bindegewebe zeigt nur schwache Spuren einer parallelen Anordnung
seiner Fasern um das Auge. Es ist sehr locker, besitzt zahlreiche runde, oder mehr ovale
Kerne und führt reichliche Gefässe. N u r seine den vorderen Theil des Bulbus überziehenden Partien
zeigen das Bestreben, einen regelmässigeren, dem der Sclero-Choriöidea ähnlicheren Faserverlaüf anzunehmen.
Eine L in s e fehlt vollständig.
Die Bildung der secündären Augenblase aus der primären hat einen von dem typischen etwas
abweichenden Verlauf genommen. Sonst erfährt bekanntlich die primäre Augenblase zunächst eine