Anhang, der nach der Bauchseite herabreicht, zunächst aber d o rt noch b l i n d endigt (GS Fig. 178,
179,sTaf. IX, 89, Taf. IV, 141, 143, Taf. V H ): die Anlage des G e n i t a l s i n u s . E r is t also
eine Ausbuchtung der Leitungswege, seine Wandungen sind Theile dieser, welche behufs seiner
Bildung bruchsackartig vorgetreten und eine ziemlich s tark e Streckung und Abp la ttu n g eingegangen
sind. Eine Vermehrung der histologischen Elemente der Wand e rfolgt dabei nicht
und so kommt es wohl auch, dass n u r selten oder g a r nicht Kerne in seine Wandungen mit
einbezogen werden. W ährend e r nun allmählich sich ve rg rö sse rt und einen .deutlich individuali-
s irten Anhang der Geschlechtswege d a rstellt, d rin g t von ihm aus auch das Lumen w e ite r nach
hinten zwischen den Zellen jener vor. Bei dem weiblichen Theile, der Vagina, e rs tre ck t es sich
bald durch die ganze Länge der Anlage hindurch, während von dem männlichen Abschnitte sich
zunächst n u r die v o r d e r e H ä l f t e an den weiter zu schildernden Entwickelungsvorgängen
betheiligt. An der hinte ren beginnen die Differencirungen e rs t viel sp äte r mit der Bildung eines
einfachen, schmalen Lumens. An der übrigen Genitalanlage differericirt auf der Aussenseite je tz t
die Muskulatur, wie es scheint, zu erst auch in der Umgebung des werdenden Genitalsinus. Diese
Muskulatur is t h ie r eine Ringmuskulatur, wie früher, aber es la g e rt sich ih r äusserlich noch
eine gleichgebaute und auch gleich s ta rk e Längsmuskulatur auf. Sie entstehen beide, ungefähr
zu derselben Ze it; au f die Schwierigkeiten, welche sich der Beobachtung des: Wie? ih re r Bildung
entgegenstellen, habe ich schon oben hingewiesen. Längsmuskulatur sowohl, wie Ringmuskulatur
setzen sich n a tü rlich ohne irgend welche Unterbrechung auch au f den Genitalsinus fort.
Während der allmählichen Weiterentwicklung^ muss der le tz tere einmal au f die Bauchwand
treffen; das geschieht auch, und es findet^ dabei gleichzeitig eine Verbindung beider s ta tt,
von welcher sich aber nirgends genau beobachten lässt, au f welche Weise sie zu Stande kommt.
Dass sie aber thatsächlich vorhanden ist, beweist der Umstand, dass von einer gewissen Zeit ab
das blinde, also äussere Ende des Sinus allen Bewegungen d e r Körperwand folgt, was bisher
nicht der F a ll war. In einzelnen Fällen sieht man, dass sich dem Sinus von der le tz teren aus
eine seichte Einsenkung entgegenwölbt; manchmal h a t es mir aber auch den Anschein erweckt,
als sei diese Einsenkung der Körperwand keine freiwillige, sondern ebenfalls eine Folgeerscheinung
ih re r Verbindung mit dem Sinus, der sie bei gewissen Contractionszuständen des Leibes seinerseits
etwas nach innen zieht. Sehr tie f fand ich einmal diese Einsenkung bei einem jungen
Distomum t&reücölle (Fig. 62, Taf. i n ) , sie wa r aber h ie r wie überall zunächst noch fest gegen
den Sinus abgeschlossen.
Eine besondere Beachtung verdient das Verhalten der inneren Wand. Im Keiragange
sprossten au f der Innenfläche der Epithelzellen die Flimmerhaare, im Uterus zeigte dieselbe keine
Differenzirungen; h ie r sehen wir, dass sie zahlreiche feine Risse und Spältchen bekommt, welche
ih re freie Fläche in eine Menge dichtgedrängter, kleiner Höckerchen auflöst. U n te r diesen
Höckerchen oder Wärzchen, die man namentlich im Profil re ch t g u t erkennen kann, lassen sich
zunächst überall noch die Kerne deutlich wahrnehmen. N u r im Genitalsinus sind letztere, wie
schon betont, ziemlich selten, und wie die Wan d d o rt infolge der s tärk eren Ausdehnung bedeutend
dünner ist, so sind n a tü rlich auch ih re Spaltungsproducte, jene Höckerchen, niedriger, als in den
anschliessenden, nich t erweiterten Theilen der Leitungswege. Ic h brauche nicht e rs t zu erwähnen,
dass die eben besprochenen Höckerchen nichts anderes sind, als jene Zäpfchen und Zöttchen, die
w ir in den Leitungswegen der erwachsenen Thiere so allgemein a u ftre ten sahen; es e rk lä rt sioh
je tz t wohl auch, warum sie in dem männlichen und dem weiblichen Abschnitte so gleichmässig
sich entwickelt zeigen: männlicher und weiblicher Abschnitt sind nichts als Theile eines einheitlichen,
ununterbrochenen Rohres. Auf dieselbe Weise, wie die Zäpfchen, entstehen auch die
grossen und spitzen Stacheln in den Geschlechtswegen des Distomum perlatum (Fig. 90, Taf. IV).
Es sind ebenfalls Differencirungsproducte des Epitheles, die h ie r weniger dicht stehen, dafür
aber auch eine bedeutendere Höhe erreichen; sie dürften demnach wohl auch weniger als Klüftungs-
producte der Oberfläche, denn vielmehr als directe Wachsthumsproducte derselben aufzufassen
sein; jedenfalls aber sind sie epithelialer Herkunft.
* Sehr "bemerkenswert h is t schliesslich noch das Verhalten der Kerne, betreffs dessen nicht
überall Einheitlichkeit herrscht. W ir haben frü h er schon gesehen, dass bei einigen Formen u n te r
diesen Zäpfchen und Zöttchen die Kerne der Epithelzellen zeitlebens zu erkennen sind, während
sie namentlich bei den grösseren Formen im A lte r ausnahmslos zu fehlen scheinen. Dieses Fehlen
dürfte, verschiedenen Beobachtungen, nach auf ein A u s s t o s s e n derselben zurückzuführen sein,
doch muss es, wenn es den alleinigen Weg zu ih re r Eliminirung d a rstellt, zu sehr verschiedenen
Zeiten stattfinden. Man bemerkt nämlich diese Kerne mitu n te r noch auf ziemlich späten E n twickelungsstadien,
während ich ih re Ausstossung n u r au f jüngeren direct, beobachten konnte.
Jedenfalls sind also, um über die Verbreitung dieses Vorganges und über seine Bedeutung K la rhe
it zu schaffen, noch erneute und ausgedehntere Beobachtungen nöthig.
Das, was ich direct gesehen habe, is t das Folgende: Besonders bei Dist. clavigerwn und
medians fand ich zu einer Zeit, als das Lumen bereits in ganzer Länge durch die Vagina sich
erstreckte, besonders in dieser ganz unvermuthet k e rn a rtig e Gebilde, welche bei den schwachen
Bewegungen, die der A p p a ra t bereits ausführte, deutlich ih ren O rt wechselten und offenbar l o s e
in ihm gelegen waren (Fig. 189, Taf. IX). Regelmässig zeigten sich dabei aber die Kerne der
Wand, die bis dahin durchaus normal sich ve rha lten hatten, der Zahl nach reducirt, manchmal
auch schon ganz fehlend, und es konnte kaum einem Zweifel unterliegen, dass die hier fehlenden
zu den im Inneren flottirenden in irgend einer Beziehung standen. Bei weiterer Aufmerksamk
e it stiess ich dann auch gelegentlich auf Bilder, die wohl auf eine eben sich vollziehende Loslösung
bezogen werden konnten (Fig. 189*); daneben fanden sich möglicherweise auch Trümmer
bereits untergegangener Kerne, Tröpfchen und Körnchen einer hyalinen, protoplasmatischen Substanz,
die vorher nirgends sich gezeigt h a tten . W ir h ä tten demnach h ie r in der T h a t das Factum
einer Ausstossung und Degeneration von Theilen der Leitungswege. Es scheint mir nicht
unmöglich, dass auch S chwakze solche B ilder gesehen und d a rau fh in eine E ntstehung des gesammten
Lumens durch Degeneration der axialen Zellen angenommen h a t; aus den geschilderten Verhältnissen
ergiebt sich aber ohne Weiteres, dass diese Degenerationen h ie r mit der B i l d u n g des
Lumens nichts zu th u n haben, da sie viel sp äte r auftreten, als dieses und bei anderen verwandten
Formen überhaupt nich t P la tz greifen.
Die bis je tz t geschilderten Veränderungen in den Endtheilen der Leitungswege betrafen
beide in ganz der gleichen Weise, wie sie denn beide auch äusserlich noch als ein durchaus einheitlicher,
abgeschlossener und n u r vorn sch a rf geknickter Canal erscheinen. Eine von ihnen
ausgegangene A ussackung, der Genitalsinus, is t zunächst noch blind geschlossen, h a t aber inzwischen
immer mehr die Gestaltung, eines selbstständigen Organes angenommen, in welches zwei scheinbar
getrennte Gänge, der männliche und weibliche Endtheil der Leitungswege, einmünden. B rich t er
nach aussen durch, was allerdings e rs t in sp ä te re r Zeit geschieht, dann e rh a lten w ir ty p isch
das Bild zweier im übrigen unabhängiger Canäle, welche gemeinsam durch ih n ausmünden. In
Bibliotheca zoologica. Heft 16. 3 5