11. Ophiocamptus Sarsii Mräzek.
(Taf. VI, Fig. 1—16-).
1889. Canthocamptus gradlis P o p p e (non S a r s ) ; P o p p e , Notizen zu r Fauna, p. 544 u. 545.
Taf. V III , Fig. S t f l f y
1893. Ophiocamptus Sarsii M r ä z e k , Beitr. z. Kenntn. p. 113 u. 114.BTaf. V, Fig. 60—65.
Bemerkungen zu den Synonyma.
In meinen Verzeichnissen der deutschen Gopepodcn') habe ick diese A r t nacb R e b b e r g 2) und
P o p p e als Canth. gradlis S a r s an g efü h rt. E r s tc re r giebt die Anwesenheit derselben in einem Gewässer
des nordwestlichen Deutschlands an. D a er weder eine Beschreibung noch Abbildungen «einer
Angabe b e ifü g t, so w a r ich einfach a u f seine Mitteilung angewiesen, dass ihm wirklich diese,
S a r s sehe Form Vorgelegen habe.
Auch P o p p e scheint sich au f die Mitteilung R e b b e r g s verlassen zu haben; denn sonst
würde e r bei genauer Durchsicht der S a r s sehen Diagnose bald gefunden haben, dass eine Id e n titä t
seiner A r t mit der von S a r s als Canth. gradlis beschriebenen als vollkommen ausgeschlossen b e tra c h te t
werden musste. In e rs te r Linie scheint er sich an die S a r s s c b e Angabe von der schlanken Körperform
und d e r 's e h r gestreckten F u r k a 3) gehalten zu haben, beides Eigentümlichkeiten, welche seiner
A r t in erhöhtem Masse zukommen. Dass auch ich tro tz der Angaben und Abbildungen P o p p es die
A r t als Canth. gradlis S a r s 'a n g e f ü h r t habe, be ru h t einfach d a ra u f, dass ich hei Zusammenstellung
des geschichtlichen Materials die P rü fu n g der ev. Id e n titä t beider Formen bis zu späterer, eingehen-'
der Bearbeitung der Ila rp a dm dm verschob. Wenn ich ein Exemplar dieser Form selbst gefunden
h ä tte , wäre mir sicher schon frü h e r deren N ic h tid e n titä t4) m it Canth. gradlis S a r s aufgefallen, die
ganz offenkundig zu Tage liegt.
Als ich bei den Arbeiten zu diesem Teile meiner Monographie den I r r tum P o p p e s bemerkte
wandte ich mich seihst an Professor S a r s um gütige Äusserung. Derselbe sandte m ir in bekannter,
liebenswürdiger Weise Pausen seiner Zeichnungen von Canth. gradlis, die mein U rte il sicher bestätigten.
Gleichzeitig e rh ie lt ich von H e rrn Dr. M r ä z e k die freundliche, briefliche Mitteilung, dass e r die
P o p p e sehe Form im Böhmen gefunden, eingehend s tu d ie rt und mit noch einigen anderen nahestehenden
A rte n 5) zu einem neuen Genus, , Ophiocamptus", vereinigt habe. Ich ha lte eine solche generelle Abgrenzung
dieser Spezies fü r absolut geboten, da die Differenzen zwischen ih r und den Ganthocamptus-
A rte n hei weitem grösser sind, als dies wohl P o p p e v e rm u te t h a t und nehme mit Freuden die
treffende Bezeichnung M r ä z e k s an.
q S chm e i l , Beitr. z. Kenntn. p. 9 u. 12 und Teil I dieser Arbeit p. 8 u. 11.
2) R e b b e r g , Beitr. z. Kenntn. p. 551.
8) R e b b e r g spricht irrtümlicherweise von „langen und dünnen Ab d omi n a l s e g me n t e n . “
4) Einen Beweis hierfür brauche ich nicht zu führen, da dies bereits Mr ä z e k (1. c.) in treffender Weise gethan hat.
5) Erwähnt mag hier sein, dass ich aus Zeichnungen von Prof. S a r s ersehe, dass Mr ä z e k Canth. brevipes S a r s
richtig erkannt hat.
P o p p e h a t in dem Glauben, Canth. gradlis S a r s vor sich zu haben, n u r eine Ergänzung der
S a r s sehen Diagnose gehen'wollen. Seine von trefflichen Abbildungen begleiteten Mitteilungen, welche
allerdings (s. später) einige Ir rtüm e r aufweisen, beziehen s i c h ^ - da S a r s das Männchen seiner A r t
unbekannt w a r — deshalb vorzugsweise au f dieses Geschlecht. Die erste eingehende
Charakteristik der Art
wird durch folgende Angaben dargestellt.
Die K ö r p e r f o rm (Taf. VI, Fig. 1) is t eine ausserordentlich schlanke. Die Segmente des
Körpers sind fa s t von ein und derselben B re ite ; n u r die beiden letzten sind ein wenig verschmälert.
.Die Seitenränder der Abdominalringe sind etwas ausgeschweift.
C e p h a l o t h o r a x : Abgesehen von einer feinen, P u n k tie ru n g 4«r. dorsalen,. Chitinplatten
(Taf. VI, Fig. 15), welche dem ersten Segmente zu fehlen s c h e in t, an den Abdominalringen aber zu
beobachten i s t , fe h lt jede Ornamentik. Die seitlichen P a rtien der P la tte des e rsten Segments sind
weit v e rb r e ite r t; die hinte ren Ecken dieser und der drei folgenden P la tten sind abgerundet und nicht
verlängert. D e r Pigmentkörper des Auges h a t die Eorin eines V. Das Rostrum (Taf. VI, Fig. 4)
is t p la tten fö rm ig , beim unverletzten Tiere leicht nach der ventra len Seite zu gebogen.2) Die Oberfläche
tr ä g t zwei Sinneshärchen und zeigt einige, den Rändern fa s t parallel laufende, dunkle Linien.
Die Spitze endet meist in zwei kleinen Höckern.
A b d ome n : Mit Ausnahme des ersten Segments heim Männchen tra g e n die ventralen H in te rrän
d e r der einzelnen Ringe je eine R eih e feiner Dornen (Taf. VI, Eig. 2). Das letzte^ Segment (Taf. VI,
F ig . 3) tr ä g t ausserdem an seinem dorsalen H inte rrande noch einen Besatz sehr feiner Dornen, Die
Verschmelzung des ersten weiblichen Ringes (Taf. Vt, Fig. 2) aus zwei einst selbständigen Abschnitten
w ird noch durch b re ite Chitinspangen angedeutet, welche in den Seitenlinien beginnen und sieh über
den grössten Teil der ventra len Fläche hinwegziehen. Nohen den weiblichen Gesohlechtsöffnungen
sind je zwei Borsten eingelenkt von welchen die äusseren die längeren sind. Das Cuticulargerüst
des weiblichen Genitalapparats is t fa s t ebenso gebildet wie heim Genus Gmfkocamptus. Die Bewehrung
der männlichen Genitalklappen besteht aus i S zwei sehr kurzen Dörnchen (Taf. VI, Fig. 14),..
Die Analklappe is t dreieckig, in eine lange Spitze ausgezogenjg| deren Form geringen Schwankungen
u n te rlieg t. ■ #
Die F u rk a (Taf. VI, Fig. 1 u. 3) is t länger als das letzte Abdominalsegment, an der Basis
b re it , nach dem Ende zu s ta r k verschmälert und vi}n der Seite gesehen vollkommen kegelförmig.
rFäsi ü ber die gesamte Länge der dorsalen Fläche e rs tre ck t sich eine Ghitinleiste. Von oben b e tra ch tet
erscheint dieselbe als eine dunkele L inie, von der Seite gesehen, dagegen als ein? zur Eurkalfläche
1) Eine gute Habituszeiclmung des Männchens giebt Poppe.
2) P o p p e zeichnet das Rostrum des Männchens als in einer Spitze endigend. Mr ä z e k s Zeichnung ist gut.
3) I s t in P o p p es Habitushilde nicht angegeben. — Mr ä z e k macht die interessante Mitteilung, dass das Operknlum
hei Tieren vor der letzten Häutung gezälmelt ist (Fig. 64).