proximale G-renze der N e tzhaut wird vielmehr lediglich durch die hier, wie bemerkt, etwas dichter
ge lagerten nervösen Zellen und die protoplasmatische Grundsubstanz gebildet. L e tz te re zeigt ih re rseits
noch keine S pur einer Verdichtung gegen die Aussenfläche der Betina hin.
Sämmtliche beschriebenen Netzhautelemente liegen in einer durch s eh r gleichmässig vertheiltes
freies Protoplasma gebildeten Masse gleichsam eingebettet. Im distalen D ritte l - der Netzhaut
finden sich in dieser Grundsubstanz vereinzelte kleinere, oder grössere Kernchen, die aus gröberem
und dichter gedrängtem Protoplasma gebildet werden. Es handelt sich dabei um Elemente, die im
Zerfall begriffen sind und augenscheinlich zu der, in Folge Wachsthums der ganzen N e tzh au t noth-
wendig werdenden Vermehrung der Grhndsubstanz dienen. Ob diese zerfallenden Kerne nervöser
oder bindegewebiger N a tu r sind, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Es scheint mir jedoch
ih re Form (stets mehr rundlich, niemals langgestreckt) und dann auch die A rt, wie sie a u f die angewandten
F ä rb em itte l re agirten, es ziemlich wahrscheinlich zu machen, dass man es dabei mit n e rvösen
Elementen zu th u n hat.
Die B i n d e g e w e b s f a s e r n dringen in die Tiefe d e r N e tzhaut und reichen vereinzelt bis an
die äusserste, p r o x im a le Lage der Nervenzellen : niemals jedoch dringen sie in diese Lage hinein. Sie
ziehen sich sehr unregelmässig, s ta rk gewellt nach jeder Richtung h in : von dem gestreckten Verlaufe,
wie e r z. B. den späteren Müller’schen F a s e rn eigen ist, lä ss t sich noch absolut nichts bemerken.
B lu t habe ich in der N etzhaut selbst niemals angetroffen.
S t a d i u m I I (6,7 mm). Taf. IV. Fig. 53.
Die N etzhaut is t auch a u f dieser Entwicklungsstufe noch deutlich erkennbar als inneres B la tt
der secundären Augenblase, während das Pigmentepithel das äussere bildet. Sie h a t im Augenhinter-
grunde, d. h. an ih re r dicksten Stelle, eine Mächtigkeit von 0,0429 mm und nimmt gegen den Augen-
becherrand hin n u r ganz allmählich an S tä rk e ab. Eine Schichteneintheilung lä ss t sich in ih r noch
nich t durchführen, doch h a t sich der schon bei dem vorigen Stadium erkennbare, vorwiegend bindegewebige
Theil gegenüber dem d o rt hauptsächlich aus Nervenzellen gebildeten je tz t insofern weiter
differenzirt, als e rsterer, im Augenhintergrund 0,0167 mm s ta rk , nunmehr ganz frei von nervösem
Gewebe ist, man müsste denn einzelne sich in ihm vorfindende, in weit vorgeschrittener Auflösung
begriffene Kernchen als solche in Anspruch nehmen. Diese le tz teren haben sehr schwankende Grösse,
sind aus ziemlich grobem Protoplasma gebildet und erheblich häufiger, als beim vorigen' Stadium. Die
innere Ne tzhautabtheilung besteht in der Hauptsache aus Bindegewebsfasern, die grösstentheils mit
Zügen der Glaskörperanlage in Verbindung verblieben sind. Ein kleiner Theil der Fasern, der jenen
Zusammenhang verloren h a t, h a t sich indessen je tz t an der distalen Netzhautgrenze stellenweise mit
seinen Enden zu einer A r t Flechtwerk zusammengethan, das die innere Retinafläche bedeckt. (Taf. V,
Fig. 64.) Die so vereinigten F a s ern haben also zu den Faserelementen des Vitreum ih re direkten
Beziehungen aufgegeben, in die B,etina hinein setzen sie sich jedoch, ganz wie die übrigen, fort.
Die mesodermalen Faserzüge der N e tzhaut durchziehen diese im Wesentlichen in ra d iä re r
Richtung, doch kommen auch noch häufige Verzweigungen derselben vor, die, vorübergehend, oder
dauernd, irgend welche andere Direktion annehmen können. Auch die ra d iä r verlaufenden sind keineswegs
gerade gestreckt, sondern sehr s ta rk gewellt und nach allen Seiten hin gebogen, zeigen also
gegenüber ihrem Verhalten beim nächst jüngeren Embryo so g u t, wie g a r' keine Veränderungen-
Einzelne Enden haben je tz t bereits den proximalen Band der Netzhaut erreicht.
Die B i n d e g e w c b s z e i l e n sind im inneren Theile der Retina wenig zahlreich, sehr reichlich
finden sie sich jedoch in der äusseren, proximalen P a rth ie derselben, wo sie sich häufig, bis zwischen
p f i Elemente der äussersten Zellenlage hinein vorgeschoben finden.
7 D ie -S u a s e r e , vorwiegend n e r v f c e P a r t h i e der B em a is t im Augenhintergrunde 0,0262 mm
mächtig. Sie se tz t sich, abgesehen von den dazwisciengestreuten Bindegewebszellen,: aus drei, höchstens
vier Lagen n ervöser Zellen zusammen, von denen jedoch n u r die den proximalen B an d s in n » ! ..,..! .
einen bestimmten Bau zeigt. jM e übrigen Nervenzellen liegen unregelmässig, bald zwei, bald drei
hintereinander, und sind ;aiich hinsichtlich ihrer: gegenseitigen Abstände den weitgehendsten Schwankungen.
unterworfen. Sie haben rundlich-ovale Gestalt} ih re lange Acli.se is t stets annähernd senkrecht
zu r Fläche der Netzhaut: g e rich te t. Sie messen 0,T)08I : 0,0044, ih re Kerne 0,0059 : 0,0037 nun.
Anders ve rha lten sich die Elemente der prosimaister. ZoHor.lage. Diese sind s tets zu einer einfachen
Schicht angeordnet, d is n u r durch gelegentlich sich dazwischen schielende. Bindegewebszellen
.«der Enden von Bindegewebsfasern unterbrochen wird. Sonst stehen ih re Zellen dicht gedrängt, die
lange Achse s te ts nahezu senkrecht zu r Dberfläche de# Retina verlaufend. Auch: die Zellen der Grenzs
ch ich t zeigen im Allgemeinen noch keine besondere Differenzimng, doch sind sie in dieser Hinsicht
.afipmischeinlich s e h r ungleich w e it, entwickelt. Während viele von ihnen gegenüber den soeben beschriebenen
Elementen der tie fe r göegenen NetzhautparthiO.« fa s t g a r keinen Unterschied erkennen
lassen, haben andere bereits angefangen, sich proximalwärts etwas zu verlängern und reichen dann
mit ih ren Enden Hg an den gleich zu erwähnenden Margo lim ita0 eictetnus heran : Einzelne besonders
weit vorgeschrittene Zellen dieser Kategorie, sind bereit® soweit ausgewachsen, dass sie über denselben
hinausragen. W äh ren d bei den am weitesten zurückgebliebenen Sehzellen, — denn mit solchen h a t
man es h ie r zweifellos zu th u n ■ der proximale Pol von dem pwximalen ihre s Kernes durchschnittlich
etwa 0,0011 r.m, e n tfe rn t ist, b e trä g t diese Distanz bei-ign: a ö : meisten entwickelten 0,0033 mm,
es -e rg ieb ^ io h also bereits eine Verlängerung des proximalen Zeitabschnittes a.if das Dreifache,. Dies®
weitestentwiekelten Zellen haben, im-seltenen F ä llen ,/ auch BBum angefängen, sigh am distalen Pole
n i .eine, scharfe Spitze, auszuziehen,; .ohne jedoch J n i t Elementen der tieferen Netzhautlagen noch
irgendwie in direktem Zusammenhang zu stehen. Eine Differenzimng im In n e ren der Sehzellen zeigt
sieh n u r insofern, als dieselben -in ihren verlängerten, proximalen Polen von etwas dichterem P ro to plasma
erfüllt-, scheinen. Diese dunklere P a rth ie g eh t aber ohne jede Grenze, ganz allmählich in den
von sehr feinem hellerem Protoplasma gebildeten, unveränderten Zellkörper über.
D e r erwähnte Margo limitans extemus w ird lediglich durch die Grenze der protoplasmatischen
Zwischensubstanz gebildet. E r v e rlä u ft ziemlich regelmässig, n u r ganz schwach g ew ellt. Eine Verdichtung
der Zwischensubstanz am Margo lä ss t sich nicht nachweisen.
S t a d i u m ITT (8,5 mm). Taf. IV. Fig. 55.
Im Allgenhintergrund h a t die N e tzh au t eine S tä rk e , von 0,0555 mm; gegen den distalen Pol
zu nimmt sie n u r ganz allmählich ah, so dass sie z. B. dorsal, kurz vòr der Umbiegung von Betina
im Pigmentepithel, noch etwa 0,0208 mm misst.
Bibliotheca zoologica. Heft XIV. '