Z u s a m m e n f a s s u n g .
Die Augmuskeln entstehen also, wie gezeigt wurde, aus Bindegewebssträngen, die auf frühen
Entwicklungsstufen ihre Stelle einnahmen. Es treten dabei zunächst die 4 recti auf, die sich zwischen der
Gehirnkapsel, und zwar derjenigen Gegend derselben, wo sie vom Sehnerven durchbrochen wird, und der
Augenkapsel ausspannen. Erst ziemlich spät treten auch die Anlagen der Musculi öbliqin deutlicher hervor.
Anfangs sind sämmtliche Augmuskeln von dem Bindegewebe der weiteren Umgebung nur schwer zu unterscheiden,
bald aber heben sie sich von diesem durch den streng parallelen Verlauf und die enge Schichtung
ihrer Fasern, sowie durch die langgestreckte Form ihrer Kerne und die Anordnung derselben (die lange
Achse stets den Faserzügen gleichlaufend) sehr deutlich ab. Es beginnen sich aus den Bindegewebszellen
Muskelzellen und Muskelfasern zu entwickeln. Dies geschieht zunächst einfach durch bedeutendes Längenwachsthum
jener Zellen, dem eine Verdichtung des Protoplasma in den peripherischen Partieen entspricht.
Von diesen Theilen gehen dann ringförmige Leisten aus, die in den helleren Innenraum der Faserzellen hineinragen.
Zugleich gewinnt der übrige Inhalt derselben eine Anordnung in ganz feine Längsstreifen. Die
äussere Begrenzung der Faser wird immer schärfer und hebt sich schliesslich als doppeltcontourirte Membran,
a l s S a r c o l emm, ab. Die Ringleisten werden, zunächst nur in einem Theile der Faser, dann aber bald
in der gesammten Ausdehnung derselben, immer grösser und durchwachsen sie schliesslich vollständig. Sie
werden also zu den „K r a u s e’schen M em b r a n e n “, welche die Querstreifung der Faser darstellen. Schon
vor ihrer Vollendung hat sich das Sarcolemm von dem Körper der Faser, nicht aber von den Ansatzflächen
der Leisten, etwas zurückgezogen, und es entsteht so zwischen ihm und dem Körper der Faser ein Spalt,
der von ungemein feinem Protoplasma, vielleicht auch von Zellwasser, erfüllt und von den Querstreifen
durchzogen wird. Der anfangs in der Achse der Faser gelegene Kern wird allmählich wandständig, d. h. er
nähert sich dem Sarcolemm immer mehr, ohne indessen in vollständige Berührung mit demselben zu kommen.
Der Rest des Bindegewebes, das ja ursprünglich die Muskelanlage allein darstellte, wird mit Ausbildung
der Muskelfasern immer spärlicher, verschwindet aber niemals gänzlich, denn jede Muskelfaser ist
immer von einer feinen Bindegcwebslage umhüllt, in der sich, freilich schliesslich nur noch ganz selten,
Kerne finden. Gefässe führt der Muskel auch in seiner ausgebildetsten Form noch immer in den ihn durchsetzenden
Bindegewebszügen.
Durch ihre bindegewebig gebliebenen Sehnen stehen die Augmuskeln in direktem Zusammenhang,
anfangs mit den äussersten Lagen der Augenkapsel und später der Sclera.
Die oben geschilderte Ausbildung erreichen aber die Muskelfasern nicht in allen Fällen. Besonders
in den Musculi obliqui, in geringerem Umfange auch in den recti, bleiben sie auf einer niederen
Stufe stehen, und man trifft in Folge dessen in allen Augmuskeln, mit Ausnahme des musc. rect. superior
und inferior, Fasern, die entweder ganz oder theilweise ohne Querstreifung sind, in welchen die längsstreifige
Anordnung des Protoplasma fehlt, in welchen das Sarcolemm nicht vollkommen entwickelt ist u. s. w.,
wie dies bei Beschreibung des erwachsenen Thieres gezeigt wurde.
Auf Grund meiner Befunde an den Augmuskeln des Maulwurfs vermag ich mich also K ö l l i k e r ’s *)
Ansicht nicht anzuschliessen, wenn derselbe behauptet, dass die Querstreifung von Muskelfasern lediglich
der Ausdruck ihrer Contraction sei. Wäre dies der Fall, so müsste unbedingt angenommen werden, dass
auch bei den Embryonen, wenigstens bei den höher entwickelten, die Augmuskeln in Thätigkeit ge*)
K ö l l i k e r , Handbuch der Gewebelehre. Bd. I. VI. Aufl. 1889. p. 360 ff.
wesen wären, da ja auch hier mehr oder weniger zahlreiche Spuren der Erscheinung zu Tage treten, die
gewöhnlich als Querstreifung von Muskelfasern bezeichnet wird. Eine solche Contraction im embryonalen
Auge ist aber doch wohl ausgeschlossen.
Man kann also auoh an den Augenmuskeln erkennen, dass während, oder kurz nach der Geburt,
eine Entwicklungshemmung cingetreten sein muss. Da die Augenmuskeln sich nicht zur selben Zeit an-
legen, dagegen augenscheinlich in der allgemeinen Weiterentwicklung und inneren Differencirung das von
jeder einmal angenommene Tempo'auch beibehalten, so werden die später gebildeten (also die ohliqui)
vom Eintritt der Entwicklungshemmung a u f^ jn e r Stufe überrascht worden sein, auf welcher noch weniger
Fasern die vollkommene Ausbildung erreicht haben, als dies bei den älteren Muskeln, also vor Allem dem
M mcul red,. Superior und inferior, der Fall ist.
Sclero-Chorioidea und Cornea,
S t a d i u m I (4,5 mm).
Eine besondere Sclera und Ghorioidea existiren nicht. Es besteht rings um den BuTbuS oculi herum
eine, bald schmälere, bald breitere Bindegewebskül||| welche sich gegen das lockere Bindegewebe der
weitefi® Umgebung des'. Auges indessen nur stellenweise, und auch dann nicht immer scharf, absetzt.
Diese Bindegewebsmassen, die man auf dieser Stufe einfach afe A u g e n k a p s e l zusammenfassen kann, zeichnen
sich durch eine e.twks straffere Anordnung aus. Ihre Faserzüge sind sehr stark gewellt, lassen aber doch
eine zur Bulbus-Fläche im Grossen und Ganzen tangentiale Anordnung erkennen. Auch die Mehrzahl
ihrer Kerne ist verhältnissmässig langgestreckt, (während die des übrigen Bindegewebes in der Augumgebung
rundlich-ovale Gestalt haben), und ihre lange Achse hat meist eine zu der Bulbus-Oberfläche ebenfalls tangentiale
Sichtung. Freilich gehen, wie schon bemerkt, an vielen Stellen diese besonders differenzirten Gewebs-
lagen ganz allmählich, und ohne jede feststellbare Grenze in die gewöhnlichen Bindegewebsmassen über.
Zuweilen macht sich an der dem Pigmentepithel zugekehrten Fläche der Augenkapsel eine schmale
Randzone,, durch noch etwas straffere Anordnung und gedrängtere Lage ihrer, auch etwas weniger gewellten
Faserzüge bemerklich, die von der Hauptmasse der Schicht indessen keineswegs scharf abgegrenzt ist.
Die Kerne dieser Partie sind dann noch erheblich gestreckter und imme r tangential zur Bulbus-Oberfläche
gelagert. Blut findet sich in dieser Randschicht keines , während sonst die nähere und entferntere Umgebung
des Auges reich an kleineren und grösseren Gefässen ist.
Am vorderen Augenpol, etwa vom Niveau des Augbecherrandes an weiter distalwärts betrachtet, ist
die Augkapsel stets deutlich ausgebildet, niemals findet sich jedoch hier an ihrer Innenfläche jene besonders
differenzirte Schicht. Sie ist hier viel breiter geworden, als in ihren dem Pigmentepithel anliegenden
Teilen und dabei oft auf das Doppelte ihrer dortigen Mächtigkeit angewachsen. Mafso lassen
sich freilich bei dem auch hier ungemein schwankenden Verhalten der Bindegewebsmassen nicht angeben.
Vor Allem sind in diesem distalen Abschnitt die Kerne erheblich zahlreicher geworden und verlaufen jetzt
durchweg mit ihrer langen Achse parallel zu der Richtung, welche die Faserzüge einschlagen. Diese streben
unverkennbar sämmtlich gegen den Winkel hin, den die in Einsenkung begriffene Linsenblase mit der
ectodermalen Körperbedeckung, von der sie ja einen Theil ausmacht, bildet. (Taf. II. Fig. 19.) Sie bohren
Bibliotheca zoologica. Heft XIV. -