
epithel, welches constant und überall einen bestimmten Theil derselben auskleidet. W ir haben
in ihm eine ganz allgemein auftretende A u srüstung der .Geschleöhtsgänge e rkannt, die nirgends
fehlte und schon au f Grund dieses Umstandes kann man ihm wohl berechtigterweise eine wesentliche
und physiologisch wichtige Function im Geschlechtsleben der Thiere Zutrauen. Ic h bin in
der T h a t dieser Ueberzeugung, und ich werde b e s tä rk t in ih r dadurch, dass w ir auch an anderen
Stellen des Genitalapparates dieselbe A u ss ta ttu n g auftre te n sehen un d h ie r auch in Bezug au f
die Auffassung ihre s Zweckes kaum einem Zweifel begegnen. Das g ilt namentlich von dem
Wimperbesatz, den w ir im Endtheile der Samenleiter und im Hintergründe der Samenblase hie
und da an trafen, und der zweifellos, die Fu n k tio n h a tte , ein Zurücktreten, oder besser gesagt,
ein Zurück d r i n g e n der Spermatozoen in die Samenleiter zu verhindern. D e r ganze A p p a ra t
erscheint mir h ie r so wichtig, dass mir mehrmals der Gedanke gekommen ist, es möchten solche
Flimmer h a are besonders bei den A rten ohne Cirrusbeutel noch häufiger Vorkommen als ich sie
gefunden, und es handelte sich bei den Formen, wo ich sie n ich t gefunden, n u r um ein Ueber-
sehen desselben!). Zu einer Nachprüfung bleibt mir je tz t leider keine Zeit, doch möchte ich diesen
P u n k t bei erneuten Untersuchungen unserer T h ie re jedenfalls d e r Beachtung empfohlen haben.
Ganz ähnlich v e rh ä lt es sich mit den stark en Flimmerhaaren, welche den H inte rgrund des Befruchtungsraumes
gegen den Keimstock hin bedecken2); sie re p rä s en tiren eine Schranke, welche
den Samenfäden ein weiteres Vordringen in den Keimstock selbst verlegen soll. Es is t hier,
wie früher, ein sehr hübsches, aber wohl keineswegs zufälliges Zusammentreffen, dass den le tz teren
dabei sozusagen mit ih ren eigenen Waffen begegnet w ird : Flimmerbewegung gegen Flimmerbewegung!
Wie wirksam das „mit vereinten K rä fte n “ th ä tig e E p ithel ist, davon habe ich schon
w e ite r oben ein Bild zu entwerfen gesucht.
Ein ebensolches und, wie der Augenschein le h rt, nicht minder lebhaftes und kräftiges
Flimmerepithel findet sich nun auch in dem Keimgange und den Anfangstheilen der in ihn einmündenden
anderen Gänge; sollte n ich t sder Gedanke nahe liegen, dass w ir es in dieser Auss
ta ttu n g auch h ie r mit einem A p p a ra te zu th u n haben, der den zudringlichen Spermatozoen die
Wege weist, a u f denen sie zu wandeln haben? Ic h bin in dieser Vermuthung, die mehr wie die
blosse Wahrscheinlichkeit fü r sich ha t, durch die Beobachtung n u r b e s t ä r k t worden. Das
Flimmerepithel in den Keimgängen is t augenscheinlich l e d i g l i c h f ü r d i e S p e rm a t o z o e n da
und h a t a u f die Bewegung der übrigen, in denselben vorhandenen gröberen Bestandtheile keinen
Einfluss; die Bewegung dieser letzteren Elemente w ird durch die M u s k u l a t u r der betreffenden
Gänge bestimmt und bewirkt.
Wenn dem aber so ist, dann giebt uns die R i c h t u n g , i n w e l c h e r d i e W i m p e r h
a a r e s c h w i n g e n , z u g l e i c h e i n e n F i n g e r z e i g a b d a f ü r , i n w e l c h e r R i c h t u n g
d i e S am e n f ä d e n s i c h nicht b ew e g e n d ü r f e n , und diese R ichtung w a r: aus dem LAURER’schen
Canal und dem Receptaculum seminis in den Keimgang hinein, und von diesem nach dem Receptaculum
uterinum. Es is t der u m g e k e h r t e Weg der ihnen g e s e t z m ä s s i g v o r g e s c h r i e b e n e :
von dem Receptaculum uterinum aus in den Keimgang hinein und von da aus in den LAURER’schen
*) So habe ich dieses Flimmerepithel in der That bei einer Anzahl neuerlich untersuchter; egyptischer Distomen-
arten ganz in der gleichen Art und Weise wohlentwickelt angetroffen (Nachtr. Zusatz).
2) Sie sitzen zwar nicht im Lumen des Schluckapparates, doch glaube ich sie trotzdem in der „flna cigliatuxa
delle cellule epiteliali“ wiederzuerkennen, welche Mo n t io e l m „nell’interno del lumen dello sfintere“ (1. c. p. 116) beschreibt
(Nachtr. Zusatz).
Canal und das anhängende Receptaculum seminis.' D araus würde sich dann ergeben, dass die in
dem erstgenannten Receptaculum befindlichen Samenfäden e rs t zur Verwendung k omme n sollen,
während die in dem letzteren befindlichen ih re Verwendung bereits g e f u n d e n , resp. ihren
B eru f v e r f e h l t h a b e n ! Das wäre aber ein sehr auffälliges Verhalten, der s tric te Gegensatz
zu demjenigen, welches w ir bis je tz t als das herrschende angesehen und mit keinem W o rte bezweifelt
haben! Obwohl ich nun von der Richtigkeit der neuen Auffassung schon durch die
Beobachtung der ganz specifischen W irk u n g jener Flimmerhaare die bei einer W u rm a rt wie der
anderen sich ganz gleich v e rhä lt, überzeugt war, so schien es mir doch selbst mehr als wünschens-
werth, h ie r womöglich noch andere, unterstützende Erscheinungen und Thatsachen zu r Stelle zu
schaffen! Und sie boten sich ohne grosse Mühe, fa s t von selbst. Wenn das Receptaculum
uterinum im Verlaufe der Eibildung allmählich e n t l e e r t wird, wie sich soeben gezeigt ha t,
dann muss es allerdings geschehen, dass es zu gewissen Zeiten s ta rk red u c irt oder fa s t ganz
erschöpft zu r Beobachtung gelangt. D e r Prochss der Befruchtung der Eizellen müsste dann so
vor sich gehen, dass von dem Receptaculum uterinum aus von Zeit zu Zeit ■—; wohl aber fü r
jede Eizelle einzeln — eine kleine P a rtie Sperma vom Ootyp aus in den Keimgang e in t r i t t ;
durch die daselbst befindlichen Wimpern w ird es nicht gehindert bis an den Befruchtungsraum
hin vorzudringen, wo die Keimzelle seiner w a rte t. Ein Spermatozoon genügt zu deren Befruchtung;
nach derselben is t es fü r die krä ftig e Muskulatur des Keimganges ein leichtes, ’ die
Zelle auch gegen die W irk u n g der Flimmerbewegung nach aussen nach dem Ootyp hin zu trans-
portiren, wo ih re weitere A u ss ta ttu n g -u n d Umbildung zum fertigen Ei erfolgt. Die bei diesem
Vorgänge n ich t zu r Verwendung gekommenen Spermatozoen können sich zunächst noch eine Zeit
lang im Befruchtungsraume oder in dessen Nähe au f halten, sie können u n te r Umständen zur
Befruchtung anderer Eizellen dienen — das alles is t verhältnissmässig irrelevant. W ichtig aber
is t, dass sie nach dem Receptaculum uterinum n i c h t zurückkehren, wohl aber leicht in Gefahr
gera th en können, durch die Wimperhaare in den LAURER’schen Canal oder das Receptaculum
seminis hineinbefördert zu werden. Dann aber sind sie gefangen und eliniinirt, denn eine Rückk
e h r aus dem Receptaculum giebt es nicht. Ich will erwähnen, dass bei stark en Contractionen
fl.es Körpers oder der Keimorgane gelegentlich wohl Samenfäden, sowohl aus dem Receptaculum
in den Keimgang, als auch aus diesem in den Ootyp zurückgelangen können, doch gehört ein
solcher Vorgang zweifellos zu den Ausnahmen. Ic h habe oft beobachtet, dass bei dem Spiele
der Körpermuskeln und derjenigen in der Wand des Receptaculum seminis mitu n te r ansehnliche
Portionen der Samenfäden ausgetrieben werden — aber sie gelangten nicht in den Keimgang,
sondern in den LAURER’s c h e n Ca n a l . Sie werden durch dessen Muskulatur wieder zurückgetrieben,
n ic h t in den Keimgang, sondern i n d a s R e c e p t a c u l um . Kamen je einmal eine
Anzahl Samenfäden doch in den Keimgang, dann waren sie meist in,, weniger als einem Augenblicke
an ih ren bisherigen A u fen th a lt z u r ü c k befördert.
Wenn das bisher Angeführte ric h tig ist, dann würde also das Receptaculum seminis im
Laufe der Eiproduction n ich t e n t l e e r t , sondern g e f ü l l t , und zw ar gefüllt mit denjenigen
Samenelementen, welche bei der Bildung der E ier keine Verwendung gefunden! Damit h ä tten
w ir ja sofort den Schlüssel fü r die schon oben angezogene, auffällige Thatsache, dass es mit dem
A lte r n ich t k l e i n e r , sondern g r ö s s e r wird, und zw ar ganz gleichmässig und constant grösser,
ohne dazwischen einmal eine,Abnahme seiner Füllung zu zeigen! In den meisten Fällen freilich
brau ch t diese zunehmende Schwellung nich t zum vollen Ausdrucke zu kommen, denn es h a t in