wir au f dieser Wand s te ts eine feine oder s tä rk e re R i n g m u s k u l a t u r , die bei Distomivm nodulosum
allerdings nahezu problematisch wird. In den anderen Fä llen dagegen is t sie meist re ch t
deutlich erkennbar. Sie befähigt den Uterus zu ziemlich kräftigen, peristaltischen Contractionen-,
die hie und da a u ftre ten , wellenartig eine Strecke weit fortlaufen und dann plötzlich aufhören,
um an einer anderen Stelle wieder zu beginnen. Willkürliche V e r k ü r z u n g e n habe ich h ie rgegen
an dem F ru c h th ä lte r nicht wahrnehmen können, ebensowenig, wie bei den peristaltischen
Contractionen der Ringmuskeln irgend eine- Concurrenz von solchen longitudinaler N a tu r zu e rkennen
war. In Uebereinstimmung h ie rm it habe ich auch ausser den erwähnten Ringfasern
keine anderen Muskelzüge a u f der Uteruswand zu constatiren vermocht.
Obwohl nun im Uterus die E ier den bei weitem massenhaftesten Bestandtheil des Inhaltes
ausmachen, so rep rä sen tiren sie doch nich t den einzigen. Wenn ich von krüppelhaften und
defecten Eiern, von Dotterzellen und Resten von solchen, von freien Keimzellen und von Körnchen
und Schollen der Schalensubstanz absehe, finden sich im Uterus unserer Würmer ganz allgemein
noch Spermatozoen, und zwar u n te r Umständen, die diesem Vorkommen den Stempel des Normalen,
Regelmässigen anfdrücken. Sie werden je nach Umständen hie und da zwischen den
Eiern in grösserer oder g e rin g e re r Zahl angetroffen, sammeln sich aber besonders d ire c t'h in te r
dem Ootyp in solchen Massen an, dass sie a u f eine beträchtliche Strecke hin den fa s t ausschliesslichen
In h a lt des F ru c h th ä lte rs ausmachen. Das A u ftre te n von Spermatozoen an dieser
Stelle und überhaupt im U té ru s is t schon älteren Beobachtern aufgefallen ; der erste, der davon
berichtet, is t meines Wissens v. S iebold, der bei der Untersuchung der Genitalorgane des Dist.
globiporum ’) „durch alle Windungen des U te ru s hindurch zwischen den Eiern umherwimmelnden
Spermatozoen“ begegnete. F e rn e r e rwähnt P agenstecher 2), dass bei seinem Distomum endolobum
(allem Anschein nach unserem Dist. confusum entsprechend), „wenn noch keine Sp u r von Eiern
da ist, die Samenblase und der w e i t e r e R a um , m i t w e l c h em an der Keimdrüse der E i l
e i t e r b e g i n n t , von Spermatozoen wimmelt“. Auch eine weitere, das Dist. cygnoides betreffende
Aeusserung, dass das junge, bereits mit Schale umgebene und im Wachsthum begriffene E i noch
„dem lebhaften Andringen der Spermatozoen ausgesetzt sei“ (1. ç. p. 46) sp rich t fü r eine entsprechende
Beobachtung. J üel 8) endlich fand bei Apoblema excisum „in einigen, seinem Anfangs-
theile näher liegenden Schlingen, f a s t im m e r grosse Mengen von Sperma“ 4), i c h habe nu n die
h ie r in Rede stehende massenhafte Ansammlung von Spermatozoen unmitte lba r h in te r dem Ootyp
hei keiner Form ganz vermisst, indess herrschen betreffs des A u ftreten s derselben Schwankungen,
ü ber deren Gründe ich meine Ansichten sp äte r auseinandersetzen werde ; h ie r in te re s sirt uns zunächst
n u r die Existenz, und zw ar die a l l g em e i n e E x i s t e n z dieser Ansammlung. Da der
Raum, in welchem dieselbe s tattfindet, den weiblichen Geschlechtsorganen angehört, so is t .derselbe
physiologisch zunächst als gleichwerthig dem ebenfalls als Sammelraum fü r Spermatozoen
dienenden Receptacnlum seminis zu be tra chten ; e r is t ebenfalls ein Receptaculum seminis, welches
ich zum Unterschiede von dem bisher allein so genannten mit dem Namen R e c e p t a c u l u m
*) v. Sie b o l d , Berichtigung der von B u r m e i s t e r gegebenen etc. Wie g m a n n ’s Arch. 1836. p. 222.
2) P a g e n s t e c h e r , Trematodenl. n. Trem. p. 41.
8) Ju el, Beitr. 1. c. p. 39.
4) Ganz dasselbe fand neuerdings ancb Mo n t ic e l l i , der darüder (1. c. p. 119) berichtet, dass er „nella porzione
iniziale dell’utero in molte forme più frequentemente che in altre, accumulata una gran quantità di sperma“ gefunden
bat, „frammisto alle uova, che ne riempiva il cavo per un buon tra tto “.
s em i n i s u t e r i n u m bezeichnete'). Ein Blick au f die Fig. 30, 33, 36, 38, 45, Taf. II , 61,
Taf. I I I , 126 und 128, Taf. VT, 133, Taf. VTI etc. w ird über die speciellen Verhältnisse und
die Ausdehnung dieses Receptaculum uterinum bei den einzelnen W u rm a rten genügende Ausk
u n ft geberi. Ein ganz bedeutendes Volumen e rre ich t es bèi Dist. confusum, sehr mächtig entwickelt
gefunden habe ich es auch bei Distomum variegatum u. a. Die Samenfäden füllen hier
den Uterus so dicht an, dass es fü r die gebildeten E ier augenscheinlich schwer ist, hindurch-
zükommen. Auch weiter hinten im Uterus findet man zwischen den Eiern, mögen diese so
massenhaft sein, wie sie wollen, sehr oft Gesellschaften von Spermatozoen, die allem Anscheine
nach au f dem Wege nach hinten und innen begriffen sind. Diese ih re Bewegung nach hinten
w ird durch die E ier ebensowenig aufgehalten, wie in dem Receptaculum diejenige der E ier durch
die Spermatozoen.
g) Vagina.
Dass der Uterus, ehe er mit dem Genitalsinus in Verbindung tr i t t , au f eine mehr oder
minder kurze Strecke eine veränderte, besonders durch die V erstärkung der Muskulatur ausgezeichnete
Beschaffenheit annimmt, dürfte auch den gegenwärtigen Erfahrungen als allgemein
v erbreitete Thatsache anzusehen sein. Auch die von mir untersuchten W ürmer besitzen diesen
C h arak ter sämmtlich, freilich is t derselbe in den einzelnen Fällen in re la tiv re ch t verschiedener
M ä c h tig k e it. und Deutlichkeit ausgeprägt. Zunächst lässt sich durchgängig die Beobachtung
machen, dass die Ausdehnung der Vagina im einzelnen Fälle vollkommen parallel g e h t und adaequat
is t der Ausbildung des männlichen Endapparates bei demselben Thiere. Da, wo kein Copulations-
organ vorhanden ist, sondern n u r ein einfacher, etwas muskulöser Gang die männliche Samenblase
mit dem Genitalporus verbindet, treffen w ir auch den weiblichen Endtheil in beinahe
identischer Ausbildung an. Man vergleiche z. B. diè beiden Stücke von Distomum folium, wie
sie in Fig. 76, Taf. IV d a rg e ste llt sind, und man w ird sich überzeugen, dass dem in der T h a t
so ist. Ganz ähnlich v e rh ä lt es sich auch hei den übrigen Formen ohne Copulationsapparat ;
überall is t h ie r der En d th eil des U te ru s klein, wenig muskelstark ausgebildet, und wenn er sich
im einzelnen Falle auch in dieser oder jener Hinsicht von dem männlichen Ductus ejaculatorius
unterscheiden k a n n 2) — im Grossen und Ganzen zeigt e r denselben einfachen Bau, wie dieser.
Es g ilt dies nich t n u r von Grösse, G e sta lt u. s. w., sondern auch in histologischer Beziehung.
Die Innenwand zeigt sich durchaus entsprechend sk u lp tu rirt, wie im Ductus ejaculatorius, die
Muskulatur is t dièselbe, wie d o rt: eine k rä ftig ere Ringmuskulatur und eine feine, n u r .schwer
nachweisbare, darüber hinziehende Längsfaserlage. Während in der Umgehung des Ductus
Drüsenzellen sich angehäuft finden, die ih r Secret in denselben hinein ergiessen, fehlt hei dem
entsprechenden weiblichen Theile eine solche A u ss ta ttu n g in gleich ty p is ch e r Weise, hingegen
sind auch h ie r um denselben herum körnige, von den Parenchymzellen deutlich unterscheidbare
Zellen angehäuft, über deren Function als Drüsen ich wegen ihres undeutlichen histologischen
Verhaltens kein definitives U rth e il fällen kann.
*) cf. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk. XIII. 1893. p. 808.
2) In der That finden sich unter den von mir studirten Distomen Egyptens einige Formen, in denen — bei
-gleichzeitiger Abwesenheit von Copulationsorganen — namentlich die Vagina eine auffällige Entwickelung annimmt. Ich
hoffe in nicht allzuferner Zeit hierüber zu berichten (Nachtr. Zusatz).
Bibliptheca zoologica. Heft 16.