anlage heraus dürfte allerdings wesentlich zu Grünsten jener Auffassung sprechen, die übrigens
schon durch die Entdeckung der sog. Keimdotter s to ck e ') bei gewissen Turbellarien eine kräftige
Stürze e rhalten hatte.
Der h ie r ausführlich geschilderte Bau des Genitalapparates, der Cercaria macrocerca lä ss t
sich nun, mit ganz unwesentlichen Abweichungen, bei a l l e n von mir untersuchten und s tu d irten
Cercarienarten nachweisen. Geradezu identisch mit dem eben beschriebenen Bau is t derjenige, den
der Sexualapparat bei der Cercaria folii = Distorna duplicatum v. B aer aufweist. Ein Vergleich der
beiden Eiguren 129, Taf. V I und 78, Taf. IV w ird das ohne Weiteres bestätigen; zu berücksichtigen
is t bei demselben n u r, dass die abgebildete Cercaria duplicata reif, d. h. mit grössten-
theils schon blasig gewordenem Parenchyme, die Cercaria macrocerca unreif, also jünger, mit noch
protoplasmareichem, zelligem Parenchyme au sg e stattet ist. L euckart, der über die Generationsorgane
der Cercaria duplicata die erste Mittheilung machte, giebt an, ausser den Drüsen auch die
beiden Geschlechtsöffnungen vor dem Bauchsaugnapfe beobachtet zu haben (1. c.). Wenn w ir
bedenken, dass diese Beobachtung länger denn dreissig J a h r e zu rü ck d atirt, kann es nich t Wunder
nehmen, wenn betreffs der Existenz der Genitalöffnungen eine Täuschung im Spiele ist. Dieselbe
is t offenbar hervorgerufen dadurch, dass die beiden Zellenstränge, welche die Anlage der Leitungswege
darstellen, vor dem Bauchsaugnapfe ziemlich senkrecht au f die Bauchfläche zulaufen, und
von dieser aus namentlich mit schwächeren Linsen im optischen Querschnitte leicht wie Mündungen
von Gängen aussehen können. Bei genauer Untersuchung mit homogener Immersion
überzeugt man sich bald von der continuirlichen Verbindung der beiden Leitungswege.
Was nu n die übrigen Cercarien anbelangt, so stimmen sie vor allem mit den eben beschriebenen
überein in der v ö l l i g g l e i c h e n L a g e r u n g . der Geschlechtsdrüsen im Körper; dass die
gegenseitige Verbindung derselben die gleiche ist, v e rs teh t sich nach dem oben Gesagten wohl
von selbst. Keimstock sowohl, wie Hoden liegen s e i t l i c h der Mittellinie, die beiden Hoden
s c h r ä g h i n t e r e i n a n d e r , so, dass der mit dem Keimstocke au f derselben Seite gelegene der
hintere, d e r andere der vordere ist, beide h i n t e r dem Bauchsaugnapf. D e r Keimstock selbst
aber w e c h s e l t in Bezug a u f seine Lage zwischen den beiden Körperseiten, nicht n u r bei den
verschiedenen A rten, sondern auch, und zw ar manchmal ziemlich oft, auch bei Individuen derselben
A rt. Als die von ihm bevorzugte Seite kann ^ h wohl die r e c h t e angeben, doch kommt
e r z. B. gerade bei Dist. cygnoides ziemlich regelmässig links zu liegen; die a l l g em e i n e n L a g e b
e z i e h u n g e n der Drüsen zu einander werden durch diesen Wechsel aber n i e g e stört, vielmehr
findet in solchen Fällen immer n u r eine e i n f a c h e U m k e h r u n g s ta tt. Ic h glaube in
Folge dieser Beobachtungen dazu berechtigt zu sein, die eben beschriebene Lagerung der Keimdrüsen
zu einander als die normale und ursprüngliche zu bezeichnen.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich dieselbe n ich t überall d ire c t bei den Cercarien
beobachten konnte. Ich habe die le tz teren ja n u r von einem Theile meiner W ürme r zu r Verfügung
gehabt, von den anderen jedoch nicht. Wenn nun aber bei diesen letzteren die jüngsten
Exemplare, die augenscheinlich n u r wenige Stunden oder Tage e rs t übe rtragen sein konnten,
n o c h d i e s e l b e Vertheilung aufwiesen (Dist. globiporum, medians, variegatum), dann d ü rfte das
fü r die Cercarien e rs t re c h t sicher sein! Leider habe ich tro tz a lle r angewandten Mühe kein
passendes Exemplar des Dist. confusim auftreiben können, bei dem bekanntlich die Hoden fa st
J) Vergl. hierzu besonders: v. Gra f f , Monographie-der Turbellarien. Leipzig 1882. p. 130.
im Kopfende gelegen sind; jedenfalls würde dieses fü r die Beurtheilung der uns h ie r interessirenden
Verhältnisse von grösser Bedeutung sein.
Auch das n u r einen einzigen Hoden besitzende Dist. perlatum macht im Princip keine
Ausnahme. D e r Keimstock liegt ursprünglich auch h ie r seitlich, rechts, und von den beiden,
aus dem Hoden hervorkommenden Samenleitern beschreibt der eine einen Bogen nach rechts, der
andere nach links; beide treffen, wie wir auch bei den anderen Würmern sehen, u n te r einem
spitzen Winkel zu r Bildung der Samenblase zusammen, obgleich sie direct und parallel zu einander
verlaufen könnten.
N i c h t ganz so einheitlich verhalten sich meinen Beobachtungen nach die Anlagen der
späteren G e s c h l e c h t sm ü n d u n g e n , die theilweise median, theilweise seitlich gelegen sind.
Zwar giebt S chwarze an, bei der Cerccuria ornata, die ursprünglich eine re in median gelegene Anlage
der Ausführungsapparate besitzen soll, eine allmähliche Verschiebung des betreffenden Com-
plexes nach der Seite hin beobachtet zu haben (1. c. p. 36). Es is t mir bis je tz t nicht geglückt,
diese Beobachtung an einer Cercarie aus Dianorbis corneus, (daher e rh ie lt S chwarze sein Material)
wiederholen zu können, und ebenso habe ich Zwischenstadien, welche au f einen solchen Process
hindeuteten, leider nicht angetroffen. Ich muss mich also betreffs dieser Verhältnisse bis auf
weiteres eines Urtheils enthalten. Dahingegen habe ich bei der Entwickelung des Distomum perlatum,
welches ebenfalls eine exquisit seitliche Lage seines Genitalporus aufweist, v o n v o r n
h e r e i n die späteren Ausführungswege i n d e r s e i t l i c h e n R i c h t u n g sich entwickeln sehen
(Fig. 88, Taf. IV). Schon bei jüngeren Cercarienkeimen, wo Hoden und Ovarialanlage noch nicht
einmal völlig von einander g e tren n t sind, laufen die Aequivalente der späteren Leitungswege
nach links, und sie verändern diese Richtung während der weiteren Ausbildung und der Vollendung
des Cercarienorganismus nicht mehr wesentlich.
Welcher von den beiden h ie r geschilderten Entwickelungsmodi fü r die Anlage der Genital-
mündüngeri der normale ist, d ü rfte nich t ohne weiteres zu entscheiden s ein ; im allgemeinen möchte
ich mich, trotzdem ich ihn nicht selbst gesehen, doch fü r den von S chwarze beschriebenen entscheiden,
da, wie eine Lagenveränderung der Geschlechtsdrüsen während der Entwickelung s ta t tfindet,
ebensogut auch eine Verschiebung der späteren Geschlechtsöffnung aus ih re r ursprünglichen
Lage ein tre ten kann. Hoffentlich bringen spätere Untersuchungen hierüber Aufschluss;
das Wesentlichere d ü rfte übrigens doch die überall gleiche Lagerung der Geschlechtsdrüsen
selbst sein.
In histologischer Hinsicht sind die Anlagen noch alle re in zellig; die Zellen selbst sind
noch wenig individualisirt, mit sehr schmalem Protöplasmasaum und s ta rk körnigen Kernen.
Die Entwickelung der Genitalorgane.
Ueberblicken w ir die Gesammtheit der Veränderungen, welche an der Geschlechtsanlage
der Cercarien während ih re r Umbildung zu dem reifen und productionsfähigen Zustande auf-
tre te n , dann lassen sich an diesen in der Hauptsache drei Categorien unterscheiden. Die erste
derselben betrifft die Aenderungen in. der gegenseitigen L a g e der einzelnen Abschnitte; sie is t
theilweise eine directe Folge d e r Vergrösserung des Körpers und ist, soweit ich über sie Aufschluss
e rh a lten habe, schon bei der speciellen Beschreibung der A rte n im ersten Theile der
Bibliotheca zoologica. Heft 16. 3 3