nun h ie r meine Ueberzeugung dahin ausspreche, dass der ganze bis je tz t bekannte und beschriebene
Gefässapparat des Distomum hepaticum — mit Ausnahme der E n d tr ic h te r , die nur
F raipont gesehen zu haben angiebt *), — nichts als eine enorm reich entwickelte E n d b l a s e ist,
so stütze ich mich einmal au f den I n h a l t aller, auch der feineren Gefässe, der, wie sonst derjenige
der Endblase, aus einer körnchenhaltigen Flüssigkeit besteht,, und a u f die sehr bedeutungsvolle
Angabe L euckart’s , dass „in der Wand der Gefässe einzelne kleine K e r n e auffindbar sind,
die in das Lumen hineinragen“. Das beweist, dass diese Maschen e i g e n e Wandungen besitzen,
wie wir sie als bezeichnend fü r den Endtheil des Gefässapparätes kennen gelernt haben. Eine
gewisse Bestätigung dieser meiner Ansicht könnte man in der freilich nicht ganz präcisen Angabe
von L ütz erblicken, dass sich am 10. Tage nach der Uebertragung von Leberegelcysten in
ein Kaninchen an den S c h e n k e l n des „Excretionsgefässes“ ein „System feiner Verzweigungen gebildet
ha t, welche mit Kernchen und Tröpfchen gefüllt sind“ 2). D ire c t beweisend aber is t das
Verhalten des Distomum echinatum. Bei dieser kleineren und übersichtlicheren Form, die ein ganz
entsprechendes, oberflächlich gelegenes „Gefässnetz“ besitzt, kann man deutlich und zweifellos
den Nachweis liefern, dass diese Maschen nichts anderes, denn seitliche Auswüchse und Zweige
des S am m e l r a u m e s sind. W ährend bei der in Fig. 191, Taf. IX gezeichneten, unreifen
Cercarie das Gefässsystem noch ganz den gewöhnlichen Bau ha t, s ieht man an dem eben aus
seiner Cyste hervorgebrochenen jungen JEchinostomum (Fig. 192, Taf. IX) an den Schenkeln derselben
Seitenzweige auftreten, die sich späte r allmählich zu dem reichen „Netzwerke“ entwickeln.
A u f ganz dieselben Verhältnisse scheint sich die oben angegebene L utz’sehe Bemerkung zu beziehen.
Ich habe in dem Voranstehenden aus den Excretionsapparaten einer Anzahl von Distomen,
die ich zufällig zu untersuchen Gelegenheit h a tte , eine Reihe zu bilden versucht, zunächst zu
dem Zwecke, zu zeigen, dass diese A p parate alle in eine gewisse Beziehung gebracht werden
können, dass sie, wenn auch als v e r s c h i e d e n e A u s b i l d u n g e n desselben, doch einem e i n h
e i t l i c h e n T y p u s sich unterordnen lassen. Es is t möglich, dass die Reihe ganz oder theil-
weise auch den Weg angiebt, auf welchem die verschiedene Ausbildung phylogenetisch zu Stande
gekommen is t; in der T h a t w ird die spätere Darstellung der Entwickelung des A pparates in
dem jungen Wurme zeigen, dass manche Einzelheiten derselben thatsächlich a u f ganz entsprechenden
Vorgängen basiren, wie ich sie oben angenommen habe.
J3. G-enitalorgane.
Werfen wir, ehe w ir au f eine speciellere Besprechung des Genitalapparates eingehen,
e rs t einen kurzen Blick au f die Lage seiner äusseren Oeffnung, so ergiebt sich als gemeinsames
Merkmal fü r dieselbe bei den speciell von mir untersuchten Formen n u r das, dass sie au f der
Bauchseite gelegen ist. Dieser C h arak ter is t fü r die überwiegende Mehrzahl auch der übrigen
Distomen in gleicher Weise gültig, j a e r würde es fü r alle sein, wenn nich t Z schokke fü r sein
• ’) Leuckart, 1. c. pag. 213. Anmerkung hierzu.
2) L u t z , Weiteres zur Lebensgeschichte des Distoma hepaticum. Ccntralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk.
XIII. 1893. p. 320.
Distomum Mieschen aus dem Oesophagus von Trutta salar berichtete '), dass „die männliche Oeffnung
s ta rk d o r s a l verschoben ist, und ungefähr •auf derselben Höhe, wie die weibliche, aber der
Rückenfläche sehr angen äh e rt“ liegt. Leider is t dieser Wurm bis je tz t n u r in einem Exemplare
gefunden worden und es fehlt noch eine Bestätigung dieses abnormen Verhaltens, was jedenfalls
wünschenswerth wäre. Ebenfalls bemerkenswerthe Lagerungen des Genitalporus treffen wir noch
bei Apoblema excisttm, wo sie nach J uel im Inneren des Mundsaugnapfes2), und bei Bist, somateriae,
wo sie nach L evinsen im Bauchsaugnapfe gelegen i s t 3). Im Uebrigen aber und speciell• bei
unseren Fisch- und Froschdistomen, liegen die Genitalöffnungen stets v en tra l, in der Mehrzahl
d er Fä lle wohl in der Mittellinie oder n u r so wenig aus derselben verschoben, dass sie immer
noch als median angesehen werden können. Es finden sich solche leichte Verlagerungen aus der
Mittellinie heraus nach dem im vorigen Abschnitte Beschriebenen wohl häufiger, als wir bis je tz t
angenommen haben; eine besondere Bedeutung möchte ich diesen kleinen Abweichungen jedoch
kaum zuschreiben. A u f der Mittellinie können die Genitalöffnungen augenscheinlich eine ganz
beliebige Lagerung cinnehmen. Sie liegen von unseren Formen sehr weit vorn, u n te r dem P h a ry x
bei Distomum variegatum und ähnlich auch bei Dist. ovocaudatuin, bei den meisten dagegen mehr
oder minder dicht vor dem Bauchsaugnapfe, was wohl als die normale Lagerung anzuseheii ist.
Selten n u r liegen sie h in te r diesem* dem Körperende genähert. Eine der dahin gehörigen Formen
is t das Distomum leptostomum Olss., dessen Genitalöffnung von seinem Entdecker irrthümlich hinte r
dem Mundsaugnapfe angegeben wurde. In einigen Fällen endlich rü c k t der Genitalporus weit
aus der Mittellinie heraus, bis an den Körperrand, und zwar zeigt sich h ie r eine auffällige und
regelmässige Bevorzugung der linken Seite; ich kenne keine Form, bei welcher der Porus normaler
Weise rechts gelegefi wäre, und ebensowenig sind mir gelegentliche Verlagerungen sonst
linksseitiger Genitalpori auf die rechte Seite zu Gesicht gekommen. Seitliche Geschlechtsöffnungen
haben w ir bei D. clavigerum und seinen beiden Vettern, sowie bei D. perlatum; auch hier kann
der Porus wieder bald weiter vorn (D. medians), bald am Bauchsaugnapfe, o d ertheilweise h in te r
diesem liegen (D. perlatum); am weitesten terminalwärts findet er sich wohl bei dem interessanten
D. tu/ryidum B rus., das ich leider aus Mangel an passendem Material nicht m it in den Bereich
dieser Untersuchungen ziehen konnte.
Bei solch wechselnder Lage der Geschlechtsöffnung, die auf die übrige innere Organi-.
sation aber v o l l k om m e n o h n e E i n f l u s s ist, au f sie a l l e i n bestimmte Genera gründen zu
wollen, wie es von P oirier ( Gephalocjonimus) und M onticelli (Meso- und Urogonimus) geschehen ist,
scheint mir ein etwas gewagtes Unternehmen; ich theile in Bezug h ie rau f vollkommen die
Ansichten B lanchard’s 4) und B raun’s 5), die die Berechtigung dieser Genera anzweifeln: „da sie
n u r ein einziges Merkmal berücksichtigen und zweifellos en tfe rn te r stehende Formen vereinigen,
bloss weil sie in dem e i n e n Merkmal übereinstimmen“ 6).
*) Zsc h o k k e , Erster Beitrag zur Parasitenfauna von Trutta salar, Verkandl. d. Naturforsch. Gesellsch. Basel.
VIII. 1890. p.. 783.
| | Juel, Beitr. z.- Anat. etc. 1. c. p. 27.
8) L e v in s e n , Bidrag til Kundskab oui Grönlands Trematodfauna. Oversigt over d. K. Dansk. Vidensk. Selsk.
Forr. 1881. 1882. p. 71.
4) B l a n c h a r d , Notes sur quelques vei's parasites de l ’homme. Comptes rend. de la Soc. Biol. 1891. No. 3. p. 8»
6) Braun, Bronn’s CI. u. 0. p. 909.
6) In seiner neuesten Arbeit verficht Mo n t ic e l l i eingehender die von ihm vorgenommene Scheidung des Genus
Distomum in Untergenera. Soweit ich seine Auseinandersetzungen verstehe, ist es „die Unmöglichkeit einer rationellen