M i r a B
wie ich überzeugt bin, lediglich durch ih re eigene T h ä tig k e it bis dahin vorgedrungen, und sie
würden schliesslich in ihrem dunklen Drange noch weiter, bis in den Keimstock selbst, sich
durcharbeiten, wenn ihnen n ich t an dieser Stelle so energisch wie möglich H a lt geboten würde.
In der T h a t sind ihnen die Flimmerhaare durch ih re stete und vereinte T h ä tig k e it überlegen;
ich habe niemals gesehen, dass einer der viel grösseren und k rä ftig e ren Samenfäden mit Erfplg
gegen sie h ä tte ankämpfen können, selbstverständlich, solange sie im Vollbesitze ih re r Energie
waren ; bpi beginnendem Absterben der Würmer stellen die Cilien schon bald ih re Th ä tig k e it ein.
Die Schwingungsrichtung nach a u s s e n zu behalten die Flimmerhaare im ganzen Befruchtungsraume
und noch bis in den Anfangstheil des L aurer’sehen Canales hinein; von da ab
w ird dieselbe g e r a d e e n t g e g e n g e s e t z t , so dass vom Ootyp an die Schwingungen der Haare
e b e n f a l l s n a c h d e r A b g a n g s s t e l l e d e s LAURER’s c h e n C a n a l e s z u e r f o l g e n . Auf
die Bedeutung dieses plötzlichen Wechsels werde ich e rs t sp äte r w e ite r eingehen können. Ehe
ich aber die Besprechung des Keimganges verlasse, mag in kurzen W o rten noch auf die etwas
abweichende G e sta lt desselben hingewiesen werden, die w ir bei Distomum cygnoides und folium finden
(cf. F ig . 126, Taf. V I und Fig. 75, Taf. IV). Die Unterschiede gegenüber dem gewöhnlichen
V erhalten beruhen h ie r indess in le tz te r In stan z n u r darauf, dass v o r allem der Befruchtungsraum
selbst sehr s ta rk entwickelt und mit sehr reichlicher Muskulatur au sg e s ta tte t ist, während
e r zu gleicher Zeit von dem Keimstocke durch einen längeren, engen Canal g e tren n t wird. P rin -
cipielle Unterschiede sind also n ich t vorhanden.
c) LAURER’sclier Canal nnd ßeceptaculnm seminis.
Nachdem gegenwärtig die F ra g e nach dem Verlaufe des L aurer’sehen Canales endgültig
entschieden i s t , d re h t sich die wissenschaftliche Discussion vorzugsweise noch um sein Vorkommen
u nd um seine anatomische und physiologische Bedeutung. Da ich au f die le tz tere sp äte r
noch ausführlicher zu sprechen kommen werde, mag diese F ra g e h ie r vollkommen ausser Spiel
bleiben. W as sein Vorkommen anbelangt, so f e h l t e r nach der von B raun gegebenen Zusammens
te llu n g 1) sicher bei den Apoblemaa,rteii ( = Distomum appendiculatum etc.), bei Monostomum muta-
bile nach B raunIs eigenen Untersuchungen, während nach W alter 2) Monost. trigonocephalum, proteus
und reticulare einen solchen besitzen3), und bei Distomum Richiardii L opez nach M onticelli 4). Ich
kann den h ie r namhaft gemachten Formen eine neue hinzufügen in G e sta lt des Distomum varie-
gatum, das ebenfalls k e i n e n LAURER’schen Canal, an dessen Stelle aber ein sehr voluminöses
Receptaculum seminis a u fw e ist6),
*) B r a u n , Bronn’s CI. u. 0. p. 715.
2) Walter, 1. c. p. 227.
3) Eine egyptische Notocotyle&rt, die, was ich gegenwärtig ans Mangel an der nöthigen Litteratur nicht entscheiden
kann, möglicherweise mit Notocotyle triserialis identisch ist, b e s i t z t ihn ebenfalls, desgleichen ein kleines Monostomum
aus dem egyptisehen Müvus parasiticus und eine nahe verwandte Form aus Pelecanus onocrotalus (Nachtr. Zusatz).
4) Monticelli, Di un Distoma etc. Bollett. Soc. Natural. Napoli I II . 1889. p. 132.
5) In seiner neueren Arbeit führt M o n ti c e ll i noch folgende Arten auf, die des LAURER’schen Canales entbehren
(1. c. p. 107): D. fractum, folium, delphini, rochebruni, siredonis, sauromates, oculatum und pristis. Dass der
Canal bei Dist. folium fehlen soll, ist jedenfalls, wie aus den Untersuchungen von BRAUN und der Beschreibung des
Wurmes im ersten Theile hervorgeht, nicht richtig (Nachtr. Zusatz).
In allen Fällen, wo e r vorhanden ist, re p rä s en tirt unser Gang einen mehr oder minder
unregelmässig gekrümmt verlaufenden, meist ziemlich engen Canal, der a u f der Rückenfläche des
Wurmkörpers, und immer in der Nähe seines Ursprunges, sich öffnet. Diese Mündung liegt en tweder
in der Mittellinie des Rückens, wie mir scheinen will aber häufiger etwas aus derselben
heraus au f die Seite gerückt. Es dü rften in Bezug au f die Lage der Oeffnung sogar bei den
Individuen einer und derselben A r t Differenzen Vorkommen. Bei Distomum ■tereticolle fand ich
einmal an dem LAURER’schen Canale eine d o p p e l t e Oeffnung, indem derselbe, gan2 k u rz u n te r
der Rückenfläche seines Besitzers in zwei, fa s t flach winklig auseinanderlaufende Aeste sich spaltete,
die, in der Medianlinie des Rückens nach vorn und nach hinten gerichtet, 0,08 mm von einander
entfernt, g e tre n n t nach aussen mündeten. Beide Oeffnungen lagen also h i n t e r einander. Einer
ähnlichen Bildung bin ich weder bei Dist. tereticolle, noch bei den anderen W u rm a rten wieder
begegnet. Ausser der doppelten Mündung zeigte jener Canal übrigens noch eine Unregelmässigk
e it in G e sta lt eines kleinen, zäpfchenförmigen und hohlen Anhanges, den e r ungefähr in der
Mitte seines Verlaufes tru g (Fig. 69, Taf. IV). Die Dicke desselben w a r etwas geringer, wie
die des Hauptcanales, seine Länge gering, n u r 0,018 mm. Ich glaube zunächst, dass w ir es in
diesem F o rtsa tz e sowohl, als in der doppelten Mündung des LAURER’schen Canales selbst mit einer
zufälligen, durch irgend welche Verhältnisse bedingten Missbildung zu th u n haben.
In histologischer Hinsicht habe ich betreffs ,des Aufbaues des LAURER’schen Canales dem
bisher Bekannten kaum etwas hinzuzufügen. Die directe Begrenzung des unregelmässigen, bald
weiteren, bald engeren Lumens bildet bei den A utoren eine „Membrana p ro p ria “ oder „homogene
Schicht“, die in die Körperwand übergeht und deshalb mit ih r in Beziehung gebracht wird.
Kerne t r a f man in dieser Schicht fü r gewöhnlich nicht, n u r in den letzten J ah re n wurden einige
gegentheilige F ä lle b ekannt ;: .so beschreiben sie J ägerskiöld von Ogmogaster plicatax), N oack von
Distomum clavigerum R ud. 2) und Z iegler 3) erkennt in derselben bei Gasterostomum fimbriatum nicht
n u r die Kerne, sondern auch die im Basaltheile daselbst ih r aufsitzenden Flimmerhaare. In der
T h a t is t die innere Auskleidung des LAURER’schen Canales in a llen 'F ä llen ein metamorphosirtes
E p i t h e l , von dem bei ausgebildeten Würmern aber n u r Me Kerne noch, und auch diese selten genug
erkennbar sind. Die dem Lumen zugekehrte Oberfläche des Epitheles zeigt, wie ich vielfach
beobachtet habe, die Tendenz zu r Bildung derselben Zäpfchen und Zöttchen, wie w ir sie oben
bei den männlichen Leitungswegen verschiedentlich vorfanden, n u r sind sie h ie r s e h r klein und
n u r selten deutlich zu erkennen; sehr hübsch aber tr a te n sie hervor in dem oben beschriebenen
gespaltenen Theile des LAURER’schen Canales von Distomum tereticolle (Fig. 69, Taf. IV). In dem
u n te rsten , dire c t m it dem Keimleiter in Verbindung tre ten d en Abschnitte des Canales werden
diese Zäpfchen e rs e tz t durch sehr schöne, lebhafte Flimmerhaare, welche continuirlich in die des
Keimganges selbst übergehen. Die Ausdehnung dieses Flimmer epitheles im LAURER’schen Canale
^ t verschieden, e rre ich t aber n u r selten ein grösseres Maass ; die Schwingungsrichtung der Cilien
is t s te ts die von dem Keimgange in den Canal h i n e i n . Dem Epithele liegt weiter nach aussen
zu ganz allgemein eine mehr oder minder s tä rk e Ringmuskulatur auf, über welcher N oack *) auch
. ^ ‘Jä g e r sk iö l d , Ueb. d. Bau v. Ogmogaster plicatus Cr e p l . Kgl. Svensk. Vetensk. Acad. Handi. 24. Stockh? 1891.
2) Noack, 1. .c. p. 43.
8) Zie g l e r , 1. c. p. 24.
4) Noack, 1. e. p. 43.